Runde Ecke - Ausgabe #34
Liebe Fußballnoagerlzuzler,
ich vermute mal, dass jetzt einige von euch mehrmals die nette Begrüßungsformel lesen müssen. Einige werden sich sogar dabei fast die Zunge brechen. Wer außerhalb von Bayern wohnt, wird wahrscheinlich noch nie etwas von dieser Bezeichnung gehört haben. Macht nichts! Nach dem kleinen Beitrag hier werdet ihr sicherlich sagen können: Again what learned!
Zum zuzeln z.B. war dieses Wochenende nicht viel drin. Union gegen Gladbach – das war nicht viel Aufschneiderisches. Das war am Ende, wie wenn du die Weißwurst sogar mit Haut essen würdest. Union blieb daheim ungeschlagen und hatte dank des zum ersten Mal in dieser Saison eingewechselten Biberachers Loris Karius (ggf. kennt er die Berg-Brauerei aus Ehingen – siehe Jonas heißgeliebtes Video) das Unentschieden über die Zeit gerettet. Aber irgendwie mehr ein Resteverwertungsjob, den der Gute aktuell in Berlin hat.
Beim Begriff Noagerlzuzla handelt es sich nämlich um ein handfestes Schimpfwort. Als Noagerlzuzler (Noargel: Etwas das zur Neige geht) wird eine Person bezeichnet, die stehengelassene Bierkrüge austrinkt. Gehört auf der Wiesn nicht gerade zum guten Ton.…“so a Noagerlzuzla kriagt aa sein Dampf zamm! …dem Noagalzuzla zoih i etz a Mass! …auf da Wiesn gibt ’s an Hauffa Noagerlzuzler!“
Als Manuel Neuer 2011 in seine erste Saison mit den Bayern starten durfte und im September traditionell die zünftige Tracht für die kommende Wiesn vorgestellt wurde, wollte das Bayerische Fernsehen ein wenig hinterfotzig sein. Die Idee war ihn auf dem falschen Fuß zu erwischen. In einem Gespräch nach einem 2:0 beim FC Schalke, das begleitet war durch viele Anfeindungen seiner ehemaligen Fans, wurde er folgendem Härtetest unterzogen: Ob er denn auf der Wiesn eher ein „Noagerlzuzla“ sei oder eine frische Maß bevorzuge?
Neuer, wie wir alle wissen, geboren und aufgewachsen in Gelsenkirchen, grinste wissend und antwortete: „I bin koa Noagerlzuzla.“ Im Originalton Süd. Test doppelt bestanden. Denn die Tracht, die die Bayern-Stars bei der Wiesn-Einkleidung bekamen, waren keineswegs ein Kulturschock für den Torhüter. Fremdkörper Lederhose? Nein, nein, er habe schon lange eine, „und die sitzt perfekt".
Da seine damalige Freundin Kathrin in München lebte, war er schon als Schalker hin und wieder in den Süden gereist. „Ich freue mich schon auf meinen ersten Oktoberfest-Besuch mit der Mannschaft“, sagte Neuer, „die neue Lederhose muss noch angepasst werden, aber die werde ich dann einweihen.“
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Der „Rest“ im Glas
Im Fußball darf symbolisch eigentlich nichts mehr in einem „Glas“ übrigbleiben. Nach Trapattoni sollte zu mindestens nach einem Spiel unbedingt die „Flasche leer sein“. In Bremen war dies den Profis nicht so bewusst. Äußerst passiv ging der SV Werder die Partie gegen den Tabellenletzten an. Und trotzdem konnte Schalke dies nicht zu einem 3er nutzen. Ähnliches gilt für Bielefeld. In der ersten Halbzeit ließ die Mannschaft von der Alm freizügig die Geißböcke gewähren. Und schwuppdiwupp ist Köln in der Tabelle vorbeigerauscht. Der FCB dagegen konnte zum 4ten Mal in Folge gewinnen und hält damit die Konkurrenz auf Abstand. Bleibt noch der BVB. Rückstand und Lattenknaller vom Elfmeterpunkt. Alles schien schon wieder gegen die Gelben zu laufen. Aber Augsburg kann sehr gut Eigentor. Damit war das „Glas“ voll und der Sieg eingefahren.
Auf Sieg waren viele dieses Wochenende gepolt. Ein überdurchschnittlicher Spieltag. Die gesamte erste Elf verbuchte allesamt 10 Punkte und mehr. Auffallend war, dass in den letzten Wochen die Erfolgsgeschichten von Jonas und Raphael langsam zur Neige gingen. Unser bekennender Weizenabstinenzler („das Alter“) kann nur noch Platz 3. Dieses Wochenende konnte er sich leicht stabilisieren und den Abstand auf Michael um immerhin einen Punkt vergrößern. Raphael dagegen erwischte es seit 3 Spieltagen härter. Erst ein massiver Punkteeinbruch, dann der Verlust der Spitze und auch heuer hatte er schon wieder das Nachsehen. Und dies alles nur, weil Andrés Tippstrategie gut aufging. Dies gipfelte nun in seinem dritten Tagessieg. 7 Punkte sind noch kein Polster zum Ausruhen, aber schon Mal ein Schritt, um das Glas voller zu machen.
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Spezielle Neigungen
Diese haben einige Fußballspieler und natürlich oftmals auch besondere Fähigkeiten. Mit Wolfsburg läuft zurzeit eine sehr kompakte Mannschaft auf. Ihr Stoßstürmer traf sogar per Außenrist am vergangenen Wochenende. Das dürfte schwer werden für Augsburg. Hoffenheim dagegen könnte auch gegen Frankfurt ähnliche Probleme bekommen, wie gegen die Bayern. Mit André Silva ist ja u.a. die aktuelle Nummer 2 der Torjägerliste bei der Eintracht unter Vertrag. Unter dem Bayerkreuz wiederum wird wohl Hochgeschwindigkeitsfußball zelebriert. In Leipzig konnten die 04er das nicht so zeigen, aber gegen den VFB, der ähnlich schnellen offensiven Fußball spielt, wird es wohl sehr zügig hin und her gehen. Bleibt noch Gladbach gegen Köln. Wenn die Weißgrünen wirklich international kommende Saison spielen wollen, müssen sie nun endlich „hinnemachen“. Denn Platz 7 aktuell würde dafür nicht ausreichen. Und die gute CL-Saison Borussia macht Lust auf mehr.
Besondere Vorlieben und oftmals auch eine gewisse Lustlosigkeit hatte auch ein gewisser Herr Basler. Eine ausgeprägte Neigung ist bei ihm auf jeden Fall, dass „Sprücheklopfen“. Eine gewisse Zeit war er z.B. mit seiner eigenen Kleinkunstshow „90 Minuten + Nachspielzeit“ unterwegs. Die hatte allerdings sehr gemischte Kritiken. Nicht jeder Spruch sitzt bei Herrn Basler. So wie in seiner aktiven Zeit. Da kam auch nicht jeder Pass an und seine Laufleistung war oftmals Grund für öffentliche Debatten. Was oft funktionierte, waren Freistöße oder sogar direkt ins Tor getretene Ecken. Schlussendlich ging seine Karriere recht unspektakuläre im Wüstenstaat Katar zur Neige. In Erinnerungen bleiben eher suspekte Geschichten und Erzählungen.
Eine davon geht rund um das dramatische Champions-League-Finale gegen Manchester United 1999. Die Fans des FC Bayern München haben dies nie vergessen. Nach eigener Erzählung verbrachte Mario Basler die Nacht vor dem großen Spiel an der Bar. Der Ex-Star des FC Bayern verriet in mehreren Fernsehsendungen, dass er bis vier Uhr morgens zehn Bierchen trank und sich so auf das wichtigste Spiel seiner Karriere vorbereitete. Dabei unterhielt er sich anscheinend mit den eigenen Fans. Auf die Frage, ob dies nicht zu viele Biere gewesen wären, antworte der Rechtsfuß: "Von elf bis halb vier ist doch eine lange Zeit." Er behauptete sogar, dass, wenn seine Mannschaftskollegen mit ihm an der Bar gesessen hätten, sie das Spiel gewonnen hätten. Bekanntlich schoss er die 1:0-Führung. Der Rest ist wie gesagt Geschichte (siehe Fußballromantiker).
Euch ein trinkfreudiges und lehrreiches Wochenende
Euer bekennender Frischmaßtrinker
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