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Hängesocke

Hängesocke

Liebe Fußballweisen,

der Winter naht und damit die Zeit der freien Kostümierung auf dem Platz. Ob Mütze, Handschuhe oder lange Unterhose, alles ist erlaubt. Wobei eine Mütze eher zu den selteneren Utensilien eines Profis gehört. Ein echtes Muss sind dagegen die sog. Schienbeinschoner. Seit 1990 zur WM in Italien muss ein jeder Fußballer diese Schoner aus Carbon, Glasfaser oder Hartplastik nach den FIFA-Statuten tragen. Davor war dies eher freiwillig und damit „Freiwuchs“ angesagt.

Und das bringt uns direkt zu „Hängesocke“ Frank Mill. Über den ehemaligen Stürmer u.a. von Borussia Dortmund gibt es Anekdoten, Zitate und auch Spitznamen noch und noch („Franky“; „Der Mill ist mit allen Abwässern gewaschen“). Mill und andere Spieler seiner Generation weigerten sich, mit hochgezogenen Socken über den Platz zu traben. Und das bei Wind und Wetter jeder Art. Wahrscheinlich benötigten die feinen Waden Luft, um ordentlich arbeiten zu können. Wichtigst dabei war aber, es sah einfach lässig aus! Wer erinnert sich nicht an Paule Breitner, Sören Lerby oder Manfred Kaltz. Letzteren hat man heute noch vor Augen, wie er als rechter Verteidiger seine berühmten Bananenflanken elegant aus der sockellosen Wade heraus schlug. Herrlich!

Heute ist das alles anders. Heute muss man ja bekanntlich Schienbeinschoner tragen, die ihren Halt benötigen. Und den bietet nun einmal nur die gute alte Socke. Viel auffälliger aber ist, dass heute der hippe Bundesligaspieler lieber die Stutzen bis über die Knie zieht. Der unverwüstliche Ronaldo begann einst mit dieser Masche. Seine Begründung: Aberglaube. Oder doch eher, um ein dreckiges Knie zu vermeiden? Dies führt nun zu dem Kuriosum, das in jedem Spiel der Spieler x-fach seine Socken richten muss. Denn Socken rutschen nun mal vor allem im Kniebereich.

Im Übrigen noch trendiger ist seit 2-3 Jahren bei so manchen Fußballstar die Lochsocke. Denn interessanterweise hat heute wie damals mancher Kicker Angst vor einengenden Socken. Spieler wie Uwe Michel, Donyell Malen und andere schneiden im Wadenbereich Löcher in die Stutzen – quasi, damit die Muskulatur unter Belastung sich etwas besser ausdehnen kann. Nachteil, danach kann man die Socke in die Tonne treten, was äußerst nachhaltig ist! Was hätte wohl Hängesocke Mill dazu gesagt. Wahrscheinlich ist er heute noch froh, dass der FIFA erst 1990 diese durchaus „beliebte“ Regelung einfiel - so blieben ihm ein paar Jahre mit / als hängende(r) Socke.

Der Trend zur Locksocke sollte baldmöglichst aus Nachhaltigkeitsgründen von den Sportartikelherstellern aufgenommen werden - wahrscheinlich eh automatisch ein Verkaufsschlager.

Seine grünen Glückssocken hatte wahrscheinlich auch FrankG dieses Wochenende an. Dieses Sockenglück brachte ihm beachtliche 20 Punkte ein. Auch weil mal wieder Bremen und Frankfurt exakt das machten, was er sich vorstellte und prognostizierte. Allerwichtigst, es brachte ihn um 6 Plätze nach vorne an die Spitze des Feldes. Seit Wochen der größte Sprung in unsere Tipptabelle, was auch als Zeichen der hohen Ausgeglichenheit gedeutet werden kann. Von Platz 1 bis 7 trennen die zukünftigen womöglich abergläubischen Glückssockenträger/innen nur magere 9 Punkte.

Mit hochgezogenen Socken geht es nach der Länderspielpause weiter. Wer Zeit und Lust hat, kann ja ein Selbstexperiment durchführen und bis dahin einmal in seine alters- oder sportbedingt notwendigen Kompressionsstrümpfe Löcher schneiden. Vielleicht läuft dann das Tippen „befreiter“ und damit noch erfolgreicher!