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Fangesänge

Fangesänge
Runde Ecke - Ausgabe #114

Liebe Fußballfans,

in letzter Zeit kam ich schon auf dem Weg ins Stadion, immer mal wieder in den Genuss, mir Fangesänge gegen den kommenden Gegner anhören zu können. Interessant, was es da alles so an Liedtexten gibt. U. a. werden die Fans von Bayer Leverkusen mit folgendem Reim bedacht: „…ihr steht auf Schwänze und nicht auf Busen, ihr seit die Fans von Bayer Leverkusen“. Wer hätte das gedacht. Auch die Bremer Fans werden gern mit folgendem Liedgut begrüßt: „Was ist grün und stinkt nach Fisch?…Werder Bremen“. Das ist doch mal was, intellektuell ein echter Steilflug.

Man muss daher festhalten, was aus Deutschlands Fankurven ertönt, ist oftmals nicht originell - sondern häufig einfach einfallslos. Warum so trist? Dabei sind es nicht nur die Gesänge einfallslos. Von Freiburg bis Rostock erschallt beim Abschlag des gegnerischen Torwarts eher ein "Arschloch, Wichser, Hurensohn", der Gegner wird wahlweise mit "Scheiß X" oder "Xer Arschlöcher" bedacht. Nicht, dass ich etwas gegen Gegnerbeschimpfungen hätte. Die gehören zum Fußball irgendwie dazu und lassen sich mit Shakespeare-Zitaten nicht gerade glaubwürdig artikulieren. Aber eben auch nicht mit Drei-Wort-Tourette-Stakkatos, die jeder Profi in seinem Leben schon 3254-mal gehört hat.

Immerhin lassen manche Stehtribünen mit abwechslungsreichen Choreografien das Auge jubilieren und dichten zuweilen auch eigene Lieder, teilweise extra auf einen bestimmten Spieltag abgestimmt. Doch nur allzu oft sind sie dennoch auf verlorenem Posten, weil wieder 90 Prozent der Leute den Text nicht kennen und es auf Dauer doch reichlich dämlich aussieht, wenn man wie einst die Wiener Sängerknaben mit einem Zettel vor der Nase die baritonale Stimme erklingen lässt. Wahrscheinlich vertonen deswegen auch so viele Ultras aus lauter Frust 90 Minuten lang Kinderreime à la "Auf geht's, Name der Heimmannschaft, schieß' ein Tor, schieß ein Tor…..“!

Ein wenig einfallsreicher: Hey Eintracht Frankfurt schalalalala ….Pippi Langstrumpf lässt grüßen

Für Michael war das vergangene Tippwochenende ein Gutes. Die bekannt herausragende Fanunterstützung (s. o.) der Frankfurter konnte ihn nicht davon abhalten, dem VfB ein Unentschieden zuzutrauen. Mit diesem, wenn auch nur Zwei-Punkte-Tipp konnte er fasst die Tipptagesbewertung für dieses Wochenende an sich reißen, wären da nicht die Sonntagsspiele gewesen. Am Ende gab es noch drei Gleichgesinnte, die den ein oder anderen Volltreffer landen konnten. Selten, aber nicht unmöglich. Damit wurde es ein wenig eng auf dem obersten Treppchen.

Fangesänge per se zur Unterstützung standen auf Schalke nicht wirklich im Mittelpunkt des Interesses. Einmal, da mittlerweile die Fanauseinandersetzung mehr über die Anzahl der abgebrannten Pyrotechnikstangen ausgetragen wird, wie zu Beginn des Spieles feststellbar war, und zum anderen, da hier das Spiel durchaus einiges zu bieten hatte. Am Ende war Dortmund nicht zufrieden mit den aus ihrer Sicht unnötigen Gegentoren. Gleiches gilt für die Münchner. Wer sich trotz bestechender Spielüberlegenheit drei Tore durch biedere Augsburger einfängt, macht hinten etwas falsch. Auch Gladbach hat an dieser Stelle Probleme. Krasse Fehler verhalfen Leipzig zu einem ordentlichen Sieg. In Freiburg musste eine gelb-rote Karte den Weg zum Freiburger Gewinn der 3 Punkte ebenen. Die Berliner Hertha wiederum brauchte ein wenig Unterstützung durch den Schiedsrichter, um mit einem schmeichelhaften „Draw“ aus dem Spiel zu gehen.

Durchaus aktuell „abgehobene“ Faneinschätzung: „Von Spandau bis nach Hellersdorf, vom Wedding bis Neukölln. Von Zehlendorf bis jwd, gibt's nur Hertha BSC.“

Wie geht es weiter? Unter der Woche dürfen die Frankfurter bei der Aufholjagd im vesuvischen Neapel stand heute doch auf die teilweise Unterstützung durch ihre Fans mit dem adaptierten Langstrumpfliedgut hoffen. Das zuständige Verwaltungsgericht in Italien (Kompanien) hat die Verfügung der neapolitanischen Behörden kurzerhand aufgehoben. Diese wiederum versuchen nun zu mindestens noch Fans auszuschließen, die in Frankfurt wohnhaft sind. Egal wie das Spiel ausgehen wird, beim danach anstehenden Auswärtsspiel an der Alten Försterei kommt es zum sog. Tabellennachbarschaftsduell, auf dessen Ergebnis man gespannt sein darf. Beide Teams konnten dieses Wochenende ja nur ein Unentschieden erreichen. Aktuell gibt es im Übrigen noch kein offizielles Frankfurter Schmählied für die Unioner. Vielleicht auch nicht unbedingt nötig. Wenn doch, dann könnten sich die Fans aus der Mainmetropole an den Reimkünsten der Herthaner orientieren (s. o.). Diese träumen noch in ganz groß und sehen ihre Hertha stadtintern vorne, wo andere sie doch schon ganz weit weg (jwd) einordnen.

Viel Spaß, falls, beim reimen und natürlich, wie immer, tippen!