Beinhart

Liebe Fußballfreunde,
am Montag wird der Erfinder der Kultfigur Werner Wernersen 75 Jahre alt. Sein Name bezeichnenderweise „Brösel“. Denn heute ist nicht mehr viel übergeblieben vom hohen Beliebtheitsgrad der Comics und Filme aus den 80er- und 90er-Jahren. Die wohl berühmteste Sequenz seines Schaffens, der Film „Werner Beinhart“, kam genau vor 25 Jahren in die Kinos. Allerdings damals schon mit sehr gemischten Kritiken. Immerhin konnte die Band Torfrock mit dem Song „Beinhart“ einen Achtungserfolg landen und überlebte 5 Wochen auf Rang 1 der deutschen Singlecharts. Mancher der eingetragenen Tippmitglieder wird wohl den Song und die entsprechenden Refrains noch gut im Kopf haben.
Beinhart ist auch eine beliebte Beschreibung für berüchtigte Verteidiger im Fußball. Werner Lorant, seines Zeichens Westfale, der es tatsächlich damals schaffte, für alle drei großen Ruhrpottvereine (Rot-Weiß-Essen eingeschlossen) zu spielen, hatte die Auszeichnung schon zu seinen aktiven Zeiten „weg“. Er war beinhart im Verteidigen und später knallhart als Trainer. Freundlicherweise sieht ihn das Magazin „11 Freunde“ aber nicht in den Top 5 der 30 härtesten Verteidiger aller Zeiten. Ranglistenerster ist, wie nicht anders zu erwarten, der Schlächter von Bilbao mit Namen Adoni Goikoetxea. Ihm folgen so bekannte Größen wie Claudio Gentile und Uli Borowka auf Rang 2 und 3. Erst auf Rang 4 folgt die „Axt“ Vinnie Jones, der schon gerne einmal versuchte, während eines Spiels seinem Gegenspieler die „Eier zu zerquetschen“.
Nr. 5 lebt leider nicht mehr. Nr. 5 ist der zahnlose Nobby Stiles, der ein echter Meister der Grätsche war. Seine Gegenspieler hassten ihn deswegen, die Zuschauer liebten ihn dafür. Gegen ihn spielen zu müssen, war eine regelrechte Mutprobe. Einer dieser Typen, die auf dem Platz kein Pardon kannten, aber dabei gar nicht unbedingt unfair spielten. Wenn er seinen Gegenspieler besonders einschüchtern wollte, dann lies er schon mal sein Gebiss in der Kabine. Dieses machte ihn auch weit über alle Zeiten berühmt, denn nach dem 4:2 über Uwe Seeler, Franz Beckenbauer und Co. 1966, tanzte der kleine, pardon, hässliche Nobby Stiles über den Rasen, in der einen Hand den WM-Pokal, in der anderen seine Zahnprothese. Jeder in England kennt diese Tanzeinlage.

Eine Zahnprothese hat heute sicherlich kein Spieler in seinen jungen Jahren mehr nötig. Aber wo sind heuer diese beinharten Verteidiger, die das Publikum verehren kann wie einst Nobby Stiles? Spieler wie die Schlotterbeck-Brüder oder auch Antony Rüdiger sind keine gefürchteten Verteidiger. Die sehr erfolgreichen Stürmer Robert Lewandowski und Harry Kane nennen Spieler wie Sergio Ramos, Vincent Kompany oder auch John Terry und Giorgio Chiellini als ihre härtesten Rivalen auf dem Feld. Nur von diesem Quartett spielt keiner mehr wirklich. Nun gut, Sergio irgendwo in der MLS westlich des Atlantiks.
Egal, Harry Kane hatte es am Wochenende mit Leopold Querfeld zu tun. Ein 21-jähriger talentierter Innenverteidiger, der erst seit kurzem sich einen Stammplatz bei Union Berlin ergattert hat. Seine Bilanz gegen Harry Kane - kein Tor des Superstürmers in diesem Spiel, immerhin. Seine ausgewiesenen Fähigkeiten, der „Querpass“. Seine Härte auf dem Platz, noch nicht wirklich nachgewiesen. Immerhin 5 gelbe Karten in 19 Spielen. Aber das kann ja noch alles werden. Ob sich Harry je an ihn erinnern wird, das ist hier aber die Kardinalfrage.

Schlussendlich hätte Werner Wernersen nicht nur Bölkstoff und Chopper im Kopf, er hätte wahrscheinlich beinhart auf Holstein Kiel, Verzeihung, „Holzbein“ Kiel beim Tippen gesetzt. Mit fatalen Folgen, denn leider konnten sich die Plattdeutschen nicht gegen Heidenheim durchsetzen im sog. absoluten Kellerduell. So wenig wie Werner Lorant’s ehemaliger Verein Borussia Dortmund. Trotz Chancenwucher kein zählbares Ergebnis. Eine Katastrophe für beide Vereine! Für die einen fast der sichere Abstieg, für die anderen fast sicher nächste Spielzeit keine CL.
Bleibt noch zu vermelden, dass SirPatric seinen Vorderspieler knall- bis sogar beinhart abgrätschen konnte und damit einen Platz gut machte. Alle Achtung!