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Runde Ecke - Ausgabe #60

Das Auge des Tigers

Liebe Fußballboxer,

mit dritten Teilen ist das so eine Sache. Zurück in die Zukunft III war zwar noch ein Erfolg. Aber Goethe hat Faust III vorsichtshalber schon nicht mehr geschrieben. Und die dritte binomische Formel hat kein Mensch kapiert. Dagegen wurde Rocky III zu einem einzigartigen Sportfilmklassiker. Insgesamt erzählt die "Rocky"-Serie 897 Minuten lang eine rührend ehrliche Geschichte. Das lässt niemanden los, der ein Herz für treuherzige Boxer hat. Im dritten Teil sind sogar mehrere rührselige Bestandteile eingebaut. Sylvester Stallone, der das Drehbuch geschrieben hat und Regie führte, erzählt eine Geschichte, die in jeder Sequenz vor Romantik trieft, und vielleicht sogar gerade deswegen ist es eine Geschichte, wie sie typisch ist für das Boxen, und somit allemal auch für das Leben ist. Wer kennt nicht die entsprechende Filmmusik und erinnert sich an den Tod von Rockies Trainer Micky in der Kabine nach dem final gewonnen Kampf. Einfach zum Rühren selig.

Im Fußball gab es auch einmal einen echten „Boxer“. Sein Name Klaus Täuber. Während seiner Karriere hatte der Mittelfeldkämpfer den Spitznamen „der Boxer“ – nicht nur, weil er am selben Tag wie Muhammad Ali geboren wurde. Allerdings sah er in seinen 245 Spielen als Fußballprofi nur einmal die rote Karte. Kultstatus erreichte er dabei vor allem während seiner Zeit beim 1. FC Nürnberg und auf Schalke. Und selbst was „romantisches“ gibt es über ihn zu erzählen.

Fangen wir aber erst einmal mit dem etwas mehr Bodenständigen an. Täuber rackerte auf dem Platz und kämpfte, er pflügte quasi den Rasen um. Unvergessen, mit welcher Wucht er den Ball bei seinen Treffern in die Maschen hämmerte. Ebenso unvergessen, sein Wille, immer spielen zu wollen. Ich mag mich jetzt irren, aber ich meine es war gegen Bayern München, Täuber hatte eine Oberschenkelverletzung, mit der er eigentlich gar nicht hätte spielen können. Aber der harte Hund biss die Zähne zusammen, spielte 90 Minuten mit einem komplett bandagierten Oberschenkel durch.

Ein wenig Fußballromantik entstand bei seinem Wechsel zu Schalke. Nach einem langem 2,5-stündigen Gespräch mit dem damaligen Manager Assauer, der ihn förmlich bekniete nach Gelsenkirchen zu wechseln, gab er diesem sein Wort. Kurz darauf fragte die Eintracht aus Frankfurt an. Damals 1. Liga und mit dem Angebot eines Gehalt im 5-stelligen Bereich in der Tasche (in den 80iger Jahren durchaus sehr ordentlich). Trotz dessen entschied Täuber sich für Schalke und weiterhin die 2 Liga, denn schließlich hatte er sein Wort gegeben. Das war das Eine. Und zum anderen musste er zugeben, dass er schon beeindruckt war, wie die Schalker Fans nach dem verlorenen Relegationsspiel 1983 gegen Uerdingen für ihren Verein eingestanden waren. Damals lagen Menschen auf dem Boden und hatten Weinkrämpfe. Andere schworen demonstrativ ihrem Klub die Treue und küssten die Fahne. Dieser Verein hatte einfach eine magische Ausstrahlung. Und so hielt er sein Wort!

Eher tragisch war dann sein Karriereende. Ein Trainingsunfall im November 1988 zwang den „Boxer“ schließlich in die Knie. Er zerfetzte sich die Bandscheibe zwischen dem fünften und sechsten Halswirbel und musste die Fußballschuhe in die Ecke stellen. Wer schon einmal einen Bandscheibenvorfall hatte, weiß sicherlich, dass man damit nicht mehr „boxen“ kann.

Der Boxer unter den Kickern – ganz stereotyp mit Goldkette und Ring um den Hals

Gardemaß

Beim Boxen, vor allem im Schwergewicht, gehört ein gewisses Gardemaß zu den wirkungsvollsten Mitteln. Um auch den Gegner auf Distanz zu halten. Im Fußball kann dies oftmals auch einen enormen Unterschied ausmachen. Mit 1,90 Meter ist man da durchaus ein Stockwerk höher unterwegs als seine Gegenspieler. So auch am Sonntag der erst 22-jährige Reece Oxford. Er legte ein bemerkenswertes Spiel hin und konnte durch seine Sprungkraft in die oberste Etage im Strafraum gelangen und in aller Ruhe einköpfen. Dies brachte ihm als ersten Spieler einer abstiegsbedrohten Mannschaft die Nominierung in die „Fußballelf des Tages 2021/22“ ein (siehe Fußballkumpels). Ähnlich bemerkenswert konnte der Abwehrschrank Dayot Upamecano seine Spielmacherqualitäten unter beweis stellen. Nach katastrophaler Leistung im Pokal kam der 1,86 große Franzose in der 2. Halbzeit ins Spiel und räumte alles aus dem Weg, was da nicht hingehörte. So auch in der 79. Minute. Mit einem tollen Solo über den ganzen Platz bereitete Upamecano das 5:2 von Thomas Müller vor, sein vierter Assist in den vergangenen drei Bundesligapartien und wahrlich eine starke Quote für einen Abwehrspieler.

Eine starke Quote auf dem Tippzettel hatte auch unser Mitspieler aus Karlsruhe. Wahrscheinlich war er inspiriert durch den ehemaligen Boxprofi aus der Nachbarstadt Pforzheim. Nicht auf Unentschieden gehen, das bringt nichts. Das war oft das Motto des Schönen René. Skandalboxer Weller verstand wahrscheinlich nicht viel von Fußball, aber Frank hat dieser Ansatz den Spieltagssieg gebracht. Insgesamt konnte die Fußballboxgemeinde ein herausragendes Ergebnis einfahren. Mit 166 Zählern wurde das bis dato beste Ergebnis ausgetippt. Und das trotz des wiederholten (krankheitsbedingten?) Ausfalls von Martin und der diesmal äußerst schwachen F-Boxrunde von Chrissi. Leicht angezählt musste er daher auch schon wieder den 10. Platz räumen.

Im Oberhaus angekommen – Reece Oxford überragte alle in Augsburg am vergangenen Sonntag

Thrilla in Manila, Rumble in the Jungle und nun Klassenkampf in der Arena

Zugegebener Maßen, das klingt nun außerordentlich dröge gegenüber den beiden erstgenannten weltberühmten Boxkämpfen. Aber es ist so weit. Freiburg kommt zum großen Showdown in die Allianz Arena. Die ungeschlagenen Breisgauer fordern die teilweise nicht geimpften Bayern. Würde man nun einen Ringansager bitten diese Sportveranstaltung anzumoderieren, könnte das beim SC noch immer etwas fremd klingen. Vielleicht kann man was aus dem Spitznamen Breisgau-Brasilianer machen. Da hat man es bei den Bayern, schon rein gewohnheitsmäßig, einfacher. In der rechten Ecke die Roooooootteeen……oder die Baaaaaaaaaayeeern…..! Egal. Einer der beiden wird gewinnen. Es wäre schön, wenn die Badener ungeschlagen bleiben würden. In Köln empfängt der Geißbock die Eisernen aus Berlin. Michael Buffer, der mit dem markanten „Let’s get ready to rumble“, würde hier sicherlich einiges aus den Vereinsnamen und -maskottchen rausholen, so dass der Showdown ein echter Bringer wäre. Auf jeden Fall sollte es ein feuriges und kampfbetontes Spiel werden.

Daher euch ein schlagfertiges Wochenende


Euer Paul „Gazzaaaaaaaaa“ Gascoigne

Reanimation – in diesem Fall nicht nach einer Prügelei basierend auf einem Glas Hochprozentigem zu viel