Qual der Wahl

Liebe Fußballfreunde,
sind alle Spieler einer Mannschaft einsatzbereit, dann hat der Trainer salopp formuliert, die Qual der Wahl. Er muss folglich entscheiden, wer zum Spieltagskader gehört und wer nicht. Dabei gilt es bis zu 19 und teilweise mehr Spielern zu erklären, warum sie nicht für die erste Elf nominiert sind oder gar nicht mal zum Aufgebot zählen. Oder wie er denn überhaupt auf die Besten kommt? Wahltechnisch keine leichte Entscheidung und oftmals ein Dilemma.
In solch einer Situation rufen die Übungsleiter daher gerne, also bei sog. voller Kapelle, das Leistungsprinzip aus. Denn dieser geforderte Leistungskampf soll dazu führen, dass die Anspannung hochgehalten wird. Sinnbildlich wünschen sie sich ein „heisses Rennen“ um die Plätze und erklären jeden Spieler als möglichen Kandidaten. Nur welches Team hat immer alle Spieler einsatzbereit? Allzu oft sind einige von ihnen verletzt oder gesperrt. In diesen Fällen stellt der Sportjournalist gerne fest, dass sich die Mannschaft „fast von alleine aufstellt“.
So auch bei den ambitionierten Gladbachern, zumindest im Tor. Die mit 10 Punkten in die Rückrunde gestarteten Fohlen müssen seit dem 22. Spieltag auf ihre aktuelle Nr. 1 verzichten. Eine Adduktorenverletzung zwang den bis dato guten Torwart Moritz Nicolas zu einer Auszeit bis zum Sommer. Und das kurz vor seiner ersten Nominierung für die deutsche Nationalmannschaft, so munkelt man.
Sein Vertreter Jonas Omlin verursachte nun im Spiel gegen Augsburg mit einer Notbremse vor dem Strafraum seinen frühzeitigen Abgang, was notgedrungen den etatmäßige dritten Torhüter ins Spiel brachte. Eigentlich sollte er sich mehr um die Ausbildung junger Towart-Talente mit seinen 36 Jahren kümmern. Daher musste Thomas Sippel recht „kalt“ in sein 55 Bundesligaspiel gehen und prompt verlor die Borussia in Unterzahl 0:3. Man könnte fast sagen, es kam so wie es kommen musste. Der angehende Towart-Renter sah bei allen drei Toren recht unglücklich aus und eingehende Experten analysierten, dass alle drei Schüsse von ein und demselben Augsburger Spieler verdächtig haltbar waren.
Schlussfolgernd keine gute Wahl, könnte man behaupten, aber Gerardo Seoane hatte eben keine….keine Qual der Wahl.
Wir dagegen hatten diesen Sonntag einige zusätzliche Wahlqualen zu ertragen. Die Qual schon wieder verfrüht wählen zu müssen und die Qual der Erkenntnis, dass 20% aller Deutschen wieder braun wählen. Und schlussendlich nach der Wahl die Qual zu erwartender zäher Koalitionsverhandlungen, hoffentlich ohne Einbindung dieser Rechtsextremen.
Grundsätzlich aber nichts unbedingt Neues, denn als vorwärtsgewandte Tipper haben wir jedes Wochenende die Qual der Wahl. Die Qual, schon vorher wissen zu müssen, wie ein Spiel ausgehen soll. Die Qual der Enttäuschung bei verfehlten Vorhersagen. Das kommt seltener vor, umso schöner ist es, die richtige Wahl getroffen zu haben. Und diese hat dieses Wochenende unsere einzig teilnehmende „Familie“ perfekt hinbekommen. Hoffen wir einmal, dass andere es ihnen an den Urnen nachgemacht/gleichgetan haben.