4 min read

Runde Ecke - Ausgabe #47

Liebe Fußballpiraten,

gibt es sowas im Fußball? Sucht man im WWW nach Piraten im Fußball, dann findet man viele Kinder- und Jugendmannschaften, die sich Piraten nennen. Klar was will man auch anderes erwarten. Wer hat nicht als Junge davon geträumt ein Pirat auf hoher See zu sein und Schätze auf entlegenen Inseln zu entdecken. Und gleichzeitig, sozusagen verankert in der modernen Welt, will jeder kickende Knirps auch mal wie der ehemalige Pirat Franz Gerber aus St. Pauli, seines Zeichens Rekordtorschütze der St. Paulianer, die Fußballwelt erobern (die Frage dabei bleibt nur: wer kennt den Spieler überhaupt).


Das Wort Pirat ist abgeleitet von lateinisch pirata „Seeräuber“. Dieses ist ein lateinisches Lehnwort zu altgriechisch πειρατής peirātḗs, dass sich über πεῖρα peira „Wagnis, Unternehmen, Überfall“ von πειρᾶν peiran „versuchen, unternehmen, auskundschaften“ ableitet. Da πειρατής im Griechischen auch einfach einen Kämpfer zur See bezeichnen konnte, dessen Legitimität man bestritt, gab es daneben den präziseren Ausdruck καταποντιστής katapontistḗs, der tatsächlich ausschließlich einen Seeräuber im engeren Sinne bezeichnete. Die Wörter Flibustier und Bukanier bezeichnen ursprünglich zwei Gruppen von Freibeutern in der Karibik, sie werden jedoch bisweilen auch als Synonyme für die Freibeuterei – also Seeräuberei im Auftrag einer kriegführenden Macht – oder gar die Piraterie im Allgemeinen verwendet.


Eben dieser o.g. Piratenclub enterte Anfang der 2010er Jahre die Bundesliga, zum wiederholten Male. Der Verein sorgte damals, dass es bunt wurde: als frischgebackener Aufsteiger. Keine Fans sind kreativer, keine singen so lustige Texte wie die Anhänger vom Piratenclub. Dabei hatten sie eigentlich lange Zeit nur wenig Grund zur Freude. Mitte der 2000er war der Club fast bankrott und in der Regionalliga gelandet. Die Insolvenz konnte nur verhindert werden, da man lebenslange Dauerkarten an die Fans verkaufte – interessantes Modell. Erst mit Conny Littmann als Präsident wendete sich das Blatt wieder. Er stabilisierte die Finanzen und holte alte Clubgrößen, wie unter anderem Holger Stanislawski, in verantwortliche Funktionen zurück. Holger wurde Kiezkulttrainer.


Mit besagtem Kulttrainer gelang dann auch der Durchmarsch über 3 Saisons von der Regionalliga in die Bundesliga. Im Jahr 2010 schaffte St. Pauli nach 2001 den wiederholten Aufstieg (insgesamt der 5. In knapp 60 Jahren) mit damals jungen talentierten Spielern wie Max Kruse oder Bastian Oczipka. Das erste Spiel gegen Freiburg wurde auch direkt gewonnen. Die Saison verlief aber dann nicht optimal und vor allem in der Rückrunde konnte die Mannschaft nicht mehr zulegen. Am Ende „langte“ es nur zu Rang 18.. Bitter für die unermüdlichen St. Pauli-Fans war allerdings die 1:8 Niederlage im letzten Heimspiel der Saison. Gegen die am Millerntor verhassten Bayern daheim 8 Tore zu kassieren ist nur schwer zu verdauen. Aber überraschender Weise war die Stimmung im Stadion trotzdem gut! Echte Fußballpiraten lassen sich eben nicht unterkriegen.

Nicht der einzige Piratenclub im Fußball, aber wohl der berühmteste

Punkte stibitzt

Der Spieltag wurde am Freitag mit dem Schwaben-Duell eröffnet. Augsburg zeigte sich wirklich verbessert und konnte so viele Torschüsse wie noch nie in dieser Saison verzeichnen. Ermutigend! Nur leider verbaute die Mannschaft sich durch zwei Nachlässigkeiten die Chance auf einen oder sogar drei Punkte. Stuttgart stibitzte sich irgendwie den Sieg. Gleiches gilt für Dortmund. Nach zwei komplett verschiedenen Hälften in der Signal-Iduna Arena stand es 2:2. Durchaus leistungsgerecht! Doch in der 86. Minute konnte Dortmund nochmals die Enterhaken auswerfen und blitzsauber vors Tor ziehen. Dadurch „raubten“ sie sich im Stile echter Piraten die wichtigen Punkte im Kampf um die CL-Plätze. Leverkusen und Mönchengladbach dagegen zeigten, warum sie zurecht diese Saison nicht im Konzert der Großen mitspielen. Die einen kamen über ein Unentschieden gegen harmlose Bremer nicht hinaus und die anderen, aus dem niederländischen Grenzgebiet, gingen sinngemäß mit ihrer nicht seetüchtigen Rauten-Fregatte in München unter.


Unter ging dieses Mal auch fast unsere Nr. 1. Das schlechteste Tippergebnis seit langem verkürzte seinen Vorsprung auf Platz 2 gewaltig. Da dachte ich ein wenig, die Schatzsuche sei entschieden, da holt Lars mal eben seine hochseeerprobte Piratenbande aus dem Keller und bläst zu Aufholjagd. Kraftvolle 18 Punkte haben ihm viel Aufwind gegeben (+ 2 Plätze) und auch seine Adjutanten gleich mit berauscht. 4 dieser Freimaurer konnten mit 13 Punkten klar Schiff machen und Punkte auf diverse Vorderleute „auswetzen“. Wie beschrieben, André auf Michael = nur noch 2; oder Siggi auf Chrissi = nur noch 2……. gut, bei Jonas und Raphael stimmt das nun nicht ganz, aber Schwamm drüber. Hauptsache Spannung und Hauptsache die Spitze kann noch gekapert werden!

Robert auf Kaperfahrt – nur noch 1 Treffer bis zur magischen Zahl 40

Inseltreffen

Es gibt nur noch zwei Inseln, auf denen es was für Piraten zu holen gibt in dieser Saison. Einmal der Kampf um die internationalen Startplätze um Platz 3 und 4 und der Abstiegskampf um Platz 17 und 16. Mit der alten Dame Hertha und den Geißböcken aus Köln sowie den Fuggerstädtern und den Grün-Weißen treffen vier Abstiegskandidaten aufeinander. Da die Hertha weiter in den Nachholspielen punktete und ihren Lauf fortsetzte,  wird es sehr sehr eng für Köln. Gleiches gilt für die Werderianer. Ein weiterer beherzter Auftritt der bayrischen Schwaben könnte alles klar machen. Aber abwarten! Im Kampf um die CL Plätze könnte es am Sonntag für die Wölfe unangenehm werden. Vorausgesetzt die Punktepiraterie der Schwarz-Gelben geht weiter und auch Mainz wird dementsprechend abgefertigt. Je nach Ausgang des Pokalfinales am Donnerstag, könnten die Roten Bullen noch ein Wörtchen mitreden wollen. Ist Leipzig aber Pokalsieger, dann wird Nagelsmann wahrscheinlich viel rotieren und damit Wolfsburg die Situation vielleicht ein wenig einfacher machen.


Bleibt am Ende noch kurz eine eher atypische Fußballpiratengeschichte. Sie dreht sich um Giovane Elber und ist eine kleine Hommage an das „Magische Dreieck“ und den VfB in den 90er Jahren. Und für alle VfB-Fans ist es wahrscheinlich eine späte Genugtuung. Denn Giovane wollte nie weg vom VfB! Zu gut gefiel es ihm beim familiären Neckarclub. Als im Winter 96/97 die Verträge von Krassimir Balakov und Fredi Bobic verlängert wurden, war es für ihn nur noch eine Frage von Tagen, bis auch sein Vertrag verlängert wird. Pustekuchen! Er hatte die Rechnung ohne den übermächtige Kicker-Kidnapper Uli H. gemacht. Der überzeugte den macht- und geldbewussten Gerhard M.-V. mit einem großen Haufen an Scheinen und schnappte sich den beliebten Stürmer mit den weißen Fußballschuhen. Da konnte selbst ein trickreicher Stürmer wie Elber nichts mehr dagegen tun.


Euch ein stürmisches und freibeuterisches Wochenende


Euer Vereinskolumnist des Störtebeker SV

Ein wahrer Fußballpirat