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Runde Ecke - Ausgabe #53

„Schauen Sie sich die großen Orchester an, da spielen auch viele Diven, so wie auf dem Fußballplatz. Und ein guter Dirigent muss ihnen klar machen, dass sie für ein gemeinsames Ziel spielen.“ Giovanni Trapattoni

Liebe Fußballdirigenten,

als Dirigent und Künstlerischere Leiter übernimmt man oftmals die Stückauswahl und ist für den Ablauf des Übungs- bzw. Probenbetriebes eines Konzerts verantwortlich. Damit soll sichergestellt werden, dass bei der Aufführung alles passt und funktioniert. Am letzten Spieltag war dies bei manchen Bundesligamannschaften nicht unbedingt der Fall. In Augsburg spielte der dort ansässige FC das Fußballkonzert in der ersten Viertelstunde völlig anders als geplant und ließ es gleich zweimal im eigenen Tor „klingeln“. Was für eine Ouvertüre! Als Dirigent ist man da sicherlich ein wenig konsterniert – so viel Übung für nichts.

Auf dem Fußball-Feld dagegen war Michel Platini ein genialer Dirigent. In den 1980er Jahren galt Platini als einer der besten Fußballer weltweit, wurde dreimal zu Europas Fußballer des Jahres gewählt (1983, 1984, 1985) und landete bei der FIFA-Wahl zum besten Fußballer des Jahrhunderts auf einem guten siebten Platz.

Sein größte Zeit hatte Platini während der Europameisterschaft 1984 im eigenen Land, die er dominierte wie kein anderer. Michel Platini verzückte während der EM nicht nur seine Landsleute, sondern ganz Fußball-Europa. Mit dem 1:1-Ausgleichstor im Gruppenspiel gegen Jugoslawien erzielte er sein 31. Länderspieltor und löste damit damals Just Fontaine als Rekordtorschütze ab. Sein Flugkopfball zum 2:1 wurde von den Zuschauern der Sportschau zum Tor des Monats gewählt. Taktisch ein Allrounder, technisch perfekt – so führte Platini seine Mannschaft zum Titel. Und er bewies noch ein besonderes Geschick, indem er neun der 14 französischen Tore erzielte. Platini war in der Form seines Lebens und nicht aufzuhalten; im Finale gegen Spanien schoss er ein Freistoßtor und brachte Frankreich auf die Siegerstraße, das seinen ersten Titel gewinnen konnte.

Heute blickt er zurück auf diese brillante Spielerkarriere. Seine Zeit als Funktionär an der Spitze der UEFA ist nicht annährend so ruhmreich wie auf dem Platz. Während seiner Präsidentschaft hat den ehemaligen UEFA-Chef die Fortune von Jahr zu Jahr mehr verlassen und es entstand vielfältig der Verdacht auf Vetternwirtschaft und Korruption. Diese führte angeblich zu verschiedenen fragwürdig Entscheidungen, wie die Vergabe der WM 2022 nach Katar. Platini wurde nach Bekanntwerden dieser Vorwürfe zunächst für 8 Monate und später dann für 8 Jahre suspendiert. Damit hatte der große Fußballdirigent „ausdirigiert“. Nach seinem Abgang entstand in der UEFA eine Führungskrise. Denn die Fußballunion konnte sich nur schwer vom gefallenen „Überdirigenten“ Platini lösen.

Als Platini noch dirigierte, jubelte und die EM 1984 eroberte

Konzertmeister

Die erste Geige am zurückliegenden Spieltag spielte wieder einmal ein alter Bekannter. Bayern stürzte die arme Hertha aus Charlottenburg-Wilmersdorf in die erste ernsthafte Krise der Saison. Maßgeblich daran beteiligt war der fast unaufhaltsame Robert L.. Damit stach er zum wiederholten Male aus dem Bayern-Orchester hervor. Ähnliches könnte man von Erling H. aus Dortmund und Taiwo A. aus Köpenick berichten. Der eine schoss wuchtig in der Nachspielzeit unter die Latte, der andere brachte nach einem Zauberpass von Kruse den Ball sauber zur am Ende ausreichenden Führung für die Unioner im Tor unter. Bleibt noch von einem wilden Spiel mit 5 Toren in der ersten Hälfte zu Berichten. Trotz Hoffenheims Niederlage spielt der VfB nur noch die dritte Geige im Ländle – aktuell. 3 Tore in den ersten 30 Minuten waren schon der Klimax im Fußballkonzert auf dem Canstatter Rasen durch das Symphonieorchester des SC Freiburg. Trotz zweier eigener Tore gegen Ende der ersten Halbzeit konnte die Schwabencombo den Höhepunkt nicht mehr übertreffen – im sprichwörtlichen Sinne.

Übertreffen konnte vor ca. 10 Tagen auch niemand mehr in unserer Tippgemeinschaft den wiederauferstandenen Michael. Wie ein Besuch im Augsburger Stadion doch Wunder bewirken kann. Nach einem tippapnoeischen Aussetzer am letzten Spieltag 4 Ränge nach oben und exakt 20 Punkte eingefahren. Damit küren wir ihn doch gerne zur „ersten Geige“ der vergangenen Tipprunde. Unser Tippmitglied aus Bremen mit dem südfränkischen Namen Kallsruh wollte dem nicht nachstehen und machte mit 16 Punkten wohlverdiente 2 Plätze gut. Auf die gleiche Punktzahl kam Lars und legte damit wiederum ein weiteres passables Tippergebnis hin. Peu à peu avisiert er zum Tippsolisten an der Spitze des Tipporchesters. Dagegen spielte Raphael seine Partitur nicht sauber und wurde folglich zurückversetzt in die Rolle eines einfachen Streichers. Zum Glück wird aber unsere Orchesterbesetzung immer vollständiger. Der Platz an den Schlaginstrumenten ist wieder besetzt – Paukenspezialist Martin hatte anscheinend einen Auftritt wie Phönix aus der Asche geplant. Er hat vorsorglich schon mal für den kommenden Spieltag eingecheckt. Willkommen zurück!

Zum Niederknien – Union Berlin schlägt Borussia Mönchengladbach überraschend

Konzert der Meister

Kommendes Wochenende kommt es zum Konzert der Meister und Möchtegernmeister. Leverkusen, aktuell auf Platz 2 der Tabelle, trifft dabei auf den 8-maligen deutschen Meister Borussia Dortmund. Bei Bayer ist man zufrieden mit der aktuellen Entwicklung, in Dortmund sieht man noch Verbesserungsbedarf, vor allem defensiv. In Leipzig steigt dann das Duell des letztjährigen Tabellenzweiten gegen den aktuellen Meister und Rekordmeister aus München. Ganze 31-mal holten sie sich schon die Schale, falls diese genaue Zahl nicht geläufig sein sollte. Nach der zweiten Auswärtsniederlage in der jungen Saison können die Bullen daheim wieder vieles nur besser machen. Abrunden wird den Spieltag die Partie VfL Bochum gegen die „Alte Dame“. Eine weiter Niederlage, gar gegen einen Aufsteiger, wird für viel Unruhe im Konzerttollhaus Berlin sorgen.

Euch ein musiktaktisches und stürmisches Wochenende

Euer Éric Daniel Pierre Cantona

Sturmdirigent Eric Cantona – ohne viel Worte zum Erfolg