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Runde Ecke - Ausgabe #35

Liebe Fußballgladiatoren,

wir sind das Highlight beim Einlauf der Mannschaften. Wenn die Fußball-Gladiatoren einmarschieren, dann legen sich die Fans ins Zeug. Mit Choreografien auf den Tribünen verwandeln sie die Stadien. In oftmals wochenlanger Arbeit bereiten die Anhänger teilweise richtige Kunstwerke vor. Mein Gott, wie vermissen wir das. Heute schaust du in leere Ränge und hörst jeden „Kommentar“. Dabei sticht Radio Müller als Verbalgladiator durchaus heraus. Der Fußballkampf muss gewonnen werden. Dortmund kann das nicht mehr. 16 Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze und die vierte Niederlage unter dem neuen Trainer. Die Daumen gehen aktuell nach unten für die Borussia aus dem Ruhrpott.


Gladiatoren (aus lateinisch gladiator, zu gladius für „[Kurz-]Schwert“) waren im antiken Rom Berufskämpfer, die in öffentlichen Schaustellungen gegeneinander kämpften. Der Kampf der Gladiatoren gegeneinander wird als Gladiatur bezeichnet. Gladiatorenkämpfe waren Bestandteil des römischen Lebens von 264 v. Chr. bis Anfang des 5. Jahrhunderts nach Chr.


Auf dem Platz wird oft „rumkommandiert“ und geschrien (siehe oben). Ist der Pass knapp zu lang oder die Flanke etwas zu kurz, dann gibt es schon mal das Zeichen mit dem Daumen nach oben. Aber woher kommt dieses Zeichen? Denkt man zurück in die Zeit anno CCLXIIII bis M um Christi Geburt herum, dann weiß man, dass auch die Römer schon Zeichen gegeben haben. Wenn ein Gladiatorenkampf unentschieden ausging, dann haben die Zuschauer, man kann sagen: stehend Applaus gespendet. Oder der Kampf wurde abgebrochen, und beide konnten unbesiegt die Arena verlassen - „stantes missi“ nannte sich das, sie wurden stehend entlassen. Die beiden hatten dann eine besonders reife Leistung abgeliefert.


Gab es kein Unentschieden, konnte der Unterlegene seinen Zeigefinger ausstrecken, und um die „missio“ bitten, um seine Begnadigung. Er war zwar besiegt, wollte aber lebendig nach Hause gehen. Mit der „missio“ konnte er in der Regel rechnen, wenn die Zuschauer das Gefühl hatten, er habe sein Bestes gegeben. Die machten dann das Zeichen Daumen-auf-die-Faust-Drücken als das eindeutige Signal für „stantes missio“. Dies entspricht nicht ganz der Daumen hoch oder runter Geste. Erst mit Interpretationen zur Stummfilmzeit, basierend auf der Historienmalerei des 19. Jahrhunderts, wurde die Geste „Daumen hoch / runter“, salonfähig gemacht. Dies beruhte stark auf dem Ölgemälde „Pollice verso“ von Gerome aus dem Jahr 1872, auf dem, wie der Titel schon sagt, der nach unten gedrehte Daumen zu sehen ist.


Schlussendlich wurde auch schon in der Kampfarena zur damaligen Zeit Fußball gespielt. Es gibt eine schöne Karikatur, wie ein römischer Kaiser ein Fußballspiel verfolgt, bis ein Höfling zum anderen sagt: Der Kaiser findet das Spiel langweilig - lasst die Löwen rein.

Daumen hoch kann Dortmund aktuell nicht mehr: Lasst die Löwen rein!

Fingerspitzengefühl

Gemischte Gefühle gab es unter anderem nach und während dem Spiel in der BayArena. 7 Tore, ein nicht gegebener Elfmeter. Hohe Geschwindigkeit und ein VfB der noch nicht bereit ist für die obere Tabellenhälfte. Leverkusen konnte nach dem Pokal-Aus einen Sahneauftritt hinlegen und seine Klasse beweisen. Stuttgart hätte an einem solchen Tag das „missio“ verdient gehabt, da sie beherzt gespielt hatten. Dies gilt nicht für Gladbach. Zweimal unaufmerksam gegen einen Mittelfeldmann und dann keinerlei Idee wie man eine gestaffelte Abwehr knacken könnte. Es sieht nicht gut aus für die Borussia. Dagegen hat Köln einen Mini-Lauf in der Bundesliga. Zwei Siege hintereinander. Damit konnte man sich einem breiten Mittelfeld mit knapp über 20 Punkten anschließen.


Ebenso keine „Befreiung der Gladiatoren“ benötigen wir im Tipp. Eher eine enge Verbundenheit und Verkettung der Protagonisten ist hier zu erkennen. Ganze 14 Punkte trennen Platz 1 von Platz 7. Nach 20 Spieltagen ein Zeichen für hohe Ausgeglichenheit und Spannung. Michael konnte mit interessanten Tipps vorläufig einen Platz gutmachen. Wer tippt schon auf Mainz? Vorläufig, da ja das Spiel Bielefeld gegen Bremen abgesagt wurde. Andrè dagegen baute seinen Vorsprung sogar aus und konnte somit die Spitze festigen. „Gladiatorisch“ heldenhaft lief es für Siggi. Die 200er Tippmarke gerissen und aktuell mit einem Punkt Vorsprung den Tagessieg in der Hand. Sehr gutes Fingerspitzengefühl. Mal sehen, ob ihm das Nachholspiel hier dann noch in die Karten spielt. Übrigens kann der Tipp für dieses Spiel ja noch modifiziert werden.

Ein Elvis als entscheidender Trumpf – der „vornehme Freund“ tunnelte u.a. den Torwart. Daumen hoch!

Einzigartige Gladiatoren

Einzigartige Partien suchen wir ein wenig kommendes Wochenende. Aber hoffen wir einmal, dass einige Gladiatoren auf dem Platz eine besondere Reife Leistung zeigen werden. Gladbach braucht diese ganz dringend. Gegen Wolfsburg könnten es sogar gefühlte 6 Punkte werden. Vielleicht tun sie sich auswärts leichter? Für die andere Borussia gilt dies ebenso. Hoffenheim, hoffnungslos gegen die Effektivität der Frankfurter unterlegen, kann es Stuttgart und Freiburg nachmachen. Sollten sie gewinnen, hätte Dortmund gegen alle Mannschaften aus Baden-Württemberg und Bayern einmal in dieser Saison verloren. Das wäre wirklich aller Achtung wert! Auf ein „stantes missi“, ein Unentschieden, können vielleicht Mannschaften wie Hertha oder Schalke hoffen. Aber der VfB und Union haben basierend auf dem letzten Spieltag einiges gutzumachen. So hoch (siehe oben) oder gegen Mainz nach Elfmeter zu verlieren, sind nicht Resultate, die man als Gladiator akzeptieren kann und so stehen lassen will.


Stehen lassen, auf dem Spielfeld, hat ein einzigartiger Spieler wie Edgar Davids seine Gegner oft. Er war durchaus ausfällig, nicht nur wegen seinem Markenzeichen, einer fürs Fußballspiel angepassten Fliegerbrille. Nein, auch wegen seiner einzigartigen Antrittsschnelligkeit und seiner unnachahmlichen Dribblings aus der Tiefe des Raumes. Der schon einmal zitierte Louis van Gaal gab ihm den Namen „Pitbull“ (siehe Fußballchemiker). Ob dies ein guter Name für die Arenen dieser Welt war, ist schwer zu sagen. Tiere und Gladiatoren passten eigentlich immer gut zusammen (siehe oben). Jedenfalls spielte er im Laufe seiner Karriere in einigen Fußballtempeln. Angefangen bei Ajax im bereits abgerissenen De Meer Stadion, später im Nachfolgestadion, der Johan Cruijff ArenA, bei Milan im heute baufälligen Stadio Giuseppe Meazza und natürlich im Stadio Olimpico Grande Torino. Überragend war aber sein Gastspiel in der Saison 2003/2004 im Camp Nou, wo er den FCB noch zur Vizemeisterschaft führte. Nach einer schlechten Hinrunde mit nur Platz 7 und 16 Zählern Rückstand zur Spitze kam mit ihm das Team erst richtig in Fahrt.


Denn Davids war genau das, was den Blaugrana damals fehlte. Messi war noch ein 16-jähriger Junge und Iniesta noch nicht reif genug mit seinen 19 Jahren. Ob Gerard Lopez, Thiago Motta oder Gabri - keiner hatte es geschafft, Xavi im Spielaufbau so zu entlasten und Ronaldinho so den Rücken frei zu halten, dass die Mannschaft das Optimum auf den Platz bringen konnte. Davids sollte das gelingen. Dank seiner Zweikampfstärke, seiner herausragenden Antizipation, seines unermüdlichen Einsatzes. Am Ende schlug man selbst im heiligen Estadio Santiago Bernabéu den Erzrivalen aus Madrid. Mit Recht ist Davids zumindest eines der besten Leihgeschäfte, die es je gab, wenn nicht das beste überhaupt.


Trotzdem durfte er bei einem "unglaublich wichtigen" Spiel nicht mitmachen:

[HD] PEPSI Commercial (CM) - Beckham, Ronaldinho, Roberto Carlos, Totti, Raul,Torres

Euch ein kampfreiches und freiheitssuchendes Wochenende


Euer Maximus Decimus Meridius

Matte und Brille gegen die Galaktischen um Glatze David