Runde Ecke - Ausgabe #37
Liebe Fußballengel,
vom Himmel hoch da komm ich her, und bringe euch die gute Mär, die Bayern straucheln in der Bundesliga immer mehr. Heuer könnte es was werden mit einem anderen Meister auf Deutschlands Erden. Erst gegen Bielefeld, nun in Frankfurt war der Tank ziemlich leer und die Bayern taten sich daher sehr schwer. Dagegen hatte es Dortmund leicht und fegte ramponierte Schalker aus dem königsblauen Himmelreich. Engelsgleich lag der blonde Hüne Erling Braut in der Luft und schickte mit einem sehenswerten Seitfallzieher die Knappen in die „Gruft“.
Engel (lateinisch angelus, gotisch angilus; von altgriechisch ἄγγελος ángelos „Bote“, „Abgesandter“. Übersetzung von hebräisch מלאך mal'ach „Bote, Gesandter; Botschaft, Sendung; Maleach“ – vgl. auch „Evangelium“ und „Malik“ sowie „Moloch“) ist eine Gattungsbezeichnung für himmlische Wesen (Geistwesen). Engel sind in den Lehren der monotheistischen abrahamitischen Religionen des Judentums, Christentums und Islams Geistwesen in (geflügelter) Menschengestalt, die von Gott erschaffen wurden, diesem untergeordnet sind und als dessen Boten zu den Menschen tätig sind.
Ein ganz besonderer Engel auf dem Platz war ein Blonder aus Bayrisch-Schwaben. Wir hatten ihn schon zweimal kurz erwähnt und damit ein wenig analysiert. Aber unter dem Gesichtspunkt der Engelhaftigkeit noch nicht. Die große Frage bei Bernd Schuster war immer: Engel oder Bengel?!
Schuster war ein Spieler, der den langen Pass perfekt beherrschte und oftmals 2-3 Spielzüge vorausdenken konnte. Dabei schritt er mehr über den Platz als dass er wirklich rannte. Den größten Teil seiner Karriere verbrachte er in Spanien. 13 Jahre lang kickte er dort, beim FC Barcelona, später noch bei Real und Atletico Madrid. Erfolge, Erfahrungen, Erlebnisse, die Schuster prägten.
Der heute 62-jährige wäre sicherlich dauerhaft ein sehr sehr erfolgreicher deutscher Fußballnationalspieler geworden, wenn da nicht immer wieder was schiefgelaufen wäre. An seinem Auftreten, seiner Abneigung in jungen Jahren, das deutsche Nationaltrikot zu tragen, erzürnten sich die Gemüter. Gaben ihm ein Negativimage, von dem er nie mehr ganz loskam. Dies gipfelte in einer Überwerfung mit Jupp Derwall, sodass er im Alter von nur 24 Jahren aus der Nationalmannschaft zurücktrat – für immer.
Immerhin gewann er aber 1980 mit der Nationalmannschaft die Europameisterschaft und wurde als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet. Die Formation im Finale sah unter anderem eine Mittelfeld-Raute aus Karl-Heinz Rummenigge, Hansi Müller und Bernd Schuster vor. In besagten Finale spielte der Engel dann auch diesen einen herrlichen Pass, der ihn berühmt machte. Zehn Minuten sind im Stadio Olimpico von Rom absolviert, da nimmt sich Schuster an der Mittellinie den Ball. Einen Doppelpass leitet er anschließend als Heber direkt in den Lauf von Horst Hrubesch. Der Stürmer vom Hamburger SV zieht kurz in die Mitte und überwindet den belgischen Torwart Jean-Marie Pfaff zum 1:0. Am Ende gewinnt Deutschland mit 2:1.
Schlussendlich bleibt festzuhalten: Wäre er 1982 nicht verletzt gewesen und wäre er 1986 nochmals zurückgekommen, hätten „wir“ wahrscheinlich die beiden Endspiele gewonnen. Dieser Meinung war auf jeden Fall nach Erzählungen Bengel Bernd. Aber so kam es wie es kommen musste, wenn der Engel die Botschaft nicht hat überbringen können (oder im dem Fall nicht teilnehmen konnte oder wollte – oder nur gegen Zahlung einer horrenden Summe).
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Engelsgleich
Man könnte fast meinen, der Schuss aus der Distanz sei wie von Engeln getragen ins Tor gerauscht. Ja, so könnte man es beschreiben, wenn man den Kracher von Marcel Sabitzer zum 0:1 im Olympiastadium nochmals bildhaft nachvollziehen würde. Der gegnerische Torwart, Rune Jarstein, seines Zeichens Norweger, besonnen aber reaktionsschnell, bewegte sich keinen Millimeter mehr, bevor das Geschoß scharf und präzise einschlug. Ein sehenswerter Treffer. Leipzig konnte somit die Vorlage vom Vortag nutzen. Die Reporter jubelten und freuten sich, dass heuer der Meister mit großer Wahrscheinlichkeit noch nicht zu Ostern feststeht. Einen Schutzengel dagegen hatten die Leverkusener in Augsburg. In allerletzter Sekunde (94. Spielminute) rettete der Abwehrmann Tapsoba völlig untapsig seinem Team ein Unentschieden. Das hilft zwar keinem so richtig weiter, aber nach 4 Gegentreffern in Bern in der EL, war nur ein Torwartgeschenk fast schon eine Verbesserung.
Fast schon engelsgleich und gar nicht tapsig schwebte Markus dieses Wochenende zu seinem langersehnten ersten Tagessieg. Es ist vollbracht. Wahrscheinlich hat ihn durchaus leichte Panik ergriffen. Der Gedanke, Platz 11 bald übernehmen zu müssen „verleiht Flügel“. Damit hat jeder Teilnehmer an dieser edlen Tipprunde nun endlich einen Tagessieg auf seinem Konto. Manche brauchen dazu ganze 22. Spieltage. Andere dagegen marschieren unaufhörlich weiter. Andrè z.B., konnte seinen Platz im Engelsreich weiter festigen. Siggi, unser blonder Mittelfeldengel, den Abstand zu Platz 7 auf unter 20 Punkte drücken! Das ist ein Ausrufezeichen wert. Lars und Christian versuchten es wahrscheinlich via Doppelpass (s.o.) und kamen so zumindest engelhaft zum selben Endergebnis.
Engelhaft
So kann es nächstes Wochenende weitergehen. Die Frankfurter Adler „fegen“ engelhaft über das desolate Bremen hinweg. Wetten! Wenn Bremen sich gegenüber dem Hoffenheim-Spiel nicht steigern kann, dann wird es grausam. Leipzig verkündet Gladbach das Evangelium und lässt diese in der Tabelle weiter purzeln. Bayern und Dortmund spielen parallel gegen sogenannte Underdogs, die jeweils den anderen schon einmal diese Saison zur Verzweiflung gebracht hatten. Da hilft nur ein Stoßgebet. Wer verliert schon gerne gegen Bielefeld oder in den heutigen Zeiten gegen Köln (war alles schon mal anders – siehe oben und unten). Bleibt noch Mainz gegen Augsburg zu erwähnen. Die roten Narren vom Main gegen die weißen Engel vom Lech. Es wird ein vorentscheidendes Spiel. Gewinnen die Farben des Teufels, dann ist Mainz auf dem besten Weg die Klasse zu halten. Gewinnen die Farben der Engel, dann schwebt Augsburg erstmal ….. davon und vergrößert den Abstand auf 9 Punkte zu einem Nichtabstiegsplatz.
Mein Lieblingsspieler in den frühen 80er Jahren war übrigens auch ein Engel. Einer mit dem Namen Engel(s). Er war ähnlich wie Hansi Müller und Bernd Schuster ein klassischer Mittelfeldspieler, der zurecht die 10 lange Zeit in Köln trug. Stephan Engels düpierte 1978 gemeinsam mit dem mehrfach erwähnten Bernd Schuster und Pierre Littbarski in der Bundesliga beim 1. FC Köln und wurde über die Jahre zum Stammspieler. Aber erst nach Schusters Weggang, konnte Engels mehr auftrumpfen, was ihm schlussendlich zum Nationalspieler machte. Sein Debüt gab er am 21. März 1982 vor 170.000 Zuschauern im Maracana in Rio de Janeiro beim 0:1 gegen Brasilien. Zur Weltmeisterschaft im gleichen Jahr schaffte er es dann nicht ganz, aber immerhin auf die Abrufliste für den Fall der Fälle und damit in den engeren Kreis.
Engels größter Erfolg war der DFB-Pokal-Sieg 1983. Zweimal wurde er mit dem FC Vizemeister, ein weiterer Höhepunkt seiner Karriere waren die Spiele im UEFA-Pokal 1986, vor allem die Finalspiele gegen Real Madrid (damals mit Hin- und Rückspiel ausgetragen), in denen sich die Kölner nicht durchsetzen konnten. Sein ehemaliger Mitspieler „Litti“ bezeichnete ihn erst im April 2020 als den beklopptesten Mitspieler, den er je hatte: „Er wird sich sicher freuen, dass ich ihn als beklopptesten Mitspieler genannt habe, weil das gerade aus meinem Mund nur als Lob aufgefasst werden kann. Jede Mannschaft braucht doch Bekloppte, denn nur mit normalen Spielern gewinnt man keine Spiele.“
Euch ein engelgleiches Wochenende
Euer Fußballbekloppter
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