Runde Ecke - Ausgabe #21
Liebe Fußballmessiasse,
heilsbringende Ergebnisse gab es am Wochenende kaum. Gladbach konnte angeschlagene Leipziger ausknocken. Spielfreudige Leverkusener verwirrte Freiburger abschießen. Ausgebuffte Unioner dezimierte Hoffenheimer überrennen. Schlussendlich einzig verlockend bleibt der große Sprung in der Tabelle des FC Augsburg. Von Rang 11 auf Rang 6 - beispielhaft einzigartig!
Der Begriff Messias (hebräisch משיח Maschiach oder Moschiach, aramäisch ظيهىتيه, in griechischer Transkription Μεσσίας, ins Griechische übersetzt Χριστός Christós, latinisiert Christus) stammt aus dem Tanach und bedeutet „Gesalbter“. So wird in der Bibel vor allem der rechtmäßige, von Gott eingesetzte König der Israeliten bezeichnet. Im Fußball kickt aktuell ein gewisser Messias Rodrigues da Silva Júnior beim brasilianischem Zweitligisten América Futebol Clube und gilt mit seinen 1,92 nicht unbedingt als Heilsbringer.
Der letzte wirkliche Messias im Fußball war bekanntlich ein gewisser Diego Armando Maradona Franco. Als er 1984 nach Neapel wechselte, wurde er von 78.000 fanatischen Zuschauern im Stadion empfangen. Er war 24 Jahre alt und galt als der beste Fußballer zu damaliger Zeit. Ca. 12 Millionen Euro hatte Neapel an Barcelona bezahlt. Man munkelt noch heute, dass viel Geld der Camorra dabei geflossen ist. Einfach war es für den Schöpfer genialer Dribblings aber nie in Neapel. 2 Meisterschaften und ein Uefa-Cup Gewinn lassen sich sehen. Aber am schwierigsten für ihn war die unglaubliche Verehrung, die ihm allenthalben entgegengebracht wurde. Schlussendlich ist er daran auch (fast) zerbrochen.
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Doku „Diego Maradona“: Als der Messias nach Neapel kam - Kultur - Tagesspiegel
Sagenhafter Aufstieg, tiefer Fall: Die Dokumentation „Diego Maradona“ erzählt von den italienischen Jahren des Fußballstars.
In der heutigen Fußballzeitrechnung hatte höchstens der Wechsel eines gewissen Felix zu Atletico messiasähnliche Züge. Für 127 Millionen und damit für das 10,6-fache der Maradona-Ablöse, überschritt er die Grenze zwischen Portugal und Spanien. Sein Wechsel wurde mit Überschriften wie „Auserwählter, Goldjunge, Fußball-Messias“ (NZZ: 20.08.2019) begleitet.
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Die Messe ist gelesen
Für Atlético läuft es aktuell nicht schlecht in La Liga – Platz 3. Für den amtierenden Meister in Deutschland ebenso. Die Liga tat dieses Wochenende alles, um das gewohnte Bild wiederherzustellen. Leipzig nimmt sich im Moment eine Auszeit in der Liga, Dortmund bleibt hinter Bayern hängen – das Torverhältnis ist nicht ausreichend, wenn man auch nur zwei Gegentoren gefangen hat (ratet mal durch welchen Gegner). Gladbach und Leverkusen kämpfen wie gewohnt um Platz 4. Nur das kleine unbeugsame gallische Dorf Augsburg funkt aktuell dazwischen, und liegt damit einen Platz vor den Brustringern.
In unserer Tabelle hinkt Raphael nur noch, auch dank 4 gutgemachter Punkte, leicht dem Princeps hinterher. André wiederum hat dank seiner Gladbacher einen Sprung machen können. Heimat ist Heimat – als Einziger hat er den Fohlen einen Sieg zugetraut. Abräumerqualität und damit fast messianische Züge hatte Lars Alleingang durch die Reihen der Päpste. 17 Punkte und 4 Plätze nach oben. Damit konnte er sein Protevangelium einlösen und hat die Vorzeichen umgekehrt. Nach 4 Plätzen in Folge im hinteren Tabellendrittel ist er immerhin schon einmal im Mittelfeld angekommen.
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Die Sehnsucht macht den Messias
Viele Fußballmessiasaner hoffen ja auf den Erfolg. Der Erfolg, der wie eine Erlösung wirkt. Hervorgebracht durch einen „Gottesknecht“. Am besten in den eignen Reihen. In Dortmund hofft man (wie so oft) auf die Erlösung durch einen Erling. Oder durch Neutorjäger Mats (3 Treffer in 2 Spielen). Wenn er denn fit werden sollte. Die Bundesliga allgemein hofft aber auf die Erlösung durch die Ruhrpottler. Sollten sie nicht über ein Unentschieden hinauskommen, droht der Liga für längere Zeit wieder das gleiche Bild. Gott grüßt von oben.
Mit Gladbach und Leverkusen treffen zwei Duellanten aufeinander, die ordentlich Offensivpower auf den Rasen bringen (s.a.o.). Die Sehnsucht nach alten Erfolgen treibt beide an. In Gladbach mehr als in Vizekusen. Der letzte große Erfolg für die Grün-Weißen ist eine Ewigkeit her (einen für Leverkusen sucht man vergeblich).
Einer der mit Leverkusen viel Erfolg hatte und die Bezeichnung „Vizekusen“ mitprägte, war das „Koksauge“ aus Zwickau. Er schaffte in seinen 4 Saisons Mitte der 90er Jahre 3 Vizemeisterschaften. Wegen dieser und anderer Sehnsüchte nach Erfolgen wurde er auch gern der „Messias unter den Trainern“ genannt. Nicht vergessen – ihr Fußballmessiasse…
euch ein rosarotes und schöpferisches Wochenende!!!
Euer Christoph
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