3 min read

Auswärtsfahrt

Auswärtsfahrt
Runde Ecke - Ausgabe #118

Liebe Fußballbegeisterte,

unterwegs zum Auswärtsspiel, immer etwas Besonderes. Vorfreude, Erwartungshaltung, Planung. Freitag Abend anreisen oder doch lieber am gleichen Tag? Mit Sightseeingtour vor Ort oder ohne? Am Spieltag dann, wie kommt man zum Stadion und was muss man im Selbigen alles beachten? Meistens ist der Gästeblock ja irgendwo im Nirgendwo untergebracht. Weit weg von den Öffentlichen, nach dem Motto einmal rund um den Block. Einlass nur nach doppelter Spezialkontrolle. Am besten lang vor Anpfiff, um direkte Konfrontationen zu vermeiden.

Nicht so in Leipzig. Hier sitzt man zwar auch irgendwo im Nirgendwo, aber nach Leipzig reist nicht jeder. Viele Fangruppen boykottierten immer noch den Neu- oder besser Retortenverein. Daher sind die Sicherheitsvorkehrungen überschaubar. Nur der Einlass ist geschichtlich relevant. Man steigt gefühlt die Treppen zum alten Zentralstadion empor. Bei gutem Wetter ein Hingucker mit Blick auf das Elsterbecken. Nach Überschreiten der Kuppe liegt vor einem die im alten Rund eingebettete neue Arena. Künstlich gehypt und mit lauter „Roten Bullen“ verziert.

Das Vorgängermodell wurde zu ähnlichen Zwecken errichtet und verwendet. Die Eigner, das totalitäre Regime der damaligen Deutschen Demokratischen Republik, erbaute es 1955/56 als Großstadion zu Propagandazwecken. Es sollte ein Prestigebau und vor allem bombastisch sein. 180.000 Freiwillige bauten das 100.000 Zuschauer fassende weite Rund aus den Trümmern der Stadt. Wichtige Propagandaveranstaltungen fanden dort regelmäßig statt. Auch die Lokalvereine wie BSG Chemie Leipzig und SC Lokomotive Leipzig durften ab und an Spiele in der überdimensionalen Schüssel abhalten, vor allem wenn es gegeneinander ging.

Im Übrigen, wer heute noch was auf die Tradition hält, geht nicht zu RasenBallsport Leipzig. Wer heute in Leipzig guten Fußball mit uriger Stimmung sehen will, der geht in die Regionalliga. Wahlweise zu Lokomotive oder Chemie Leipzig. Da wird Fußball noch gearbeitet, geträumt und die eine oder andere echte Rivalität lebt nur dort.

„Ich träume nie von Chemie“ - Graffiti-Verewigungen der Lokomotive Leipzig Fans in der Stadt

Ich träume noch von der Meisterschaft….werden sich sowohl Edin Terzić sowie auch Thomas Tuchel gedacht haben. Beide konnten innerlich durchschnaufen. Nach den ungeplanten bis peinlichen Unentschieden ihrer beider Mannschaften ist der Titelkampf weiterhin offen. Unvorstellbar sollte der jeweilige Verlust von 2 Punkten dazu geführt haben, dass die eine Mannschaft davonziehen oder die andere Mannschaft gar auf Punktegleichstand heranziehen konnte. Egal wie, für Hoffenheim und Stuttgart verschaffte der Punktgewinn ein wenig Luft, oder besser, Beruhigung im Abstiegskampf.

Kommen wir zurück nach Leipzig, wo es im Übrigen heute noch Konsummärkte gibt. Dort war der Gastgeber enorm effektiv und erzielte bei 12 Torschüssen und gefühlten 4 Tormöglichkeiten 3 Treffer. Diese reichten am Ende, um die tapferen schwäbischen Kämpfer aus der Friedensstadt in Schach zu halten. Glanzvoll sieht anders aus. Gemäß Anspruch der mit Millionen aus dem Red Bull Universum gesponserten Kickertruppe sollte man Teams wie Augsburg nicht das Spiel überlassen müssen und sich dann am Ende über die Ziellinie zittern. Zum Glück kann man sich nicht alles mit Geld kaufen - nicht Titel und nicht die Stimmung im Stadion. Nur bei Konsum das ein oder andere nette Lebensmittel.

Dafür kann man sich nichts kaufen: Dem FCA bleibt in Leipzig nur die Anerkennung

Unsere Anerkennung gilt dieses Wochenende Lars. Nach einer kleinen Durststrecke konnte er zu seinem Busenkumpel Raphael aufschließen. Mit dieser Runde beträgt sein Abstand nur noch einen mageren Punkt. Damit ist der Saisonendspurt eröffnet und die Spannung steigt. Auch Platz 3 und 4 liegen ja noch aussichtsreich im Rennen. Ab nun heißt es, volle Aufmerksamkeit auf den nächsten Tipptag.

Daher stellt sich dann im Vorausblick die Frage: Was verbindet eigentlich den FC Augsburg mit seinem nächsten Gegner, dem VfB Stuttgart. Vieles könnte man meinen. Beide bezeichnen sich als Schwäbisch, wobei kein Spieler in den aktuellen Kadern dieses Idiom noch perfekt sprechen kann. Sie stecken Jahr für Jahr im Abstiegskampf und sie kassierten an diesem Spieltag jeweils 3 Tore. Mit dem besseren Ausgang für die Schwaben vom Neckar. Es ist ein sogenanntes 6 Punktespiel. Denn der Gewinner dieser Partie fährt mit gefühlt dieser Anzahl an Punkten nach Hause. Gut für die Augsburger, wie immer bei solchen Spielen ist „die deutsche Anfield-Road“ ausverkauft.

Und um nochmals bei Hypezig, so ein Beiname von Leipzig, zu bleiben. Im Kampf um die Champions-League Plätze muss der ehemalige VfB (Vereinsame vor der Umbenennung in RB) nach Leverkusen. Die BayArena ist zwar nicht für ihre sensationelle Stimmung bekannt, aber nach dem Unentschieden gegen Wolfsburg und vielleicht einem Sieg unter der Woche in der Europa League wird für das Team aus der Heldenstadt die Verteidigung ihrer kleinen Siegesserie (3 Spiele) nicht einfach mal so ein Klacks. Und um den Unionern, zu Gast in Gladbach, mit ihrem so gegensätzlichen und alternativen Geschäftsmodell auf den Fersen bleiben zu können, braucht es ab und an mehr als…..siehe oben.

Last euch daher nicht blenden und tippt mit Um- und Weitsicht!