Die Kunst des Freistoßes
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Liebe Fußballkenner,
der Freistoß ist eine eigene Disziplin. Ausgerechnet im modernen Hochgeschwindigkeitsfußball mit all seinen Sprints und endlosen Laufwegen wird die Kunst am ruhenden Ball mehr denn je kultiviert. Wenn alles stillsteht, kann der einsame Schütze zum Helden werden. Und die Freistoßspezialisten werden immer besser. Weil das Spiel so viel schneller geworden ist, Zeit und Raum für die Ballbehandlung knapper sind, muss die Technik Schritt halten. Und so bringen die Nachwuchsleistungszentren inzwischen geschmeidige Filigranarbeiter hervor.
Vorbei sind dabei auch die Zeiten, in denen die Bälle um die Kurve flogen, mehr um die Freistoßmauer herum als über sie hinweg. Ehemalige Schützen wie Thomas Häßler, Pierre Littbarski oder David Beckham machten sich, unbewusst wahrscheinlich, den Magnus-Effekt zunutze, das Phänomen der Querkraftwirkung, die ein rotierender runder Körper in einer Strömung erfährt. Der Ball, mit seitlichem Effet getreten wie seinerzeit Manni Kaltz’ Bananenflanken, fliegt im Bogen zum Tor; je schneller er dreht, desto größer die seitliche Ablenkung.
Heute ist mehr der Vorwärtsdrall en vogue. Und diese Technik präsentiere im Flutlichtspiel am Freitagabend der Filigranarbeiter und Edeltechniker Alejandro Grimaldo, seines Zeichens 1,71 großer Spanier in den Reihen der Leverkusener. Sein Ball segelte über sich reckende und streckende grünliche Bayernspieler hinweg wie ein Strich ins rechte obere Toreck. Ein sehenswertes Traumtor und ein echtes Freistoß-Kunststück!
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Gekonnte Tippfreistöße trat diese Runde auch Michael. Endlich wird er wahrscheinlich behaupten. Oder besser, war doch klar. Der selbst ernannte beste Jugendtrainer der Welt hing aber durchaus in den letzten Wochen und Monaten seinen eigenen Ansprüchen etwas hinterher. Man muss dabei anerkennend festhalten, dass er filigran zwei 4er Tipps aus dem Hut zauberte und einem ungewöhnlichen Tipp drauf hatte. Gerade einmal zwei Tippfreunde hatten nämlich Heidenheim als Sieger auf dem Zettel. Für ihn ist damit die rote Laterne erst einmal außer Reichweite.
Einige sauber getretene Freistöße und auch Freistoßtore können wir kommenden Spieltag hoffentlich wieder erwarten. Dabei werden die Bayern nochmals unfreiwillig Werbung für die Partei „die Grünen“ machen - irgendwie ein Paradoxem. Aber zur Wiesnzeit ist alles möglich und der Rekordmeister darf direkt zweimal hintereinander im grünen Wiesntrikot zu Hause antreten. Die Bochumer Unentschiedenkönige aus dem Ruhrgebiet werden sicherlich daher nicht nur mit dem Münchner Wiesnbier fremdeln. Die Budesliga-Aufsteiger aus Heidenheim und Darmstadt sind dagegen nun beide endlich (wieder) in der Bundesliga angekommen. Für die diesjährigen Neuankömmlinge gilt es in der Fremde ihre ergatterten Punkte nun zu „vergolden“. Gegen Leverkusen (Tabellenplatz 1) und Stuttgart (4) sicherlich kein leichtes Unterfangen.
Lassen wir uns überraschen!