Runde Ecke - Ausgabe #39
Liebe Fußballzauberer,
ihr glaubt, ihr könnt mit einem Fußball umgehen? Dann schaut euch eine besondere Ballannahme von Christopher Nkunku im Spiel Freiburg gegen Leipzig an. Nach einem langen Pass nahm er anstatt vor, hinter seinem Standbein mit dem rechten Innenseite den Ball butterweich vom Himmel. Aber nicht nur das, er glänzte auch als Torschütze und Torvorbereiter. Leipzig zeigte eine absolut reife Leistung und fand immer wieder Lösungen, die in drei Toren mündeten. Festhalten kann man, mit Nkunku haben die Bullen auf jeden Fall ein großes Talent und einen möglichen zukünftigen Fußballzauberer in ihren Reihen.
Als Zauberer oder Magier werden Menschen bezeichnet, deren Fähigkeiten aus der Perspektive des Beobachters nicht in Einklang mit dessen bisheriger Interpretation der Umwelt stehen und sich von ihm auch nicht religiös deuten lassen. Der Begriff „zaubern“ stammt von dem mittelhochdeutschen zouber, dem althochdeutschen zaubar und wohl dem mittelniederländischen tover für „Zauberei“ ab, was sich vermutlich von dem altenglischen/altsächsischen Wort teafor für „rote Farbe, Ocker, Rötel“ ableitet, die für das Schreiben von Runen verwendet wurde. Da der Begriff „Runen“ etwa „geheimes Wissen“ bedeutet, ist ein Zauberer daher ein „Wissender“.
Einer der größten Zauberer auf dem Platz war wohl Ronaldinho. Der Weltmeister von 2002 hatte spektakuläre Moves drauf. Man kann sich an Videos über seine Tore und Tricks gar nicht sattsehen. Mit seinen Dribbelkünsten entzückte er die Fans und ließ so manchen Gegner verzweifeln. Doch auch menschlich verzauberte Ronaldinho wo er ging und stand. Der Brasilianer war während seiner aktiven Zeit immer gut gelaunt, hatte stets ein Lächeln parat und war immer ein nahbarer Star. "Ich bin sehr glücklich", antwortete er in der Regel auf die Frage nach seinem Befinden - und er meinte es ehrlich. Mit dieser Kombination aus Fußballkunst und Bescheidenheit ist der ehemalige Profi mit den markanten Vorderzähnen in all seinen Mannschaften gleichermaßen die Seele und das Zugpferd gewesen.
Neben dem Weltmeistertitel war sein größter Erfolg der CL-Sieg im Jahr 2006 mit dem FC Barcelona. Mann des Spiels („Man of the Match“) war zwar der Kameruner Samuel Eto’o, aber auch Ronaldinho (bürgerlich Ronaldo de Assis Moreira, in Brasilien auch Ronaldinho Gaúcho, um sich vom großen Ronaldo zu unterscheiden, der in Brasilien auch nur Ronaldinho gerufen wird), 2004 und 2005 Weltfußballer, konnte dem Spiel seinen Stempel aufdrücken. Basierend auf diesem Sieg ging er mit Brasilien als klarer Favorit ins Sommermärchenland Deutschland zur anstehenden WM. Er wurde im Vorfeld als der Topstar dieses Turniers gehypt. Leider war gegen starke Franzosen, mit Spielern wie Zinédine Zidane oder Thierry Henry, im Viertelfinale nach einer 0:1 Niederlage Schluss.
Hier nochmal ein wenig Anschauungsunterricht:
Zauberhaft
Einen zauberhaften Start ins Topspiel konnte Dortmund hinlegen. Bereits nach 9 Minuten führte der BVB dank zweier Tore von Erling Haaland. Nicht schlecht, dachte man. Und vor allem die Gegentreffer 33. und 34. für den FC Bayern in dieser Saison. Interessant! Aber die Bayern sind eben die Bayern. Und am Ende war doch ein recht klarer Sieg eingefahren. Wenig zauberhaft dagegen war der Auftritt von Wolfsburg in Hoffenheim. Irgendwie hat man gesehen, dass die Wolfsburger noch nicht ganz auf dem aller höchsten Niveau spielen (können). Nach der Niederlage im Pokal war der Auftritt eher fahrig und schlussendlich das überharte Einsteigen von Paoulo Otavio nur ein Spiegelbild der abgelieferten Leistung. Ob man eine solche Grätsche als Brasilianer, die sich eigentlich dem „O Jogo Bonito“ (dem schönen Spiel) verschrieben haben, überhaupt erlauben kann? Ronaldinho würde sicherlich, bei der Beantwortung dieser Frage, seine immer gute Laune verlieren.
Seine gute Laune dürfte dagegen unser leicht o-beiniger „Dribblekünschtler“, wie wahrscheinlich der geneigte Schwabe sagen würde, wiedergefunden haben. Zu mindestens tipptechnisch. Rang drei ist wieder sein. Damit geht es ihm um einiges besser als unserem namensbedingten „Rastafari-Anhänger“. Sein malteserischer Glaube ist aktuell sein einziger Hoffnungsschimmer. Nach langer Durststrecke konnte er heuer immerhin Platz 7 stabilisieren. Sieger dieses recht durchschnittlichen Tipptages war Lars, wahrscheinlich auch dank seiner viel gerühmten Terrier-Eigenschaften. Mit gut erkämpften 12 Punkten, konnte er einen Platz gutmachen. Dies versucht Siggi, der weiße Zauberkünstler im päpstlichen Ballett, schon seit längerer Zeit. Immerhin beträgt der Abstand auf Chrissi aktuell nur Elf(meter)-Punkte.
Schlussendlich noch ein Update zum 20. Spieltag: Spieltagtippkönig ist nun final Chrissi. Damit löst er den vorläufigen Champion Siggi ab. Und dies alles dank eines Sieges der Bremer im Nachholspiel gegen Bielefeld (siehe Fußballgladiatoren - Ausgabe # 35).
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Zauberlehrling
Lehrreich könnte es für Frankfurt kommendes Wochenende werden. Nach einem zähen und intensiven Spiel gegen Stuttgart müssen sie zur sogenannten „Nagelprobe“ nach Leipzig. Sollte das schief gehen und sie verlieren das „Nageln“ (Nagelduell), dann wird es eng. Denn mit Leverkusen und Dortmund sitzen den Adlern zwei Mannschaften im Nacken, die vor sog. machbaren Aufgaben stehen. Interessant wird auch zu sehen sein, ob Gladbach nun endlich aus all den Rückschlägen der letzten Wochen seine Lehren gezogen hat. Im Hinspiel konnte Augsburg am Ende sogar ausgleichen. In Stuttgart kommt es zu einem weiteren Duell zwischen Traditionschaos und Retortenordnung. Immerhin treffen dabei die Nummer 5 & 6 der aktuellen Torjägerliste aufeinander. Wobei der junge Serboösterreicher Sasa Kalajdzic mit seinen 2 Metern noch immer als Bundesligafußballlehrling gelten kann. Mal sehen ob er den Kroaten Andrè Kramaric nach diesem Spiel in der Torjägerliste überflügeln wird.
Ein echter Zauberlehrling Anfang der 2010er Jahre war ohne Zweifel Mesut Özil. Nach einer sehr guten U21-Europameisterschaft 2009 startete der Gelsenkirchener durch. Basierend auf teilweise feinen Leistungen gelangte er somit auch auf den Einkaufszettel von Real Madrid. Bevor er dort ein Teil des weißen Balletts werden konnte, stand die WM 2010 in Südafrika an. Seine Mitspieler im damals jungen DFB-Team waren von Özil begeistert. Nicht nur als „technisch sehr stark“ charakterisierte Kapitän Philipp Lahm die neue Nummer 10, der in Südafrika allerdings die 8 auf dem Trikot hatte. „Er geht in die Tiefe, kommt auch entgegen, holt viele Bälle ab und ist schwer zu packen. Er kann immer einen entscheidenden Pass spielen und selbst zum Tor ziehen“, zeichnete Lahm die Stärken Özils auf. So einen Spielmacher-Typ hatte die Nationalmannschaft lange nicht gehabt. Nicht umsonst wurde er als eine Art Zauberlehrling vom damals schon fabelhaften Fußballzauberer Messi gesehen.
Bis heute passierte dann recht viel in seinem Leben. 2014 wurde er Weltmeister mit der Nationalmannschaft. Aber neben einigen krankheitsbedingten Ausfällen und unglücklichen Auftritten außerhalb des Fußballplatzes, verschwand er bei seinem Verein Arsenal London immer mehr in der Versenkung. Schlussendlich hatte der Zauber(lehrling) in der Premier League ausgezaubert. Selbst in der Süper Lig läuft es nicht optimal für den fußballtechnisch noch recht jungen Profi (32 Jahre). Aktuell ist er verletzt. Immerhin kann er nun in einer wunderschönen Stadt seine türkischen Beziehungen weiter ausbauen.
Euch ein zauberhaftes Wochenende
Euer Jonaldinho
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