Runde Ecke - Ausgabe #25
Liebe Fußballkavaliere,
das Spitzenspiel dieses Wochenende hatte interessante Passagen und ging wild rauf und runter. Radio Müller war wieder sehr aktiv und gab weniger kavalierhaft wilde Anweisungen. Bayerns Innenverteidigung stand oftmals sehr großzügig Spalier und ließ gönnerhaft die Bullen passieren. Und ob lange Querpässe die Kavallerie nochmals zum Sieg losgelassen hätten, das stellt selbst der Hansi in Frage.
Der Begriff Kavalier (frz. chevalier, cavalier, ital. cavaliere oder (historisch) cavalier, engl. cavalier) kommt vom lateinischen Wort caballarius, das Pferdeknecht bedeutet (zu caballus Gaul, Hengst, Pferd). Er stand ursprünglich für einen Reiter, später für einen Ritter oder einen Mann ritterlicher, d. h. adliger Herkunft. Seit dem Barock bezeichnet er generell vornehme Männer mit ritterlichen Tugenden, oft eingeengt auf die Bedeutung „Beschützer der Damen“. Später bezeichnete Kavalier einfach den Begleiter einer Dame, zuletzt Herren mit höflichen Umgangsformen gegenüber Damen.
Ein „Kavalier der Alten Schule“ und passionierter akribischer Schiedsrichter war laut der SZ Karl Wald. Der gebürtige Frankfurter war es Anfang der 70er Jahren leid, dass Spiele per Münzwurf nach regulärer Spielzeit entschieden wurden: "Siege per Münzwurf, das waren keine Siege, das war gar nichts! Dermaßen ungerecht war das! Es konnte so nicht weitergehen". Also reichte er beim bayrischen Fußballverband seinen Vorschlag ein, der lange kritisch beäugt, aber schlussendlich umgesetzt wurde. Das erste Turnier, das durch Elfmeterschießen entschieden wurde, war die Europameisterschaft 1976. Jeder erinnert sich noch an den Elfmeter Richtung Himmelspforte von Uli Hoeneß. Laut seiner eigenen Aussage sucht man den Ball noch heute vergebens.
Kavaliersdelikt
Ob es ein Delikt war, ist die große Frage? Auf jeden Fall sah es sehr slapstickartig aus wie der Bremer Verteidiger Toprak und der Torhüter Pavlenka dem gut spielenden schwarzen VfB das zweite Tor geschenkt hatten. Missverständnisse gehören zu einem Fußballspiel. Daran konnte das Kopfballtor von Davie Selke zu vorgerückter „Spielminute“ auch nichts mehr ändern. Der Treffer kam leider zu spät, um ein Unentschieden zu erreichen.
Dieses hätte vielen Teilnehmern am Päpste-Tipp in dem ein oder anderen Spiel gutgetan. Denn es war ein eher bescheidenes Wochenende. Für manche eher ernüchternd. Unter anderem nur 3 Punkte für unseren ehemaligen Tabellenführer und kreativen Geschenkekavalier (wer hat nicht schon mal etwas absolut brauchbares und immer total angesagtes aus der berüchtigten Schnäppchensammlung erhalten). 1 Punkt mehr und damit immerhin 4 Punkte für „HeySchiriEcke“. Zusammen mit unseren beiden Kavalieren der späten Stunde, Siggi und Michi, bildet er unser übriggebliebenes „unterhundert“ Trio. Auf Rosen gebettet war in dieser Runde einzig und allein Raphaello. Tagessieg und nur noch 3 Punkte zur Spitze, welche absolut aufholbar sind.
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Rosenkavalier
Im Mittelpunkt dieser Oper steht nicht nur das Kavalierdasein, sondern vor allem das Älter werden. In der Bundesliga werden höchstens in einer Saison die Leistungen reifer. Eine reife Unentschieden-Leistung können wir sicherlich von Wolfsburg und Frankfurt erwarten. Beide Teams sind diese Saison die absoluten Remi-Könige. Dabei liegt Frankfurt mit 7 knapp vor Wolfsburg mit 6 Unentschieden.
Im Kellerduell zwischen Köln und Mainz treffen zwei Karnevalshochburgen aufeinander mit unterschiedlicher Bilanz am letzten Spieltag. Im Karneval gehört der Kavalierstock oftmals zum Kostüm. Hoffen wir einmal, dass beide Mannschaften nicht stocksteif die Partie zu bestreiten versuchen. Das würde nicht sehr elegant und ansehnlich wirken. Und viel wichtiger, schlussendlich würde beiden Vereinen ein Unentschieden nicht weiterhelfen.
Dagegen ist einer der über den Platz schwebt und den Ball elegant streichelt Andrés Iniesta. In 20 Jahren hat er in 747 wettbewerbsübergreifend Spielen gerade einmal 64 Gelbe Karten erhalten. Nie eine Gelb-Rote Karte oder eine Rote Karte. Das sind 0,09 pro Spiel. Im Vergleich dazu kommt der berüchtigte Nigel de Jong in 561 Spielen auf 117 Gelbe, 2 Gelbrote und 3 Rote Karten. Iniesta gilt aber nicht deswegen als einer der größten Kavaliere auf dem Fußballplatz. Nein, seine Bescheidenheit ist eines seiner herausragendsten Merkmale. Wer würde den Katalanen mit Skandalen oder rauschenden Festen in Verbindung bringen?
Euch ein bescheidenen und friedfertiger 3. Advent
Euer Kavalier an der „Schreibmaschine“
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