4 min read

Runde Ecke - Ausgabe #55

Treten, bis der Arzt kommt

Liebe Fußballbrüder,

es gab und wird wahrscheinlich immer wieder herausragende Brüderpaare im Fußball geben. Beim bisherigen Tabellenführer Wolfsburg kicken aktuell die Nmecha-Brüder. Beide noch sehr jung, aber der ältere von beiden, Lukas, durchaus schon erfolgreich. In Leverkusen haben den Sommer die Bender-Zwillinge aufgehört und spielen nun in der Kreisliga beim TSV Brannenburg. So wie es scheint, war dies kein substanzieller Verlust für das Bayer-Team. Gegen den VfB gelang selbst in Unterzahl ein cleverer Sieg. Aktuell fehlt es dem VfB wahrscheinlich an einem starken Brüderpaar, einem die auch mal dazwischen gehen. Brüderpaare wie die Allgöwers, die Khediras oder eben die berühmtesten unter ihnen, den Försters.

Was vielen Brüderpaaren, die es selbst in die deutsche Fußballnationalmannschaft geschafft hatten, verwehrt blieb, haben Karlheinz und Bernd Förster 1980 erreicht. Ein gemeinsamer EM-Titel mit der Nationalmannschaft. Die beiden Schwarzacher sind erst das zweite Bruderpaar nach Fritz und Ottmar Walter, dem dieses Kunststück gelang. Die ehemaligen Abwehrrecken haben gemeinsam sogar die meisten Länderspiele aller bisherigen Brüderpaare. So gleich ihre Karriere über weite Teile verlief, umso unterschiedlicher ist die "Karriere nach der Karriere". Während Bernd, der zwei Jahre Ältere (Jahrgang 1956), sich beinahe vollkommen vom Fußball zurückgezogen hat und in Deizisau (gegenüber von Wernau!) eine Autowaschanlage betreibt, ist Karlheinz als Spielerberater mitten im Bundesliga-Alltag.

Die Rückschau auf ihre sportliche Zeit fällt dagegen bei beiden positiv aus. Insgesamt kamen die Brüder auf 563 Einsätze im Oberhaus des deutschen Fußballs. Was ihnen den 5. Rang in der ewigen Fußballbrüderpaartabelle einbringt, hinter so bekannten Paaren wie den Allofs-, Jakobs-, Funkel- und natürlich Rummenigge-Brüdern. Dabei hat der weniger bekannte Bernd sogar mehr BL-Einsätze auf dem Buckel als sein Bruder. Beide Brüder standen in den späten 70er und 80er-Jahren für kompromissloses verteidigen. Wobei der Ältere immer im Schatten des Jüngeren stand.

Bernd war hart, schonungslos, aber nie unfair. Egal ob als Innen- oder Außenverteidiger. Immer volle Kanne, immer zuverlässig. Er spielte die WM 1982, stand nach der Vorrunde stets in der Startelf, bestritt auch das legendäre Halbfinale gegen Frankreich. Remember Battiston, Aufholjagd, Elfmeterdrama. Charakteristisch für Förster war sein federnder Laufstil, sein Stellungsspiel und seine genau getimeten Tacklings. Die Fußballsprache der 80er Jahre hat für ihn den Begriff „knüppelharter Verteidiger“ erfunden.

Gleiches gilt für seinen Bruder Karlheinz. In Frankreich nannten sie ihn "Le Roi de Marseille" (den König von Marseille) aber auch den „Treter mit dem Engelsgesicht“. Der Vorstopper der Nation spielte bis 1990 bei Olympique Marseille und davor 10 Jahre für die Weißroten. Förster war einer, dem Allüren immer fremd waren, der nie abhob – außer bei den Kopfballduellen gegen die besten Angreifer der Welt. Egal, ob sie Maradona, Platini, Rossi, Völler oder Hrubesch hießen, gegen Karlheinz Förster wollte keiner wirklich gerne spielen. In Spielen, in denen Förster auf den damaligen HSV-Stürmer Horst Hrubesch traf, sah es oftmals mehr nach Freistilringkampf als nach Fußball aus.

Knüppel- oder doch eher Beinhart - die Förster-Brüder

Knüppeldick

Für die armen Bochumer kam es am Wochenende knüppeldick. Die höchste Bundesliganiederlage „ever“ für den VFL mit 7 Gegentoren. Dabei wusste der ehemalige „Bayernschreck“ Manuel Riemann (2007 mit Burghausen fast den FCB aus dem Pokal gekegelt) selbst nach den Spiel nicht mal das exakte Ergebnis, zu sehr stand der Goalie noch unter Schock. In Augsburg dagegen, 65 Kilometer vor den Toren der Stadt München, wurde das Spiel über eine kompromisslose Defensive gewonnen. Ohne grobe Fouls konnte der FCA den VfL BM austaktieren und mit einem „Goldenen Tor“ die Partie für sich entscheiden. Köln hingegen hat mit Anthony* Modeste wieder einen Stoßstürmer, der selbst erfahrenen Verteidigern das Fürchten lernt. Dabei zeigte sich der Torjäger nach seinem Treffer eher von seiner sensiblen Seite. Dortmund hingegen spielte Union durchaus clever aus, wenn auch schon wieder zwei Gegentore zu Buche standen. Das könnte im Titelrennen noch zur sog. Achillesferse werden.

Diese kann man aktuell nicht unbedingt bei Neutipper Frank finden. Mit dem ersten Sieg in seiner jungen Tipperlaufbahn verbesserte sich der Bremer Prognostler glatt um 2 Plätze. Bereits jetzt Platz 5 und dies unter erschwerten Bedingungen - 6 Tippspiele weniger Auswahl und damit Möglichkeiten. Ähnliches gilt für F7K. Verspäteter Einstieg und nun brüderlich vereint auf Rang 2 im Wochenendtableau mit seinem eigenen Tippvater. Dem gegenüber musste Tippveteran Schnäppchen schon mal die Segel streichen. Zum Glück für ihn gibt es noch Martin und auch wieder Bernd, alias HeySchiriEcke, aus dem jetzt schon legendären Nachzüglerboot. Sollten die beiden aber auch noch heran- und gar vorbeisegeln, dann hilft Markus nur noch der vielbeschworene brüderlicher Zusammenhalt in der Päpstefamilie. Tippspenden oder gar -schnäppchenangebote werden dann sicherlich gerne unterbreitet.

4 Saisontore und das letzte dem verstorbenen Vater gewidmet zum Todestag

Brüderlichkeit

Am nächsten Spieltag kommt es zu viel „Brüderlichkeit“ auf verschiedenste Art und Weise. Im Stadion am Rhonhof empfängt die aktuelle fränkische Nr. 1 den großen Bruder aus München. Trotz aller bajuwarischer Verbindungen könnte das für die Fürther als Tabellenletzter ein schmerzhaftes Erlebnis werden. In Leipzig wiederum empfängt RB die Tabellennachbarn aus Berlin und beide spielen somit ein wenig um die Vorherrschaft im Osten der Republik, der ja bekanntlich eine ganze Zeit die sog. sozialistische Brüderlichkeit erleben durfte. Am Samstagabend machen dann zwei Mannschaften im Borussia-Bruderkampf aus, wer aktuell die bessere von beiden ist. Die aus Dortmund ist dabei das wohl klar favorisierte Team. Abschließend werden zwei Traditionsburgen die Verbundenheit über ihre gleichen Namenszusätze auf die Probe stellen. Augsburg sollte da aber einen klaren Vorteil haben, liegen doch 1.106 Jahre zwischen der ersten Erwähnung der römischen Siedlung Augusta Vindelicum und der der Feste Friburch.

Euch ein weniger hartes und dafür mehr brüderliches Wochenende


Euer Andoni* „The Butcher“ Goicoechea

*beide Namen bedeuten: der aus dem Geschlecht der Antonier Stammende

Der Schlächter von Bilbao gilt heute noch als der schlimmste unter all den Tretern in den 80er Jahren