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Die Auferstehung

Die Auferstehung

Liebe Fußballfreunde,

Fußball, eine sehr kommerzialisierte Sportart, wie wir alle wissen, wird von vielen Fans oft mit religiöser Inbrunst gelebt und zelebriert. In der Tat erinnert vieles, was sich in der Fankultur entwickelt hat, an religiöse oder religionsähnliche Elemente. „Choralähnliche“ Gesänge, Stoßgebete gen Himmel, Pilgermärsche zum Stadion. Die Bezeichnung „Fußballgott“, im Übrigen erfunden vom überaus engagierten Fußballreporter Herbert Zimmermann 1954, als er in die Mikrofone zu sagen wagte, der Nationaltorwart Toni Turek sei wegen einer besonders gelungenen Abwehraktion ein eben solcher, zeugt von frühchristlicher Vereinnahmung.

Die Auferstehung wiederum ist in allen 4 Evangelien ein zentraler Bestandteil der Glaubensgeschichte. So auch in der Fußballbibel. Hier steht sie metaphorisch für die Wiederauferstehung einer Mannschaft nach einer Niederlagenserie. Und so kam es dieses Wochenende. Trotz negativer Prognosen konnten vor allem Augsburg, aber auch Bremen, den Bock erst einmal umstoßen und nach Niederlagenserien wieder gewinnen. Bemerkenswert dabei: Beide Teams holten ihren ersten Heimsieg diese Saison!

Dabei überraschten die Augsburger in ihrer Kathedrale Wolfsburg in jeweils entscheidenden Sequenzen des Spiels immer wieder und erzielten ein Tor zu Beginn jeder Halbzeit. Das brachte den Gegner nachweislich aus dem Konzept. Danach hielt man beständig durch eine leidenschaftliche Leistung, ganz anders als in den vergangenen beiden Spielen, den Gegner in Schach. Und das trotz adäquater Chancen der Wölfe, resultierend aus beachtlichen 16 Torschüssen. Schlussendlich zahlte sich die Nominierung und damit das Vertrauen in zwei Eigengewächse aus. Noahkai Banks und Mert Kömür schossen jeweils ein Tor nach engagierter Leistung.

Banks verpasste die Ehre, jüngster Bundesligatorschütze des FCA zu sein, nur sehr knapp. Kömür war im Mai 2024 bei seinem Premierentreffer einen Tag jünger als Banks gestern.

Bremen hatte ganz am Anfang ebenso viel Spielglück und schoss ein schnelles Tor, bereits in der 2. Spielminute zur 1:0-Führung (QI: exakt 1 Minute vor dem ersten FCA-Treffer und 1 Minute nach dem ersten Tor der Bayern in Frankfurt). Danach konnten die Grün-Weißen zwar nicht mehr so auftrumpfen wie erhofft, schafften es aber durch eine konzentrierte und beherzte Leistung und einen starken Glauben an ihre Defensivfähigkeiten, die Null und damit ihren Altar sauber zu halten. Nur gegen Ende des Spiels vernahm man einige „Dankgebete“ im weiten Rund, denn das Weserstadion musste vor allem bei zwei Distanzschüssen nochmals zittern.

Um eine Niederlagenserie geht es in Hamburg schon lange nicht mehr. Seine anfänglichen Blockaden nach Rückkehr ins Oberhaus hat der HSV offensichtlich seit drei Spieltagen überwunden. Ob durch Beten, das Fußballbibel-Lesen oder durch ausgedehnte Selbstreflexion, ist sicherlich im Nachhinein egal. Denn gegen Mainz setzten die Rothosen schon den zweiten Sieg diese Saison. Da sage mal einer, der Glaube versetzt keine Berge – im nördlichen Flachland ist dies auf jeden Fall noch möglich.

An eben diesen Hamburger SV glaubte hingegen kein einziger Mitspieler dieses Tippspiels. Mainz war der große Favorit nach zuletzt erfolgreich gestalteten Auswärtsspielen (siehe Augsburg). Auch sonst gab es Spiele, wo die Mehrheit der Tippgemeinschaft an etwas anderes glaubte, als es das Ergebnis am Ende aufzeigte. Eine Auferstehung im Sinne der metaphorischen Wiederauferstehung könnte man höchstens Joschka andichten, mit zwei gutgemachten Plätzen. Das macht aber wenig Sinn. Dann gratulieren wir ihm lieber ganz einfach zum ersten alleinigen Spieltagssieg heuer.