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Runde Ecke - Ausgabe #41

Liebe Fußballjunkies,

am Samstagnachmittag vor knapp 2 Wochen hätte man fast fußballsüchtig werden können. Vor allem die 4 Nachmittagspartien hatten es in sich. In der ersten Halbzeit erzielten 7 Mannschaften insgesamt 15 Tore. Nur der VfB blieb dieses Mal torlos. In manchen Partien fielen die Tore sogar im Minutentakt. Aber eben nur eine Halbzeit lang. Denn nach der Pause kamen nur noch 3 Tore hinzu, so dass sich die Situation wieder mehr ausgeglichen darstellte und die Suchtgefahr eingedämmt werden konnte.


Als Junkie ([ˈdʒʌŋki]; von englisch junk „Müll, Abfall“) wird umgangssprachlich ein Mensch bezeichnet, der im fortgeschrittenen Stadium von harten Drogen wie Heroin oder Crack abhängig ist. Der Begriff bezeichnet weniger sozial unauffällige als vielmehr stark von ihrem Drogenkonsum gezeichnete Süchtige. Das typische Erscheinungsbild eines Junkies ist oft geprägt von starker Gewichtsabnahme, begleitet von allgemeiner Verwahrlosung des äußeren Erscheinungsbildes und der inneren Gefühls- und Gedankenwelt.


Ein echter Fußballjunkie und damit Fußballsüchtiger ist Peter Neururer. Eine Szene steht dafür exemplarisch für die negativen Auswirkungen einer gewissen Fußballsucht. Irgendwann mal abends beim Italiener knallte Peter Neururer mit den Kopf auf den Teller. Der Kreislauf. Seine Frau brachte ihn ins Krankenhaus, und am nächsten Morgen stand Neururer wieder auf dem Platz. Das war Pflicht. Er war Trainer des 1. FC Köln. Ausfall bedeutet Schwäche, und Schwäche darf ein Bundesliga-Trainer nicht zeigen. Neururer stand sowieso schon unter Druck. Entlassen wurde er später trotzdem. Heute trainiert er keinen Verein mehr, sondern parliert wortreich über Fußball in vielen Fernsehsendungen.


Angefangen hatte bei ihm alles sehr früh mit der Entscheidung Trainer zu werden. Nach bestandenem Trainerdiplom sammelte er erste Erfahrung in Essen und Aachen im Profibereich, eher der bekennende Schalke-Fan 1989 Trainer in Gelsenkirchen wurde, wohlgemerkt in der 2. Bundesliga. Aber unter dem durchaus egozentrischen Sonnenkönig Günter Eichberg überlebte er dort nicht lange. Danach wurde er zum allseits bekannten schwadronierenden Feuerwehrmann in beiden Bundesligen. Längerfristige Erfolge konnte er nur mit dem VfL Bochum feiern. Mit ihm als Trainer erreichte der VfL in der Saison 2003/04 den fünften Platz in der Bundesliga und spielte somit in der Saison 2004/05 im UEFA-Pokal.


Man kann sagen was man will über den eigenartigen Dampfplauderer. Aber ohne die wandelnde Litfaßsäule und anerkannten Fußballexperten, wäre die Fußballwelt wahrscheinlich ein wenig ärmer. Seine Sucht am Fußball hat ihm nicht immer gutgetan (siehe oben), aber schräge Typen bereichern das Geschäft. Ich würde Schalke ja raten, ihn wieder für die 2. Bundesliga als Trainer zu verpflichten. Er würde den angestrebten Wiederaufstieg sicherlich mit all der ihm zur Verfügung stehenden Kraft erzwingen und erreden wollen.

Ausdruck einer gewissen Fußballsucht – ein Junkie mit den Vereinsfarben auf dem Kopf

Amsterdam – Paradies für Fußballsüchtige

Für auffällige Berliner in Blau und glückliche Mainzer in Rot war das vorvergangene Wochenende ein sehr Wichtiges. Beide konnten 3 Punkte im Abstiegskampf einfahren. Wobei die Berliner mit einem klaren 3:0 dazu beitrugen, dass der Niederländer Bosz über die Grenze in sein Heimatland „entlassen“ wurde. Zu Weihnachten hatte Leverkusen noch die Tabellenführung inne und man fragte sich, bei einem Sieg gegen die Bayern, ob sie endlich mal wieder Winter/Herbstmeister werden könnten (Herbstmeister war sie bis dato 2-mal: 2001/02 und 2009/10 – siehe auch weiter unten). Weit gefehlt! Wahrscheinlich sollte man in der Führungsetage des Pharmaclubs kreativ werden. Eine Reise nach Amsterdam könnte die Leverkusener Blockade in zweierlei Hinsicht lösen. Anschauungsunterricht bei Ajax Amsterdam im benebelten Zustand soll Wunder wirken!


Punktesüchtig scheint unser aktueller Frontrunner (= the person who seems most likely to win it) zu sein. Die Tipprundensiegquote habe ich ja schon einmal angesprochen. Mit nun 7 Spieltagsiegen hat er 4 mehr als der nächstplatzierte im Tagessiegertableau. Nur einmal musste er mit Chrissi sich den Sieg teilen. Alles andere waren Single Wins (klingt fast wie ein guter Single Malt). Wären da nicht ein paar sog. Tipp-Blackouts gewesen. André könnte dadurch langsam ins Schwitzen kommen. Aber ggf. hat er als Mönchengladbacher auch schon mal Unterricht in Amsterdam genossen und kann bei seinen Tipps für den anstehenden Spieltag daraus Nutzen ziehen und völlig entspannt bleiben. Bleibt final noch Raphael zu erwähnen. 2/3 des Spieltages einfach „vertippt“ (Blackout). Er schiebt es auf sein Alter – wir vermuten mal, entweder der polnische Wodka oder ein Rückfall in altbekannte Gewohnheiten und Verhaltensmuster. Stichwort: „Raphaël, isch liebe dein Aaar“!

Gegen aufkommende Entzugserscheinungen – Unbändige Freude im Streifentrikot nach 3 Toren

Entzugserscheinungen

Da wir jetzt die berühmte und recht ungeliebte Nationalmannschaftspause hinter uns haben, bin ich mir nicht sicher, ob nicht einige von euch schon gewisse Bundesligaentzugserscheinung hatten. Aber freut euch. Am kommenden Samstag haben wir endlich Mal wieder fast einen kompletten Spieltag. 7 von möglichen 9 Partien finden an diesem Tag statt. Wer erinnert sich nicht an Samstage, wo um 17:30 Uhr die Runde entschieden war und man nur noch die Sportschau einschalten musste. Danach war man up-to-date! Selbst auf Hochzeiten wurde dem in der Ablaufplanung Rechnung getragen. Das waren noch Zeiten und man kann hier wahrscheinlich von tatsächlichen Entzugserscheinungen sprechen. 4 Tage (inkl. Montag) „zersetzen“ die Spannung.


Die eigene Fußballsucht befriedigen könnten zwei Partien an diesem Spieltag. Einleiten wird diesen, mit natürlich anderen Partien, die Dortmunder gegen die Frankfurter. Nach der mageren Leistung gegen Köln muss die Borussia zwingend gewinnen, um den internationalen CL-Zug nicht schon jetzt zu verpassen. Fußballerisch erwarte ich ein starkes auf und ab auf dem Platz. Im Spiel um 18:30 trifft die aktuelle Creme de la Creme der Liga aufeinander. Hier müssen sich die Bayern aber gegen die beste Abwehr der Liga etwas einfallen lassen. Ein 4:2 oder 4:0 wird es sicherlich nicht geben. Auf Grund der Nationalmannschaftsspiele hat der Bayern-Block aber höchstwahrscheinlich ein wenig bessere Karte. Spielen, spielen, spielen fördert die Sucht und so manch anderes – Stichwort: Spielfluß!


In einem Interview 2003 behaupte ein Trainer: „Ich bin süchtig nach dieser Droge!“. Der Bekennende hat eisgraues lockiges Haar und kommt aus der tiefen Provinz. In seiner langen Karriere als Spieler und Trainer konnte er einige Erfolge einsammeln. Klaus Toppmöller war oftmals top und damit vorne dabei. Ab und an musste er sich aber auch ein nicht so nettes Wortspiel mit seinem Namen gefallen lassen. Aus Toppmöller wurde dann gerne auch Flopmüller. U.a. im Frühjahr 2003, als er Leverkusen als Trainer verlassen musste. Ein Dreivierteljahr, nachdem er in der Champions League, in der Meisterschaft und im DFB-Pokal jeweils „nur“ Zweiter geworden war und etwas mehr als ein Jahr, nachdem er das erste Mal Leverkusen zur Herbstmeisterschaft geführt hatte. Schlimmer ging’s nimmer…und führte direkt zu Entzugserscheinungen bei ihm.


Toppmüller ist bis heute der Toptorschütze der Roten Teufel in der Bundesliga mit 108 Treffern. Nach seiner Profikarriere, die u.a. gespickt war mit zwei Aufenthalten in den USA, startete er erfolgreich in den Trainerberuf. Nach seinem ersten größeren Erfolgen mit Mannheim und Frankfurt übernahm er im November 1994 den VfL Bochum. Während seines Engagements bis Juni 1999 drang er in der Saison 1997/98 bis ins Achtelfinale des UEFA-Pokals vor, wo man im Hinspiel bei Ajax Amsterdam sogar bereits 2:0 führte, aber am Ende noch 2:4 verlor und auch zu Hause nicht über ein 2:2 hinauskam.


Schlussendlich können wir festhalten, dass Bochum etwas „Süchtiges“ hat. Die erfolgreichste Zeit des Vereins (2x Platz 5. in der Bundesliga) begründenden 2 bekennende Fußballjunkies, die man sich sogar als gemeinsame Interpreten der Hymne „Bochum“ von Herbert Grönemeyer vorstellen kann: „Du Blume im Revier; Bochum, ich häng an dir….Machst mit dem Doppelpass….Jeden Gegner nass; Du und dein VfL“.


Euch ein fußballsüchtiges Wochenende


Euer singender Fußballjunkie und bekennender Janis Joplin Fan

Droge Fußball – Für Toppi ein klarer Fall, Entzugserscheinungen eingerechnet