Runde Ecke - Ausgabe #42
Liebe Fußballhasen,
zurückhaltend und ein wenig hasenhaft ging im Spitzenspiel der FC Bayern die Partie an. Leipzig hatte ganz untypisch viel mehr Ballbesitz und auch eine ganze Menge an Torchancen. Gereicht hat es wieder nicht. Ein Müller-Wackler und ein Goretzka-Tor waren ausreichend. Bei Dortmund ist die ganze Mannschaft aktuell in der Bundesliga im Hasenmodus. Irgendwie muss es den Borussen vorkommen wie beim Wettstreit zwischen dem Hasen und dem Igel. Die gelben Hasen rennen an und die klugen weißen (weisen – siehe unten) Igel schlagen einfach zweimal zu. Die Quintessenz daraus ist ganz einfach: Tore entscheiden nun einmal ein Spiel.
Die Hasen (Leporidae, von lateinisch lepus = Hase) sind eine Säugetierfamilie aus der Ordnung der Hasenartigen (Lagomorpha, von griechisch λαγός oder λαγῶς (lagos) = Hase und μορφή (morphe) = Form, Gestalt). Zu den rund 55 Arten zählen beispielsweise der Feldhase und das Wildkaninchen bzw. dessen Zuchtformen, die Hauskaninchen. Ursprünglich fehlten die Hasen im südlichen Südamerika, Australien und im ozeanischen Raum sowie auf abgelegenen Inseln. Heute sind die Vertreter dieser Familie auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis zu finden, da sie von Menschen auch in Gebiete eingeschleppt wurden, in denen sie nicht heimisch waren.
Der schnellste Fußballspieler im Moment auf diesem Planeten ist, nicht ohne Überraschung, ein junger Franzose. Kylian Mbappe kann im Durchschnitt bis zu 36 km/h über den Platz sausen. Zu Beginn dieses Jahres, in einem Spiel gegen Olympic Marseille, wurde er auf dem Weg zu einem Tor sogar mit 39 km/h geblitzt. Davor waren auch schon einmal ein Wert von 43 km/h drin (der schnellste Mann der Welt schafft 44,72 km/h). Das ist schneller als manches Moped und auch mancher Fahrradfahrer auf der Flachstrecke - vor allem in der „Altersklasse“ Ü50. Diesen Geschwindigkeitsvorteil konnte er bis dato in vielen Partien ausspielen. Auch im Januar gegen den FC Barcelona in Camp Nou, was zu einem Hattrick führte. Und eben nun gestern in München: 2 Tore und „Man of the Match“!
Der mehrfache französische Meister (mit Monaco und PSG) und Weltmeister von 2018, entstammt einer sportlichen Familie, in der die Mutter Handballspielerin war und alle 3 Kinder Fußballspieler sind. Der Vater ist Fußballtrainer in einem Vorort von Paris und brachte seinem Sohn ab dem Alter von 5 Jahren das Fußballspielen bei. Vielleicht liegt ja in dieser Konstellation der sog. „Hase im Pfeffer“ und die Grundlagen für den Geschwindigkeitsrausch wurden damals gelegt. Bei einer Körpergröße von „nur“ 1,78 cm hat er größentechnisch aber nicht unbedingt das klassische Sprintergardemaß von durchschnittlich 1,85 und mehr. Äußerst interessant, dass er solche Hasenfüße hat!
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Die Kunst des Einigelns
Die Vertreter der Stadt mit dem bekannten Hasen-Bräu (seit 1464 ansässig und damit eine der ältesten Brauereien der Stadt) stehen nicht unbedingt für Hasenfußball. Ihre Taktik ist mehr oder weniger das berühmte Einigeln. Aus einer stabilen Abwehr wird gekontert, selbst zu Hause in der heimischen WWK-Arena. Dies musste leidvoll auch die TSG aus Hoffenheim über Ostern erfahren. Die ersten 20 Minuten verschlafen, zwei Tore kassiert und dann die Igel-Deckung nicht mehr knacken können. Zum Knacken der gegnerischen Abwehr brauchte dagegen der VfB diesmal die freundliche Unterstützung eines Spielers aus dem Märchenland Schweden. Ludwig Augustinsson konnte seinen Kopf gar nicht mehr aus der „Affäre“ ziehen und lenkte unhaltbar den Ball ins eigene Netz. Ein wenig slapstickartig und doch fast schon „märchenhaft“, wenn es nicht so traurig wäre für Werder Bremen.
Nicht von ungefähr haben sich nun 2 Protagonisten auf den ersten beiden Plätzen eingeigelt. Der Abstand hat sich auf über 20 Punkte zu Platz 3 erhöht. Mal sehen, ob dies bei sieben ausstehenden Spieltagen schon reicht, um Platz 1. unter sich auszumachen. Im weiteren Feld ist Chrissi ein wenig aus seinem igelmäßigen Winterschlaf erwacht und hat gleich einmal 2 Plätze gutmachen können. Die Sonne in der vergangenen Woche hat ihm anscheinend ganz gutgetan (auch wenn ihn Kylian aktuell sicherlich laufend überholen würde – eine exklusive gemeinsame Radprobefahrt hat dies deutlich gemacht 😊). Zu guter Letzt scheint das Frühjahr auch die Zeit von „uns“ Siggi zu sein. Es ist vollbracht, erster alleiniger Tagessieg (Single Win) und endlich den auf Sinkflug befindlichen Raphael überholt. Da muss sich Joschka, mit dem Zusatzkürzel „F“ im Namen, warm anziehen, denn sein Vorsprung beträgt nur noch 5 Punkte. Ganz nach dem Motto: Siggi pack die Hasenpfote aus!
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Fußballtalent
Das sogenannte Spitzenspiel am kommenden Samstagabend ist die Möglichkeit zur Revanche für die gelben CL-Fighter. Die Talentschule aus Dortmund trifft auf die Talentschmiede aus Stuttgart. Nach der deftigen 1:5 Pleite im Hinspiel, müssten selbst bei dem einen oder anderem hochveranlagten Jungprofi aus dem Bezirk Innenstadt-West Gelüste aufkommen. Gelüste nach „süßer Rache“. Die jüngste Bundesligamannschaft trifft dabei auf die viertjüngste Bundesligatruppe. Mit 24,9 Jahren im Durchschnitt sind die Borussen nur um 1 Jahr älter als die VfB-Spielgruppe mit 23,9 Jahren. Die aktuell sich auf einem Höhenflug befindliche und wiederum älteste Liga-Mannschaft aus Frankfurt (27,1) trifft direkt auf den nächsten unmittelbaren Konkurrenten um das internationale Geschäft. Die Wölfe sind mit 25,6 Jahren in der Altersdurchschnittstabelle nur Mittelmaß, könnten aber mit einem Sieg ihre CL-Ambitionen sozusagen „klar machen“. Methusalem Makoto Hase(be), mit seinem 37 Jahren, wird aber mit Sicherheit etwas dagegen haben und die Seinen wieder zu einem weisen Sieg führen wollen.
Im o.g. Märchen macht sich der Hase über die krummen Beine des Igels lustig, geht eine Wette ein und stirbt während des 74. Sprints über das Feld an Erschöpfung – ich hoffe jeder kennt die Geschichte der Gebrüder Grimm. Im Fußball gibt es immer wieder herausragende Spieler, die mit besonders krummen Beinen ausgestattet sind. Pierre Littbarski (mehrfach, siehe u.a. Ausgabe #9) oder Garrincha haben wir bereits an dieser Stelle erwähnt. Heute wollen wir uns einem anderen Paar krummer „Dinger“ widmen.
Wolfram Wuttke war laut Günther Netzer eines der größten deutschen Fußballtalente aller Zeiten, jedoch hätten charakterliche Defizite seiner Karriere immer wieder im Weg gestanden. Wutti, wie er von allen genannt wurde, war der menschgewordene Außenrist, 1,72 Meter klein, krumme Füße, krumme Beine. Seine Bundesligageschichte liest sich nicht schlecht. Klangvolle Vereinsnamen pflasterten seinen Weg. Von Gladbach über Schalke, bis Hamburg und am Ende Kaiserslautern. Aber in allen Vereinen hatte er, oftmals, mit den Trainern so seine Schwierigkeiten. Von Wolfram Wuttke hat u.a. Jupp Heynckes seinen Spitznamen „Osram“ und auch der geniale Schweiger Ernst Happel kam mit dem o-beinigen Mittelfeldspieler nicht zurecht.
Dies führte alles in allem zu einem eher traurigen Abschied von der Fußballbühne. Nach Erfolgen, wie der Bronzemedaille bei Olympia 1988, aber auch Suspendierungen in Hamburg und Kaiserslautern, beendete er als Sportinvalide seine Karriere im Jahr 1993. Danach war nicht mehr viel zu hören oder zu sehen von ihm. Schlussendlich ist die Geschichte des Wolfram Wuttke eine eher tragische und endete mit seinem frühen Tod im Jahr 2015. Nach Insolvenz seines Sportfachgeschäfts (1994), einem Brustkrebsleiden (2000) starb er an Multiorganversagen inkl. einer Leberzirrhose. Manchmal sind krumme Beine nicht mit dauerhafter Listigkeit gepaart.
Euch ein schönes nachösterliches Wochenende
Euer Fußballmärchenerzähler
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