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Der zweite Anzug

Der zweite Anzug

Liebe Fußballfreunde,

irgendwie komme ich nicht an den vielen kreativen Statements unserer aktuellen Bundesligatrainer vorbei. So auch dieses Mal! Wieder hat mich eine Aussage von Vincent Kompany getriggert: „Come on Jungs, wir sind in 2025 jetzt!“. Herrlich, ja wirklich, es ist 2025, und ehrlich gesagt, auch dieses Jahr ist schon bald wieder Geschichte. Die Aussage bezog sich auf seine Startaufstellung und die dort sichtbare, bewusst gewählte Rotation gegen Hoffenheim. Vincent hatte für einige Positionen den sog. „zweiten Anzug“ aufs Feld geschickt. Die Metapher steht für die Ausweichmöglichkeit, eine Alternative oder eben für eine starke Ersatzbank, wenn die erste Wahl nicht verfügbar ist oder scheitert. 

Scheitern ist ggf. hier dann nicht der richtige Begriff, denn die Spieler, die auf der Bank Platz genommen hatten, waren in letzter Zeit Garanten für den Erfolg der Bayern. Josuah Kimmich, Michael Olise, Dayot Upamecano sowie auch Serge Gnabry. Die Jungs, also die Journalisten, wagten es doch tatsächlich, diese Taktik zu hinterfragen. Spieler wie Min-Jae Kim (28 Jahre, gestandener Nationalspieler) oder auch Leon Goretzka (30 Jahre, dito) wurden angezweifelt und als zweiter Anzug angesehen? Okay, Lennart Karl (17 Jahre) könnte man eher in diese Kategorie packen. Talent mit Potential, das an die Bundesliga herangeführt werden soll. Aber immerhin, er bereitete per Eckball das erste Tor durch Harry Kane vor.

Andere Vereine wären heilfroh, einen solchen zweiten Anzug aufbieten zu können. Der oft zitatreif formulierende Sandro Wagner hatte keine Wahl und musste teilweise in Halbzeit 1 gewissermassen seinen zweiten Anzug aufs Feld schicken und in der Pause den zweiten durch den ersten ersetzen oder umgekehrt. Das weiß keiner so genau. Jede Wahl, die er auf jeden Fall traf, war eine, die zum Scheitern verurteilt war, und es herrschte wildes Chaos auf dem Feld. Symbolisch ein Tag zum Vergessen für die Augsburger. Egal ob mit dem 1., 2. oder gar 3. Anzug, das Spiel war so oder so verloren und in gewisser Weise vercoacht. Vielleicht muss Sandro ja bald Bemerkungen wie „Come on Jungs, ich kann nur Show und nicht Trainer“ vom Stapel lassen. Wer weiß?!

Schauen wir auf Freiburg und Stuttgart, Baden-Württembergs Paradeduo der vergangenen Saison, dann kann man sagen, hier saß am Wochenende wie bei den Bayern der zweite Anzug. In Stuttgart durften dieses Mal Lorenz Assignon, Chema und Tiago Tomas beginnen. Dabei fällt Chema als 20-jähriges Talent, ausgeliehen von Real Madrid, sicherlich in die genannte Kategorie und wurde auch erst in der 90. Minute nach solider Leistung ausgewechselt. Zum Sieg führte aber die Schwaben ein Mann aus der Abteilung „erster Anzug“. Diesen Spieltag gelangen Ermedin Demirovic ein Tor und ein Assist.

Gleiches gilt für den SC Freiburg. Vincenzo Grifo, fast unantastbarer Stammspieler auf dem Flügel, kopierte den Stuttgarter Stürmer und traf und bereitete jeweils einmal vor. Okay, leicht unterschiedlich, da das Tor ein verwandelter Handelfmeter war (kein Sololauf mit Lupfer wie beim Stuttgarter). Das Zuspiel zur Vorlagenflanke gab ihm dabei ein gewisser Niklas Beste. Seit seiner Rückkehr in die Bundesliga eher auch nur 2. Wahl im SC-Dress. Diese Saison könnte sich dies aber ändern. Mit dem Abgang von Ritsu Doan wurde eine Planstelle frei. Aktuell versucht er, den 2. Anzug, den er bis dato trug, abzulegen.

Niklas Beste auf dem Weg zum Leistungsträger in Freiburg?

Seine zweite Garnitur versuchte diese Runde auch FrankG abzulegen. Von den hinteren Plätzen nach vorne um sehr ansehnliche 6 Plätze. Sozusagen von der Ersatzbank auf das Spielfeld der Tabellenführer. Nichts dergleichen gilt für andere Hinterbänkler. Der Abstand beträgt für den einen oder anderen bereits mehr als 20 Punkte zur Spitze. Sapalot – das ging schnell diese Saison! Da bleibt einem nur zu sagen: „Come on Jungs, es ist nur ein Tippspiel!“