Ein waschechtes Gurkerl
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Liebe Fußballexperten,
in der 95 Minute fing der Dortmunder Julian Ryerson einen Ball gekonnt ab und lief dann satte 80 Meter an Freund und Feind vorbei, ohne zu straucheln, ehe er alleine vor Oliver Baumann zum alles entscheidenden Schuss ansetzte. Beim Lauf schüttelte er u.a. seinen Gegenspieler Ihlas Bebou einfach ab. Besagter Bebou, eigentlich ein pfeilschneller Stürmer, konnte am Ende einfach nicht mithalten. Auf Fußballdeutsch: Die Luft ging ihm aus!
Aber dass ist nicht das, auf was ich hinweisen wollte. Der wichtigere Bestandteil der ganzen Geschichte liegt im Abschluss. Ryerson schloss mit einem Tunnel ab. Demütigender kann dies kaum geschehen zu dieser Spielzeit nach diesem Solo. Ein österreichischer Kommentator hätte frohlockt und wahrscheinlich wie einst der legendäre Edi Finger laut gebrüllt: „Ein Gurkerl, ein waschechtes Gurkerl!!“.
Denn Gurkerl ist der Begriff in der österreichischen Landessprache, auch Deutsch genannt, für einen der bekanntesten Fußballtricks. Dabei wird dem gegnerischen Spieler der Ball durch die Hosenträger (Beine) gespielt. Dieser Trick wird von den meisten Fußballern als die „bloßstellendste“ Art und Weise ausgespielt zu werden angesehen. Umgangssprachlich "gibt" man den Gegner somit eine "Gurke", man gibt ihm sozusagen Saures.
Und da dieses Kunststück äußert beliebt ist, gibt es viele Begriffe in anderen Ländern für dieses Schusstechnik: Ćevape wird auf dem Balkan verwendet, Panna eher in Spanien, die Briten sagen Nutmeg (Muskatnuss), die Schotten 50p, die Franzosen drücken es höflich als Petit Pont (kleine Brücke) aus und die Brasilianer nennen es keck Rolinho, Bei dieser Wortbildung kann man sich bildhaft vorstellen, wie der Ball durchrollt. Wahrscheinlich ist der Begriff eine Hommage an ihre großen Stars mit den rollenden "Rs". Wie man diese Kunst in Ryersons Heimat Norwegen nennt, ist leider im weltweiten Web nicht überliefert.
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In unserer Runde, mit Profitippern und neuerdings ein paar verhinderten Nichttippern, gibt es dieses Wochenende zwei, die den Rest düpierten und sprichwörtlich Saures gaben. Schnäppchen und JoschkaF stellten es dabei schlau an und brachten ein wenig Wirbel in die Tipptabelle - zu mindestens punkttechnisch. Am Ende steht die Tabellenführung für den einen und ein gewisser Anschluss an die nächsten Plätze für den andren.
Bis dato, trotz des Bundesligastarts im sog. Sommerloch, können wir nicht gerade von einer Saure-Gurken-Zeit sprechen. Denn die Tormaschine läuft und wir stehen bereits bei 185 Toren in dieser Saison. Am 4. Spieltag waren es sogar 38 davon. Mal sehen, ob dies kommenden Spieltag übertroffen werden kann? Eine Partie ist sicherlich dafür prädestiniert und bringt auch noch ein wenig Lokalkolorit mit. Bayer Leverkusen empfängt den 1. FC Köln. Der Tabellenführer mit bereits 20 geschossenen Toren gegen den Vorletzten mit gerade 4 eignen Treffern. Nichts anderes erwartet uns in Leipzig. Bochum kassierte in den letzten zwei Spielen 10 Tore und hat mit 19 Gegentoren die aktuell schlechteste Bilanz. Schaun wir mal, ob beide Teams wieder in den sauren Apfel beißen müssen!