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Runde Ecke - Ausgabe #36

Liebe Fußballlegenden,

vergangenes Wochenende gab es legendär viele Unentschieden. Die Süddeutsche Zeitung nannte zurecht den Samstag den Tag der Unentschieden. Schlussendlich wurden es sogar 8 in Gänze. In einigen Fällen konnten klare Vorsprünge nicht ins Ziel gerettet werden. Dabei grätschte in Leverkusen Sven Bender formidable den Ball in den Lauf des Mainzer Stürmers Stöger. Am Neckar änderte sich das Spiel mit der Einwechselung von Sami Khedira. Und in Dortmund rettete ein Rudy-Ballverlust in letzter Not die Borussia über die Ziellinie. Wer hätte dies gedacht. Es geht weiterhin nicht vorwärts im Ruhrpott. Mit diesem Ergebnis und der Verpflichtung eines anderen Trainers zur neuen Saison, ist klar, das Edin Terzic, der aktuelle Coach der Gelben, mit Sicherheit keine Trainerlegende beim BVB mehr werden wird.


Die Legende ist eine mit dem Märchen und der Sage verwandte Textsorte bzw. literarische Gattung, in der historische Ereignisse durch spätere Hinzufügungen überhöht und/oder verfälscht wurden. Der Begriff leitet sich von dem mittelalterlich-lateinischen Ausdruck legenda ab, was so viel bedeutet wie „das, was zu lesen ist“, „das Vorzulesende“ bzw. „die zu lesenden Stücke“. Die Herkunft des Begriffs deutet somit – im Unterschied zur Sage – eine enge Beziehung zur literarischen Tradition an.


Eine Legende ist auch die Erzählung über die Meisterschaft eines Vereins aus Niedersachsen. Eintracht Braunschweig ist am 3. Juni 1967 um 17.51 Uhr am Ziel aller Träume: Die "Löwen" sichern sich die deutsche Meisterschaft. Eine Sensation und bis heute der größte Erfolg der Clubgeschichte. Aber was war geschehen?


Nach der überraschenden Nominierung für die Bundesliga 1963 etabliert sich Eintracht Braunschweig schnell. Trotzdem gelten die Niedersachsen als graue Maus aus dem Zonenrandgebiet. Die Spieler kommen aus der näheren Umgebung, die Eintracht ist der erste größere Verein ihrer Karriere. Auch im vierten Jahr der Bundesliga-Zugehörigkeit wissen viele Fußball-Fans eigentlich nichts über die Eintracht oder Braunschweig und spotten über die „Hausfrauenmannschaft".


Die Saison beginnt vielversprechend. Der BTSV unterliegt zwar Meister 1860 München, sammelt aber ansonsten fleißig Punkte. Gegen Eintracht Frankfurt gewinnen die "Löwen" am vierten Spieltag mit 1:0. Zwei Runden später ist der Underdog erstmals Tabellenführer. Das Jahr 1966 beendet die perfekt eingespielte Eintracht überraschend auf Rang eins, punktgleich mit dem Hamburger SV. Doch noch immer gehen Experten und Konkurrenz davon aus, dass es sich um ein fußballerisches Versehen handelt und in der zweiten Halbserie Normalität Einzug halten wird.


Doch die "Löwen" knüpfen im neuen Jahr nahtlos an die Erfolge der ersten Saisonhälfte an. Am 21. Januar feiern sie einen 1:0-Sieg gegen den amtierenden Meister 1860 München. Selbst der FC Bayern, der mit Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Georg Schwarzenbeck und Gerd Müller antritt, kann die "Löwen" nicht stoppen. Die Partie im mit 38.000 Zuschauern ausverkauften Eintracht-Stadion wird zum Fußball-Fest, das die Braunschweiger sensationell mit 5:2 gewinnen.


Aber kurz vor Ende der Saison droht die Eintracht doch noch alles zu verlieren. Am 20. Mai liegen die Niedersachsen gegen Borussia Mönchengladbach durch einen Treffer von Jupp Heynckes bis kurz vor Schluss zurück. Doch dann zeigt Braunschweig wahre Meisterqualitäten und dreht das Spiel. Nach dem 0:0 bei Rot-Weiss Essen am vorletzten Spieltag steht der BTSV praktisch als Meister fest. Schlussendlich gewinnt die Mannschaft zum Abschluss mit 4:1 gegen den 1. FC Nürnberg. Es ist der Startschuss zu einer mehrtägigen Meistersause.


Architekt des unerwarteten Erfolgs ist Helmuth Johannsen, der die Geschicke der "Löwen" seit 1963 mit ruhiger Hand lenkte. Der Hamburger galt als Vertreter der "alten Schule" und Mann mit Prinzipien. Heute gilt er als die große Trainerlegende bei der Eintracht aus Brauschweig – Ein nicht enden wollender „Mythos“!

Die T-Legende in der Mitte seiner Mannschaft: Noch heute wird in der 67. Spielminute im Braunschweiger Stadion an die Meisterschaft erinnert

Legendenstatus

Donnerstag vergangener Woche konnte Bayern historisches leisten, und den 6. Titel in Serie einheimsen. Zuletzt gelang dies Barcelona im Jahr 2009. Damit arbeitet die Mannschaft weiter an ihrem Status als Legendenverein. Dazu kommt kommende Saison interessantes Spielermaterial mit englischen oder französischen Wurzeln. Aber gegen Bielefeld nach 9 Minuten in Rückstand zu geraten und zur Halbzeit sogar gleich zwei Gegentreffer im Soll zu haben, füttert diesen Status wiederum nicht unbedingt. Immerhin, ein Unentschieden war noch drin. Ein anderer Legendstatus ist André Silva aktuell sicher. Er ist der erste Frankfurter, der nach 21. Spieltagen schon 18 Tore auf dem Konto hat. Dies hat nicht einmal Anthony Yeboah geschafft. Am Wochenende konnte er immerhin einmal per Lupfer netzen und die Eintracht auf CL-Kurs halten.


Einen lässigen Lupfer über seinen Vordermann legte auch Michael hin. 14 Punkte, bei so vielen Unentschieden, sind beachtlich. Das brachte ihn auf 3 Punkte an Andrè, unseren Namensvetter der jetzigen Eintracht-Legende, heran. Verfolgt man seinen Durchmarsch, dann ist auffällig, dass er nur 5 Spieltage benötigte, um von Platz 7 auf Platz 2 zu springen. Irgendwie wollte Jonas ihm aber das Rampenlicht nicht ganz allein überlassen. Also legte er, nach langer Zeit, mal wieder ein paar Pirouetten auf den Platz. Leidtragender dieser Drehungen und Heber war dieses Mal Raphael. Seine Ladehemmung hält an und damit hat er das Podest aus den Augen verloren. Im unteren Drittel dagegen konnte unser Ecken-Schiri mal wieder auf sich aufmerksam machen. Mit dem gleichen Tippergebnis wie Jonas verkürzte er seinen Rückstand auf den vorletzten Platz um 8 auf 14 Punkte. Das ist zwar nur ein Punkt weniger als der Abstand zwischen Platz 1 und Platz 7, aber ich freue mich jetzt schon auf den anstehenden intensiven Positionskampf mit unserer letztjährigen Tipplegende Schnäppchen.

3 Tore im Schneetreiben – wer hätte dies der Arminia in München zugetraut

Legendär lässig

O.g. Mannschaften könnten es am Samstag in Frankfurt lässig angehen. Der Tabellendritte empfängt den Tabellenführer. Die Tormaschinen tuckern aktuell recht rund und dabei könnte ein 4:4 oder sogar 5:5 rauskommen. Was Arminia kann, sollte die Eintracht im Köcher haben. Zur Not haben sie ja noch Jovic auf der Bank. Erwähnenswert ist auch noch das Treffen des SC mit den Unionern. Zwei lässig und teilweise schon legendäre Trainer am Seitenrand versprechen ein abwechslungsreiches Spiel. Dialektisch müssten die beiden sich auf jeden Fall verstehen. Aber, auch wieder ein Kandidat für ein Unentschieden. Am Abend findet dann das Derby schlechthin statt. Das Ruhrpott-Derby! Nur wer sieht darin aktuell eine Verzückung? Die einen abgeschlagen ganz tief im Keller. Die anderen irren durch die Liga und rennen zu häufig einem Rückstand hinterher. Sollte dies wieder passieren, prophezeie ich ein weiteres „draw“.


Mit einem solchen wäre sicherlich ein Ernst Kuzorra nicht zufrieden gewesen. Fragt man einen Schalke-Fan nach dem größten Schalker aller Zeiten, wird zumeist der Name eines Spielers genannt, der 1905 geboren wurde und 1990 verstarb. Ernst Kuzorra ist die größte Legende in der großen Legende Schalke. Der Inhaber des Ehrenring des Vereins spielte sein ganzes Fußballerleben bei eben dieser Legende. Er war Mitbegründer, zusammen mit seinem Schwager Fritz Szepan, des legendären Schalker Kreisel. Mit diesem genauen und schnellen Kurzpassspiel führte er die Mannschaft zu 3 Meisterschaften und 4 Pokalsiegen. Noch heute huldigt man dem Stürmer an allen Ecken in Gelsenkirchen. Eine echte Legende!


Euch ein mystisches Wochenende


Eure päpstliche Fußballlegende

Ernst Kuzorra. Einmal Schalke – immer Schalke, selbst der Dortmunder SC 95 konnte ihn nicht locken mit einem Arbeitsvertrag in einer Brauerei