Runde Ecke - Ausgabe #33
Liebe Fußballfetischisten,
auf besonderen Wunsch beschäftigen wir uns dieses Mal mit Fetischismus und Fußball. Denn die Liebe zum runden Leder durchströmt nicht nur gestählte Körper von Athleten. Romeo liebt Julia, wir lieben Fußball. Fußball ist sakraler Fetisch. Fußball ist Kitsch, Fußball ist Aufgabe der eigenen Identität in der Masse. Okay, stopp – jetzt tuts weh! Die Liebe zum Fußball allerdings sieht nicht bei allen gleich aus: Was einige Fans neben den Ergebnissen und Tabellen noch so anmacht, kann man in bestimmten Foren erfahren. In anderen Foren geht es den Spielern von Dortmund momentan überhaupt nicht gut. Die Borussia kriselt und vor allem die Abwehr & der Torwart stehen in der Kritik. Der Glaube an die „übernatürlichen“ Verteidigungskünste der Mannschaft sind völlig verlorengegangen.
Fetischismus (lateinisch facticius: nachgemacht, künstlich; französisch fétiche: Zauber[mittel]) bezeichnet im religiösen Sinn den Glauben an übernatürliche persönliche Geister oder unpersönliche Mächte, die in bestimmten Gegenständen wohnen, und deren Verehrung als heilige Objekte. Die Kraft eines Fetischs kann durch Geschenke oder Opfer aktiviert und gesteigert werden. In diesem Sinne müssen Fetische wie Menschen behandelt werden, um ihre Kraft zu entfalten. Prinzipiell kann jeder Gegenstand zum Fetisch werden.
So eben auch der Fußball oder das Fußballspiel. Ein echter Fußballfetischist war gemäß verschiedener Aufzeichnungen Sammy Drechsel. Manche meinen auch er war einfach fußballverrückt. Auf jeden Fall konnte er ohne Fußball nicht leben. U.a. gründete der ehrgeizige Hobbyfußballer 1956 den Fußballverein FC Schmiere, dem er vorstand und der meist für wohltätige Zwecke mit zahlreichen Prominenten spielte. Dabei spielte Sammy 963 Mal für den Verein und erzielte 1500 Tore. Ein klassischer Linksfuß, vergleichsweise dünne Beine, fragiler Körperbau. Egal: Der Mann hat in seiner Karriere mehr Tore als Pele „reingemacht“. Dem berühmten Weltfußballer fehlen ganze 219 Tore zu diesem einsamen Rekord.
Aber der Herr Drechsel war natürlich mehr. Ein Tausendsassa und natürlich ein Sportreporter der ersten Stunde. Seine Reportagen waren durchaus beliebt, sein Kinderbuch, „Elf Freunde sollt ihr sein“ hat sicherlich jeder von euch schon zweimal gelesen (oder die Hörbuchversion von Dieter Hildebrandt sich reingezogen). Schlussendlich muss man natürlich noch erwähnen, dass er auch der Mitbegründer der Münchner Lach und Schießgesellschaft war. Der Name war ein Paragramm auf die Münchner Wach- und Schließgesellschaft. Wenn man heute noch Sammy befragen könnte, dann würde er wohl behaupten, dass der Name eher aus dem Fußball stammt. Der FC Schmiere, war nichts anderes als eine Lach- und mit ihm als Stürmer eine Schießgesellschaft!
Der Ball, ein Fetisch?
Er ist nicht gerade ein Fetisch, aber auch nicht jedem Fußballspieler sein bester Freund. Das Niveau in der Bundesliga ist aktuell doch sehr durchschnittlich. Mainz konnte als Tabellenvorletzter gegen den Tabellenzweiten punkten (eine Art fußballerisches Paragramm?). Dazu 3 verschossene Elfmeter in drei verschiedenen Spielen. In zwei Spielen wäre es höchstwahrscheinlich der Ausgleich gewesen. Einen davon nannte die Bild-Zeitung: Peinlich-Elfmeter (den von Trippel-Elfmeter-Künstler: Nicolás González, seines Zeichens aktueller VfB Stürmer). Im Übrigen kann man Elfmeterschießen üben. Keine weiteren Übungen leiten darf seit vergangenen Montag der nette Herr Labbadia. Es hat ihn zum wiederholten Mal erwischt. Dabei sprach niemand von fehlender Chemie zur Vereinsführung. Denn selbst sein Manager durfte gleich mitgehen (siehe Fußballchemiker).
Ein wenig mehr üben müssen anscheinend einige unserer Tipper. Die „6-Community“ zum Beispiel um Lars, Jonas und Schnäppchen schaffte es eben nur bis zur Punktezahl 6. Ob das nun bezeichnend ist, überlasse ich eurer Fantasie. Der Tagessieg ging dieses Mal an Chrissi, mit unauffälligen 14 Punkten. Als Oberschwabe die Freiburger zu favorisieren, ist nachvollziehbar. Dies war aber sein einziger Tipp über dem Minimal-Schnitt von 2 Punkten. Siggi machte es ihm nach und brachte nur 2er nach Hause. Resultat, immerhin einen Platz nach oben. Die echten Gewinner des Spieltages sind aber André und Michael. Gemäß dem Anfangsbuchstaben seines Namens steht André nun ganz vorne in Tippalphabet. 4 Punkte Vorsprung. Michael wiederum konnte sogar 2 Plätze gutmachen (Seltenheitswert: 2 auf einen Streich) und ist damit Teil der 200-Kombo am Anfang des Klassements geworden.

Zwischen Fetisch und Hype
Dies sagt man dem Spargel nach. Er gilt als Sexersatz für die deutschen Esser. Am besten noch mit Käse obendrauf. Im Fußball kommen eher einige Hypes ohne Bezug zum Spargel vor. Einen wahren Hype der Unzulänglichkeiten könnte am kommenden Wochenende das Spiel Leipzig gegen Leverkusen verursachen. Bayern lag auf der Schlachtbank und hätte wunderbar filetiert werden können. Und was machen die Mannschaften auf Platz 2 und 3? Sie verlieren und können das Messer getrost zur Seite legen, wieder einmal. Es könnte am Ende ein Spiel unter dem Motto „Weninteressiertes“ werden. Knallen dagegen wird es in Bremen. Nach jedem Spiel der Knappen aus Gelsenkirchen heißt es nun unisono, „Mund abwischen und weiter“. Nun ist Bremen „dran“. Mal sehen wer sich danach den Mund abwischt. Erwähnenswert bleibt noch die Eintracht. Verkauft und leiht Spieler aus in alle Richtungen (nach und von) und brummt plötzlich. Sieht nach Hyperboost aus und könnte ein Erfolgsrezept werden – arme Hertha!
Eine andere Art von Hype entstand 2019. Dies war ein ganz besonderes Jahr für Darius Hennekeuser. Er spielt beim Kreisligist SSV Happerschoß 1928/46 e.V. und galt als der Mega-Stürmer. Zumindest wenn man den Machern der TV-Sendung "Prism is a dancer" um Jan Böhmermann glaubt. Etliche Bundesliga-Stars schwärmten dort plötzlich für Darius. Der Spieler konnte sein Glück kaum fassen. In der vergangenen Saison schoss er 14 Tore, in der laufenden Saison nur eins. Vielleicht liegt's an seiner unsicheren Position? "Ich spiele mal so, mal so", erklärte er gegenüber dem Moderator.
Und hier erklärt sich die Geschichte: Der Amateurfußballer nahm durch Zufall an der o.g. Sendung teil, bei der Zuschauer komplett durchleuchtet werden und sie teilweise wegen ihrer öffentlichen Daten im Internet vorgeführt werden. So auch der Fußballer: Sein Lieblingshobby Fußball, seine Mannschaft, sein eigenes Spiel in der niederen Fußball-Welt wurde von Jan Böhmermann und seinem Team liebevoll mit Promi-Fußballern ins Lächerliche gezogen. Der Kreisliga-Kicker aus Happerschoß wurde als Spitzenfußballer inszeniert. Was doch so alles aus Liebe zum Fußball einem passieren kann!
Euch ein gehyptes, elfmeterreiches und fußballverrücktes Wochenende!
Euer bekennender Fußballfetischist