Runde Ecke - Ausgabe #68
RPI - Reciprocal Ponderal Index (Höhe / Gewicht 1/3)
Liebe Fußballdauerläufer,
in den 70er Jahren war „kleines, dickes Müller“ der erfolgreichste Fußballspieler der Welt. Heutzutage wäre der deutsche Torjäger vermutlich chancenlos, gefragt sind Spieler, die eher an Marathonläufer erinnern. Daher werden nun auch regelmäßig durch die verschiedenen Fachzeitschriften die gelaufenen Kilometer pro Spiel und Saison etc. „nachgezählt“. Im Übrigen konnte der Weltmeistertitel 2014 auch durch eine herausragende Laufleistung „erarbeitet“ werden. Durchschnittlich 115,3 Kilometer legten die Kicker der DFB-Auswahl während der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 pro Spiel zurück, mehr wie jedes andere damals angetretene Nationalteam.
In England wälzten vor ein paar Jahren Forscher englische Fußball-Jahrbücher. Sie notierten und verglichen die Körpermaße aller Spieler in den sechs besten Teams der 1. Liga. Und das für vier Spielzeiten in den letzten vier Jahrzehnten: Mitte der 70er, Mitte der 80er und Mitte der 90er Jahre sowie zuletzt in der Saison 2003/2004. Zunächst einmal ist das Ergebnis keine Überraschung: Im Mittel nahm die Körpergröße der Profis aus den Spitzenvereinen um 1,2 Zentimeter pro Jahrzehnt zu und das Körpergewicht um 1,3 Kilogramm.
Sie stellten fest: „Wir wissen, dass jede Generation größer und schwerer ist als die vorhergehende. Die Menschen wachsen also! Das ist eine natürliche Entwicklung bei guten Ernährungs- und Umweltbedingungen. Auch Fußballprofis werden deshalb immer größer und schwerer. Doch der Punkt hier ist: Die erfolgreicheren von ihnen werden zwar größer, aber nicht im gleichen Maße schwerer. Und das verschafft ihnen einen Vorteil.“
Die Forscher sprachen von einer „linearen Körperstatur“ und meinten damit: Heute ist nicht mehr der korpulente Spieler-Typ erfolgreich, sondern eher der große, schlanke, nicht zu schwere. Ein Fußballer wie der Franzose Thierry Henry, der lange in England spielte. 1,88 Meter groß, dabei aber 83 Kilo leicht. Und deswegen mit einem besonders hohen RPI. Es ist vor allem diese Messgröße, auf der sich die Befunde stützten. Der RPI ist ein Schwere-Index, so könnte man sagen. Er wird ermittelt, indem man die Körpergröße in Relation zum Körpergewicht setzt. Die Formel ist ganz ähnlich wie die des Body-Mass-Index, der Auskunft darüber gibt, ob jemand Übergewicht hat. Nach den Analysen der Biostatistiker hat der RPI seit den 90er Jahren auffällig zugenommen, vor allem unter den Stürmern der Topteams.
„Dieser Trend zum Schlanksein verschafft ein größeres Durchhaltevermögen auf dem Platz. Ein muskulöser Stürmer kann zwar schnelle Sprints hinlegen. Aber es fällt ihm schwerer, ständig in Bewegung zu sein. Und das wird heute selbst von Stürmern verlangt – über die kompletten 90 Minuten. Wir wissen auch, dass immer mehr Tore gegen Ende des Spiels fallen. Selbst noch genügend Luft zu haben, wenn der Gegner langsam müde wird – das zeichnet ein erfolgreiches Team heute aus.“

In der Dauerkrise?
Der gute VfB schlittert immer mehr in eine Art Dauerkrise. Seit über einem Monat ohne Tor, ohne Sieg schon einiges länger. Selbst der zurückgekehrte Torjäger Kalajdzic konnte bis dato die Misere nicht abstellen. Der stets freundliche und aufgeschlossene Trainer sprach unter Woche dann auch einigen Spielern eine gewisse „Charakterschwäche“ zu. Der Ton am Wasen scheint sich zu ändern. Auch Dauerkrise kann diese Saison Gladbach. Wenn man schon einen Torwart hat, der es schafft in einem Spiel zwei Elfmeter zu halten, dann sollte man zu mindestens gewinnen, damit sich solche Glanzparaden auch lohnen. Ganz anders dagegen die Mainzer und vor allem die Unioner. Die Roten aus Hessen setzten ihre gute Saison fort und gewannen auch dank eines verschossenen Elfmeters auf Seiten der Bochumer. Die Roten aus Berlin kämpften den SAP-Ableger aus Baden mit einfachen Mitteln nieder. Bemerkenswert war allerdings der Auftritt der beiden Spitzenteams. Dortmund führte mit „Beckham“ Dahoud die Freiburger vor und Bayern machte auch Dank Dauerläufer Tolisso in Köln einfach kurzen Prozess mit den Geißböcken.
So oder so ähnlich dürfte es Lars aktuell auch sehen. Kurzerhand 14 Punkte Vorsprung herausgetippt, auch Dank Andrés Tippblackout. Ob das nun fair ist oder nicht, so einfach sind halt die Regeln. Jonas konnte seine Scharte vom 18. Spieltag wieder ein wenig auswetzen. Platz 2 ist wieder in Kürner-Hand. Raphael dagegen veredelte nach guten 17 mit akzeptablen 14 Punkten seine letzten Tippansätze und kletterte einen Platz. Eindeutiger Gewinner dieser Tipprunde ist aber unser VfB-Schnäppchen. Punkte brachte ihm sein Vertrauen in die Unioner Dauerläufer und seine Einschätzung der aktuellen Situation in Stuttgart. Gegen Leipzig glaubte er wie fast alle Tipper nicht an seine Roten. Nur Michael und Raphael trauten den Cannstattern immerhin ein Unentschieden zu, was vergebene Liebesmühe war.

Laufbereitschaft
Eine gewisse Laufbereitschaft wird auch wieder am kommenden Spieltag gefordert sein. Der „Innerländle“-Vergleich steht an. Die leicht gebeutelten Badener aus Freiburg empfangen verunsicherte Schwaben aus Stuttgart (s.o.). Vielleicht kann ja der VfB auswärts, aber immer noch in „The Länd“, die Gunst der Stunde nutzen und durch eine hohe Laufleistung etwas mitnehmen. Ein Unentschieden, wie es Bielefeld zum Hinrundenauftakt gelang, wäre doch was! Für die Konkurrenz im Abstiegskampf wird es auch nicht leichter. Die Hertha empfängt den Tabellenführer aus München, die Wolfsburger sind in Leipzig zu Gast, Bielefeld tritt in Frankfurt an und Augsburg fordert Leverkusen in der BayArena heraus. Der selbsternannte Big-City-Club aus Berlin wird vermeintlich vor der schwersten Aufgabe stehen. An der Spitze der Tabelle duellieren sich die Hoffenheimer mit den Dortmundern. Nach dem Dämpfer bei Union Berlin, wird man sehen, ob Hoffenheim die Kraft hat auch gegen die in der Liga (ausgenommen die Pokalwettbewerbe) besser werdenden Borussen zu bestehen. Apropos Union und Borussia. Es ist schon lustig, dass die Daueranrenner aus Berlin sicherlich auch in das anstehende Spiel gegen die Gladbacher Borussia als leichter Favorit gehen werden. Faszinierend, was Einsatzwille und Laufbereitschaft alles ausmachen können.
Euch ein lauffreudiges und tippengagiertes Wochenende
Euer Wolfgang Dremmler
