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Runde Ecke - Ausgabe #63

Jede Impfung zählt!!

Liebe Fußballdoktoren,

die Corona-Lage wird leider wieder schlimmer und schlimmer. Unsere Ärztinnen und Ärzte und vor allem auch das entsprechende Pflegepersonal kämpfen in den Krankenhäusern um viele Leben. Der Ton rund um das Thema vorbeugende Immunisierung durch Impfen dagegen wird schärfer und man kann nur ungläubig bestaunen, wie dies mehr und mehr die Gesellschaft spaltet. Dabei konnte die SZ letzte Woche feststellen: Die Argumente der Impfverweigerer haben sich kaum geändert seit ca. 200 Jahren, seit als erster Staat der Welt Bayern 1807 eine Pockenschutzimpfung einführte.

Wüsste Sócrates um die Situation, auch in seinem Heimatland, dann würde er sich sicherlich sehr wundern und lautstark dazu äußern, würde er heute noch Leben. Schon vor 40 Jahren hob er sich von der Masse ab, im modernen Fußball wäre eine Erscheinung wie Sócrates Brasileiro Sampaio de Souza Vieira de Oliveira, genannt Dr. oder kurz Sócrates, kaum denkbar. Das spricht nicht gegen das einstige Enfant terrible des brasilianischen Fußballs, sondern eher gegen die heutige Generation an Fußballspielern.

In Erinnerung bleiben großartige Tage mit ihm: Am Beginn seiner Karriere in Botafogo und Ribeirão Preto, dann jene mit vielen Höhepunkten bei Corinthians FC, besonders aber jene im Nationalteam unter dem Trainer Tele Santanas. Sócrates, der Filigrantechniker mit Stirnband, war neben Zico, Falcão und Toninho Cerezo einer der Stars einer romantisch-subversiv gesinnten Fußballergeneration, für die Schönheit vor Effizienz stand und die Verzückung des Publikums vor dem Ergebnis. Sinnfällig scheiterte Brasilien mit ihm als Kapitän an den WM-Endrunden 1982 und 1986 frühzeitig.

Die Zeit während der Militärdiktatur und den zwei Meisterschaften mit Corinthians war wohl aber die einprägsamste und entscheidendste in seiner Karriere. Denn er rief immer wieder die Fans dazu auf, sich gegen das damalige Regime und für die Demokratie zu engagieren. Zu seinen fußballerischen und politischen Mitstreitern in der Mannschaft gehörten der Kommunist und linke Verteidiger Wladimir sowie der damals noch junge Walter Casagrande. Alle drei nutzen immer wieder den Fußballplatz zur Demonstration ihrer politischen Einstellung, um beispielsweise in Trikots aufzulaufen, die den Slogan „Demokratie jetzt“ trugen.

Ebenso bleibt festzuhalten, dass Sócrates studierter Arzt war und daher von Fans und Medien auch Dr. Sócrates genannt wurde. Da er parallel zu seiner Laufbahn als Fußballprofi sein Studium absolvierte, verpasste er die Teilnahme an der WM 1978 in Argentinien. Trotz dieser hochschulzertifizierten ärztlichen Kenntnisse starb der einzige weltbekannte Spielerdoktor im Fußball mit bereits 57 Jahren an seiner Alkoholsucht.

Dr. Sócrates – Meinungsstarker Kinderfacharzt mit fußballerischen Gardemaß (1,92) und recht kleinen Füßen (41)

Doktortitel im Fußball

Seit Carl Theodor zu Gutenberg auf Grund seiner von Plagiaten durchzogen Dissertation von allen Ämtern zurücktreten musste, zählt der Doktortitel nicht mehr viel in Deutschland. Nur im Fußball, da ist es noch etwas anders und die Reporter überschlagen sich schier, wenn sie ankündigen dürfen „Dr. Felix Brych pfeift Elfmeter!“. Leider gab es dieses Wochenende nur einen 11-Meter zu bestaunen und der wurde von Sven Jablonski gepfiffen. Also kein Anlass zur Überschlagung. Für Dortmund war der Elfmeter aber der Türöffner zu einen Auswärtssieg, der zu mindestens die BL an der Spitze spannend hält. Reviernachbar Bochum dagegen kann sich auf seinen Weitschuss-Spezialisten verlassen. Wieder gelang Milos Pantovic dieses Kunststück. Man könnte meinen, er würde gerne seine Fußballdissertation über dieses Thema ablegen und recherchiert schon einmal im Eigenstudium kräftig vor. Keinen Doktortitel oder andere ähnliche Auszeichnungen wird die Mannschaft der Greuther Fürther wahrscheinlich dieses Saison erreichen bzw. erhalten. Trotz guter Ansätze und dreier eigener Tore ist die Abwehr bis dato doch zu löcherig. Mit 6 Gegentreffern wurde die aktuelle Tordifferenz auf -28 geschraubt. Diese Verteidigungsarbeit würde höchstwahrscheinlich kein Doktorvater zu einer Disputation zulassen.

Seinen Doktortitel für ein Woche holte sich dieses Mal André. Wahrscheinlich hatte er die ausgeklügelsten Analysen durchgeführt und konnte somit einen sauberen Abschrieb abliefern. Dies brachte ihm auch gleich eine Platzverbesserung ein. Andere tippten ebenso auffällig und hatten sicherlich wissenschaftlichen Tiefgang bei der Tippabgabe an den Tag gelegt. Einer davon war Finn. Damit knackte er Michael und überholte ihn recht deutlich. Denn besagter Titelverteidiger aus der letzten Saison tippt eher leicht desorientiert durch die Saison. Wenig fundierte Tippprognosen führten dieses Wochenende nur zu 4 Punkten. Alles hinter ihm im Tippklassement schloss besser ab und konnte damit Punkte gutmachen. Zum Glück hat er bis dato nur einen zusätzlichen Master umgesetzt und noch keine Dissertation ins Auge gefasst.

Pantovic zum 2-ten – dieses Mal aus 45 Metern

Spieltagprognose

Eine Diagnose erfolgt im Krankheitsfall zur Feststellung der aktuellen Symptome und daraus leitet der Arzt oftmals eine Prognose ab. Die Diagnose für die Bundesliga bleibt in der aktuellen Fassung eher beim Status: beschaulich. Zu wenig, um im internationalen Vergleich mithalten zu können. Wenn man sich die Ergebnisse in den europäischen Wettbewerben anschaut. Die Prognose für den kommenden Spieltag kann daher als durchaus ausbaubar gelten. Die Partien, die anstehen, verheißen Bundesligaalltag. VfB Stuttgart gegen Hertha BSC und der FC Augsburg gegen VfL Bochum sind Partien aus der Niederungen der Tabelle. Das könnte für die eine oder andere Mannschaft entscheidende Spiele werden. Union Berlin empfängt den Tabellennachbar aus Leipzig, um die inoffizielle Ex-DDR-Meisterschaft auszuspielen. Vielleicht ein erstes Highlight am Freitagabend. Das absolute Highlight haben wir dann am Samstagabend. In Dortmund empfängt die Borussia die Bayern. Vielleicht wird es ja endlich mal ein Spiel, das hält was es verspricht. In den letzten Jahren waren die Gelben nicht wirklich in der Lage dagegenzuhalten und mussten danach immer wieder aufs Krankenbett, um sich von der erneut erfolgten Desillusion zu kurieren. Hoffentlich sind sie dieses Mal gegen eine Niederlage richtig geimpft.

Euch ein durchgeimpftes Wochenende

Euer Dr. „Fußball“ Tobias Hensler

Dr. Fußball – der ehemalige Oberligafußballer Tobias Hensler wird gern so genannt und nennt sich auch gerne selbst so.