Eisern Union
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Liebe Fußballfreunde,
wie einige höchstwahrscheinlich aufmerksam verfolgt haben, leistete Union Berlin vergangene Woche wieder einmal Bemerkenswertes. Das Europa League Achtelfinale ist erreicht! Dabei drei Tore in den Kasten von Ajax geschmiedet. Nicht immer mit höchster Präzision, aber der Zweck heiligte die Mittel. Die eiserne Klinge sollte vor allem scharf sein. Sie muss nicht perfekt und makellos sein. Ganz nach Maßgabe des Slogan der Ost-Berliner: Eisern Union.
Der Begriff „Eisern Union“ ist darauf zurückzuführen, dass beim Arbeiterverein viele Spieler zu früheren Zeiten ihr Geld nebenher in der Eisenverarbeitungsindustrie dazuverdienten. Und diese Tatsache basierend auf einer Geschichte aus den 20er-Jahren rund um die Legende der Schlosserjungs aus Oberschöneweide, wird beim Kultverein aus Köpenick als bedeutende Tradition angesehen. Nina Hagen komponierte und textete dazu 1997 ein entsprechendes Vereinslied. Der Name ist dabei Programm: „Eisern Union“. Vor dem Spiel erinnert an und verinnerlicht die „eiserne“ Fangemeinde diese Tradition und besingt sie textsicher und stimmgewaltig.
In München hingegen, weit oben im 3. Rang gaben die Union-Anhänger im ausverkauften Gästeblock wieder einmal ihr Bestes. Stimmungsvoll wie immer konnten sie ihre Mannschaft in der ersten Halbzeit aber nicht wirklich helfen. 3 Tore für die Bayern in diesem Zeitraum setze dem Team arg zu, auch weil die Unioner vorne wie hinten zu passiv agierten. Folglich war es eine Lehrstunde für das neue Spitzenteam von der Spree, da die Münchner durchaus noch das ein oder andere Tor hätten machen müssen, wäre da nicht das Gesicht von Frederik Rönnow gewesen. Daher gilt es nicht zu verzagen, denn mit den besten Fans der „Welt“ im Rücken ist auch diese Niederlage verkraftbar.
An andere Stelle sucht man so eine Fankultur und Vereinstradition wie im Osten von Berlin vergeblich. Als Hoffenheim vergangenes Wochenende zu Gast in Augsburg war, verloren sich ca. 300 Fanseelen auf der Gästetribüne und mussten auch noch eine knappe Niederlage mitansehen. Nicht anders war es diesen Samstag gegen Dortmund. Trotz erhöhtem Zuschauerzulauf und damit ausverkauftem Haus, wahrscheinlich zu 80 % den mitgereisten BVB-Anhänger geschuldet, mussten die Kraichgauer sich wieder geschlagen gegeben. Wenn auch dieses Mal fast unverdient. Schlussendlich sind sie aktuell auf einem Abstiegsplatz angekommen. Ich glaube, die Enttäuschung bei einem direkten Abstieg würde sich in ganz Deutschland und noch darüber hinaus in Grenzen halten. Das Hoffenheimer Vereinslied lautet im Übrigen: „Wir sind Hoffe!“. Darin wird reimartig daran erinnert, dass sie „Hoffe“ sind. Ironisiert bleibt ihnen diese Saison nichts anderes übrig, als auf gut badensisch zu „hoffe“.
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Ein echtes Highlight in dieser Spielrunde war der Tipp für das Spiel Schalke gegen Stuttgart. Die 0:0 Unentschieden-Könige in Blau konnten vor knapp ausverkauftem Haus in der ersten Halbzeit tatsächlich zwei Tore erzielen. Da nutze dem VfB ein Aufbäumen nach der Pause auch nichts mehr. Mit solch einer verschlafenen Leistung verhagelten sie jedem Schwabenliebhaber die Tippbilanz. Die richtige Vorahnung hatten nur SirPatric und Soccergirl - wahrscheinlich nicht beheimatet in südlicheren Gefilden. Für den einen bedeutete es einen Schub nach vorne, für die andere das Heranpirschen an die Spitzenplätze.
Für ein volles Stadion und viel Stimmung werden nächstes Wochenende auf jeden Fall die Partien in Stuttgart, Dortmund oder auch wieder in Köpenick sorgen. Sangeslustige Kölner werden von sangeslustigen Berlinern begrüßt. Der Kölner Jeck kennt dabei jeden Gassenhauer, zumindest die sie im Karneval so benötigen. Vielleicht lernen sie heuer einen neuen, mehr eisenhaltigen, den sie in der nächsten „Jecken Zeit“ nachträllern können. In Dortmund ist egal, wer kommt, über 80.000 Fans sorgen immer für etwas, was nicht einmal ostländisch sächselnde Leipziger stören können. Und schlussendlich wird in Stuttgart aus alter Tradition die Bude brennen. Der Südgipfel hat es emotional in sich. Schwaben stehen nicht gerade auf Bayern und das 2:2 im Hinspiel war für die zahlreich mitgereisten VfB-Anhänger eine innerliche Genugtuung. Auf jeden Fall waren im vergangenen September mehr VfBler in der Allianz Arena, als das Auswärtskartenkontingent hergegeben hatte. Vergleichbares wie in Hoffenheim oder eben im Hinspiel wird es in Stuttgart sicherlich nicht geben. Wenn man zu einem Spiel geht im Schwabenländle, neben einem gegen den Karlsruher SC, dann zu diesem.
Im diesem Sinne, viel Spaß wo immer ihr die Spiele seht, hört oder „mitsingt“!!!
Hier noch das Orginal von Nina Hagen: