Runde Ecke - Ausgabe #59
Viele Köche verderben den Brei?
Liebe Fußballköche,
namhafte Sterne- & Fernsehköche, Hoteliers, Sommeliers und Restaurantleiter der deutschen Spitzengastronomie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Idee „Kicken, Kochen & Spenden“ durch sportliches und gastronomisches Engagement zu unterstützen. Mit dem erklärten Ziel, sich neben dem Kochen am Herd auch sportlich aktiv zu betätigen und die italienische Nationalmannschaft der Fußballköche herauszufordern, wurde 1995 die Idee der 1. Deutschen Fußballmannschaft der Spitzenköche und Restaurateure geboren und im Jahre 1996 mit einem Freundeskreis der besten kickenden Sterneköche und Spitzengastronomen direkt in die Tat umgesetzt.
Berühmte Köche, ich muss zugeben, die mir alle nicht viel sagen, wie Harald Wohlfahrt, Heiner Finkbeiner, Johann Lafer, Gerd Windhösel, Eberhard Aspacher, Lothar Eiermann, Roy Kieferle und viele andere waren damals mit von der Partie und bestritten im In- und Ausland eine Vielzahl von Fußballspielen und Turnieren (bis hin zur Europameisterschaft in Frankreich und Weltmeisterschaft 2004 in Deutschland). Im Februar 2005 wurde aus dem Freundeskreis schließlich ein eingetragener, gemeinnütziger Verein gegründet: die „Deutsche Fußballmannschaft der Spitzenköche und Restaurateure e. V.“ Hoffentlich verderben die vielen Köche bei ihrer ganzen Vereinsmeierei nicht den Fußballbrei.
Ein vereinstreuer und auch ein echter Kultkoch auf dem Fußballplatz war der Kicker mit dem Namen Harry Koch. Wohl nur selten wurde ein aus dem Amateurbereich gekommener Neuling in der Bundesliga so schnell zum Liebling der Anhänger wie der Franke beim 1. FC Kaiserslautern. Der im Sommer 1995 vom Regionalligisten Vestenbergsgreuth (heute Greuther Fürth) an den Betzenberg gewechselte Abwehrspieler avancierte auf Anhieb zum Stammspieler der "Roten Teufel" und gleichzeitig zum Liebling der Westkurven-Fans. Koch, auf dem Spielfeld nicht gerade ein Ausnahmespieler, aber stets zuverlässig und engagiert, wurde vor allem wegen seines unermüdlichen Einsatzes von den Fans geliebt und verehrt und stieg geradezu zur Kultfigur auf. In der Süddeutschen Zeitung hieß es 2001 in einem Beitrag über den "1. FCK": "Die Helden des Klubs hießen früher Eckel, Walter, Briegel oder Hellström, heute huldigt man Harry Koch".
Aktuell steht sogar die nächste Generation der Kochs auf dem Platz. Robin Koch, der Sohn des Abwehrrecken, hat es sogar vorübergehend bis in die Nationalmannschaft gebracht. Unübersehbar dabei ist die „Kochschule“ mit samt diplomierter Verteidigerlehre. Wie der Vater so spielt auch der Sohn vornehmlich als Innenverteidiger. Über Kaiserslautern und Freiburg landete er vergangene Saison bei Aufsteiger Leeds United in der Premier League. Nach Platz 9 in der ersten Saison tun sich die Weißen („The Whites“) diese Runde noch ein wenig schwer und befinden sich mitten im Abstiegskampf. Zum Sieg seiner Mannschaft gegen die Wolves (Wolverhampton Wanderers) am letzten Spieltag konnte der Verteidiger aktuell nichts beitragen. Er ist seit längerem verletzt!
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Abgekocht
Dieses Wochenende wurden einige Mannschaften sehr stark „abgekocht“. Augsburg konnte noch froh sein nur 1:4 verloren zu haben. Fürth hat keinen Koch mehr in den eigenen Reihen und ist damit bis dato der historisch schlechteste Aufsteiger in der Bundesligageschichte. In Halbzeit zwei gleich 4 Gegentreffer zu kassieren ergibt nicht gerade ein schmackhaftes und vor allem verdauliches Fußballgericht. Hoffenheim dagegen konnte ein wenig mithalten, aber die Bayern haben fast ausschließlich Sterneköche in Ihren Reihen – was wiederum auch die These widerlegen würde, zu mindestens im Fußball, dass viele Köche den Brei verderben. Die Sahnehaube auf einem rundum gelungene Tortenspiel war dabei das Weitschuss-Tor von Robert Lewandowski. Anders abgekocht wurden die Vereine VfL Borussia Mönchengladbach und Bayer 04 Leverkusen. Nicht so krass wie in den vorhergehenden Beispielen, aber Gladbach konnte einfach nicht das Dusel-Tor von Marco Richter in der verbleibenden Spielzeit zu mindestens ausgleichen und Leverkusen fing sich den Ausgleich nach passiver 2. Halbzeit völlig verdient noch ein. Bleibt noch mein Lieblingsverein aus dem Ruhrpott. Ein 2:0 gegen Frankfurt zu „erkochen“ ist schon aller Ehren wert.
Ähnlichen Erfolg hat sich unser oftmals pomadige Vorvorrundensieger Chrissi „erkocht“. Man ist was man isst und man kocht was man kann. Nach freundlicher Ermahnung fand er seine Kochrezepte wieder und konnte sogleich einige Gerichte auf den Tisch zaubern, die von der Jury mit 18 Punkten belohnt wurden. Grundsätzlich waren viele Köche recht produktiv am Werk. Allein 7 Tippköche konnten die 10 Punktegrenze überschreiten. Sogar für unsere „Konstanzer Hochhauskochlegende“ Schnäppchen ging es einen Platz nach oben. Interessanterweise schaffte dies Michael ebenso mit mageren 8 Punkten - Raffael sei Dank. Noch härter traf es aber unseren Jungkoch aus Ulm. Mit schlappen 2 Punkten musste er alles an sich vorbeiziehen lassen, was wahrscheinlich jemals ein Kochbuch in den Händen hielt.
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Vorkochen
Nach dem Spieltags-Menü ist vor dem Spieltags-Menü. Daher kochen wir jetzt für den nächsten Gang einfach einmal vor. Freiburg empfängt zum Zerlegen und Zerkleinern die Greuther aus Fürth. Wer glaubt schon, das Freiburg gerade gegen die Kräutergärtner aus der Nähe von Nürnberg verlieren sollte. Kommt es so, dann behält Freiburg seine weiße Weste bei. Anders sieht es bei dem Spiel Union gegen die Bayern oder im Duell der Werksclubs aus. In Berlin werden die Würste noch auf dem Holzkohlegrill zubereitet und ob die den o.g. Sterneköchen schmecken werden, bleibt abzuwarten. In Leverkusen könnte magere Kantinenkost geboten werden. Nach der Entlassung ihres Trainers wird abzuwarten sein, ob die Wölfe wieder besser die Angriffe anrühren können. Schlussendlich bleibt noch das anstehende Schwabenduell zu erwähnen. Zwetschgendatschi gegen Maultaschen oder süß gegen deftig. Ob man aber mit süßen Teilchen sein Tor „sauber“ halten kann, wird die große Frage am nächsten Spieltag sein. Nicht das man sich am Ende noch verkocht (-backt).
Euch ein gut aufgekochtes und schmackhaftes Wochenende
Euer Georg Koch
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