Runde Ecke - Ausgabe #67
Karlsruhe – die Wiege des Fußballs
Liebe Fußballpioniere,
wie hat sich der Fußball verändert! Vor 147 Jahren war man froh in Deutschland einen Platz zu finden, der für ein Fußballspiel tauglich war. Heuer steuern wir im Jahr 2022 wahrscheinlich auf eine Weltmeisterschaft mitten im Winter in einem Wüstenstaat in wenig energieeffizienten rundum gekühlten Stadien zu. Aber ohne Pioniere, die sich um das Spiel verdient gemacht hätten, wäre nichts von all den Geschichten möglich gewesen, die wir hier Woche für Woche abarbeiten.
In Karlsruhe zum Beispiel trägt der Fußball einen Namen: Walther Bensemann. Neben vielen weiteren Fußballvereinen und der Zeitschrift "Kicker" gründete er im Jahre 1889 den Karlsruher International Footballclub, aus dem zwei Jahre später, also vor mehr als 130 Jahren der Karlsruher Fußballverein (KFV) hervorging.
Bensemann hatte das englische Spiel von einem Internatsaufenthalt in der Schweiz nach Karlsruhe gebracht, wo er das heutige Bismarck-Gymnasium besuchte. "Engländer-Platz" nannte und nennt sich bis heute das Gelände nahe der Schule, auf dem zuerst "gekickt" wurde. Nicht immer zum Wohlgefallen der Lehrer und der Obrigkeit. Jedoch war der Platz von Großherzog Friedrich I. "der gesamten studierenden Jugend Karlsruhes als Spielplatz" überlassen worden.
Die Geschichte des KFV war in der Folge von vielen Aufs und Abs gekennzeichnet. Erster und wohl größter Höhepunkt war der Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1910. Dies gelang dem Team ein Jahr nachdem mit dem FC Phoenix bereits eine andere Karlsruher Mannschaft den Meistertitel errungen hatte. Bis heute kann keine andere deutsche Stadt zwei Meisterschaften unterschiedlicher Vereine hintereinander verzeichnen.
Spielgelände des KFV war da schon das "Stadion an der Telegrafenkaserne" in der Hertzstraße, das bis zum Konkurs des Vereins im Jahre 2004 dessen Spielort bleiben sollte. Heute spielt der KFV, der älteste noch existierende Fußballverein im Süden Deutschlands, als Gast bei anderen Vereinen in der Kreisklasse B. Dabei hat der derzeit 150 Mitglieder zählende Traditionsverein einstmals über die Jahrzehnte elf Nationalspieler gestellt. Unter ihnen waren die beiden einzigen jüdischen deutschen Nationalspieler Julius "Juller" Hirsch und der unerreichte Rekordtorschütze Gottfried Fuchs, der 1912 im Länderspiel gegen Russland zehn Treffer erzielte.
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Pionierarbeit
Echte transfertechnische Pionierarbeit leistete für einen kleineren Bundesligaverein in diese Wintertransferphase der FC Augsburg. Mit einem Rekordeinkauf (ca. 16 Mio EUR) wollte man ein Zeichen setzten. Nur leider gebracht hat es nichts. Auch mit dem Neuzugang Pepi spielte der FCA in Hoffenheim ohne Pep. Ähnlich ging es den Wölfen. In der Autostadt gab es viel Gerede um den notwendigen Aufbruch und die entsprechende Stimmung. Der Trainer ging da mit gutem Beispiel voran und gab sich kämpferisch. Nur bissig waren die Wölfe nun wirklich nicht in Bochum. Auch die Hertha landete nach dem Achtungserfolg gegen Dortmund wieder auf dem Boden der Tatsachen. Ein Doppelschlag zur rechten Zeit und das Spiel war praktisch entschieden. Das dachte sich auch die Eintracht aus Frankfurt. Nach bravouröser Schlussphase in der ersten Halbzeit und zwei cleveren Toren, hatte man in Hälfte zwei nur noch Hintereggers kleine Scharmützel gegen seinen Gegenspieler Haaland zu bieten. Und das reichte nicht zum Sieg, den Dortmund zeigte tatsächlich so etwas wie Mentalität. Ob diese aber ausreicht um ein echter Fußballpionier zu werden und die 10 Meisterschaft in Folge der Bayern noch zu verhindern, das darf bezweifelt werden.
Nichts zu zweifeln und zu rütteln gab es am Ausrufezeichen des Raphael. Nach langer Zeit konnte er sich wieder zeigen. Vielleicht hat er ja (mal wieder) das letzte Newsletter hier gelesen und konnte sich erinnern, wie man bombig tippt. Wahrscheinlich auch, weil ihm die Konstellation des Spieltages irgendwie passt. Am ersten Spieltag der Saison 18 und nun 17 Punkten. Leider reichte es noch nicht zu einer Platzverbesserung, aber 7 Punkte auf den nächsten Platz nennt man Schlagdistanz. Jonas dagegen musste höchstwahrscheinlich seinen Geburtstag erst verdauen und vergaß darüber, 5-mal zu tippen. Auch eine Art Ausrufezeichen. Nur das es ihn einen Platz kostete und er sein direktes Nachbarschaftsduell (s.u.) glatt verlor.
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Nachbarschaftsduelle
Denken wir voraus und leisten ein wenig Vorarbeit auf den nächsten Spieltag. Es wird der Spieltag der Nachbarschaftsduelle. Der Tabellennachbarschaftsduelle. Der jeweils untere trifft auf den nächst Höheren (oder umgekehrt; – wie man es nimmt). Immerhin dreimal im direkten Duell (Bielefeld empfängt Fürth, Wolfsburg die Hertha und Mainz die Bochumer) und einmal im weiteren Sinne (Dortmund lädt Freiburg zum Gastspiel bei Flutlicht am Freitagabend ein). Wären da nicht die Hoffenheimer aus Baden und die Corona-Ausfälle bei Freiburg gewesen (u. a. machte Freiburgs Ersatzkeeper den Punkteklau der Bielefelder irgendwie erst möglich), wäre dies höchstwahrscheinlich das vierte direkte Nachbarschaftsduell gewesen. Aber sind dies wirklich die interessantesten Begegnungen, die uns erwarten? Nun ja, rein ortstechnisch könnte das Nachbarschaftsduell der Gladbacher mit den Leverkusen noch fußballerisch ein glanzvolleres Gekicke ergeben als manch andere anstehende Partie. Der Rest ist tabellarisch und auch örtlich recht weit voneinander entfernt, sodass sich zu mindestens die Favoritenfrage oftmals von selbst beantwortet. Aber Achtung, das kann tipptechnisch gerne zu falschen Denkansätzen verführen.
Euch ein bahnbrechendes und verführerisches Wochenende
Euer Fritz Becker
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