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Runde Ecke - Ausgabe #71

Steineklopfen statt Balletttanzen

Liebe Fußballmalocher,

Real Madrid wird gerne das weiße Ballett genannt. Aber auch ein Ballett braucht einen Malocher, der den Laden zusammenhält und die berühmten Löcher stopft. Ein solcher Malocher und damit Steineklopfer war Zeit seiner Fußballkarriere immer Bernhard Dietz. Die Fußball-Ikone aus der Nähe von Dortmund hat 394 Bundesligaspiele für den MSV bestritten. Als gelernte Schmied, der während seiner Gesellenzeit zwei Finger verlor, war er zwischen 1970 und 1982 für die „Zebras“ aktiv und wurde dabei zum Prototypen des Malochers. „Marschieren, kämpfen und den Fußball genießen, das war meine Welt“, erklärte vor Jahren Dietz, der als Linksverteidiger am 5. November 1977 sein erfolgreichstes Ligaspiel absolvierte. Beim 6:3-Sieg gegen Bayern München gelangen ihm vier Tore. „Dabei sollte ich als Gegenspieler von Karl-Heinz Rummenigge Tore verhindern. Aber dann habe ich eben die Bayern abgeschossen“.


Mit dem MSV erreichte der im westfälischen Bockum-Hövel geborene „Ennatz“ das DFB-Pokalendspiel (1975) und das UEFA-Cup-Halbfinale (1979). Seinerzeit tauften die Zeitungen den Club kurzerhand in „MSV Dietzburg“ um. Als er nach dem Erstliga-Abstieg 1982 kein neues Angebot erhielt, weinte er. Und wechselte dann zum Reviernachbarn Schalke 04, für den er auch noch 101 Bundesligaspiele bestritt. „An den ersten Trainingstagen bin ich immer an Gelsenkirchen vorbeigefahren und steuerte in Gedanken versunken Duisburg an.“


Mit 221 Niederlagen in 495 Bundesliga-Einsätzen hält er einen bemerkenswerten Rekord. Kein Fußballer verlor in der Eliteklasse häufiger. „Sensationell, aber ich habe mit Duisburg und Schalke halt fast jede Saison gegen den Abstieg gespielt. Folglich wurden mehr Spiele verloren als gewonnen“, Das sei aber nicht tragisch: „Niederlagen gehören zum Sport dazu.“


Seinen größten Triumph feierte Dietz 1980 im EM-Finale in Rom. „Wir hatten eine tolle Truppe und das nötige Glück, in der 89. Minute durch Horst Hrubesch das 2:1 gegen Belgien zu erzielen“. Er war wohl der einziger Duisburger Fußballer, der je mit goldenem Essbesteck speisen durfte. „1980 beim Empfang im Feinschmecker-Restaurant Alfredo vor dem Finale in Rom wurde mir diese Ehre als Kapitän zu teil.“ Dass der Kellner ständig hinter ihm stand, hat er ebenfalls nicht vergessen: „Der hatte wohl Angst, dass ich die Löffel klaue.“

Bernhard Dietz, der frühere linke Malocher-Verteidiger - der schon auch mal 4 Tore in einem Spiel erzielen konnte

Malocher in Nadelstreifen

Das Bild des Malochers und damit vor allem des Sechsers hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Heute sind es mehr Malocher in Nadelstreifen. Früher grätschten sie, heute müssen sie öfter die feine Klinge schlagen. Doch eines blieb. Eine Story über die komplexen Anforderungen an die Sechser im Laufe der Fußball-Evolution. Einer dieser Malocher konnte seinem Verein am vergangenen Spieltag nicht helfen. Eine bedeutende Niederlage für den Meister, welche die Mentalitätsfrage und die Frage nach der richtigen Taktik aufwarf. Mit nur einem Sechser und dann noch einem in Nadelstreifen kann man selbst gegen Bochum schon mal 4 Tore in einer Halbzeit kassieren. Derer vier kassierte auch wieder der VfB Stuttgart. Gegen schöne Steckpässe oder auch gelungene Vorlagen hilft aber oftmals auch kein malochen. Die Fürther wiederum kommen mit ihrer Taktik „jetzt oder nie“ so langsam ins Rollen. Folgerichtig musste die Hertha sich dem Kleeblatt geschlagen geben. Kampfgeist, ein wenig Glück und eine hohe Effizienz bescherten den Franken einen Heimsieg. Damit sind sie nun seit 5 Spielen zu Hause ungeschlagen.

Ungeschlagen ist auch unser Tabellenführer Lars. Seit 6 Spieltagen führt er nun schon (wieder) im Tipp-12er-Kampf. Vielleicht ist in dieser Saison sein Motto auch „jetzt oder nie“. Allerdings schläft die Konkurrenz nicht. Mit guten Tippergebnis konnten sich Joschka und André heranpirschen und den Abstand auf überschaubare vier bzw. fünf Punkte reduzieren. Schnäppchen behält dagegen seinen Lauf bei und hat Siggi im Visier. Ob die beiden Schnapsexperten und -drosseln (siehe Bilder im Chat) wohl bald die Plätze tauschen? Das ist F7K wahrscheinlich egal. Endlich die 200er-Marke geknackt und nur noch 43 Punkte Rückstand zur Spitze und gar nur noch 39 auf den eigenen Erzeuger. Wenn er das noch aufholt, dann wäre das mehr als „zauber-haft“!

„Feiertach“ in Bochum – Bis zum Pausenpfiff vier Tore für den VfL. Minuten für die Ewigkeit

Zaubernde Malocher

Die Süddeutsche Zeitung betitelte in ihrer Montagsausgabe ihren Artikel zum Sieg der Bochumer über die Bayern mit der Überschrift: „Zaubernde Malocher“. In diesem sah sich der Reporter erinnert an den Fußball vor der Pandemie - und an Zeiten vor der langweilenden Bayern-Dominanz. Mal sehen, ob damit eine Zeitenwende eingeläutet ist. Am nächsten Spieltag empfangen die Bayern aber ausgerechnet den Tabellenletzten aus dem Norden Bayerns. Im eigenen Stadion vor Publikum glaubt kaum jemand, dass ein weiteres Fürth-Wunder geschehen kann. Aber man weiß ja nie – zaubernde Kleeblätter!?


Einen Tag zuvor wird die anstehende Spielrunde in Mainz eröffnet. Zu diesem Spiel ergibt sich direkt folgende Frage: Können die erfolgreichen Mainzer die noch erfolgreicheren Leverkusener stoppen? Die Antwort liegt in der Fähigkeit der hessischen Narren die aktuell enorme Durchschlagskraft der Kreuzträger zu unterbinden. Gleiches gilt für die Berliner Hertha. Im Duell der sog. neureichen Vereine, gegen immer stärker werdende Leipziger, kommt es ebenso darauf an diese vom Tor fernzuhalten. Andersherum sind die beiden Vereine, die in Stuttgart aufeinandertreffen, nicht mit sehr viel Geld gesegnet. Für den VfB ergibt sich aber die Chance im heimischen Stadion die Bochumer direkt wieder zu entzaubern. Dazu muss der VfB wahrscheinlich aber endlich (wieder?) das Malochen lernen.

Im Malocher-Klub Bochum wird im Übrigen jeden Monat der „Malocher des Monats“ per Fan-Votum gewählt. Ein blauer Malocher mit 16 Bundesligajahren für den VfL war „Ata“ Lameck. Er ist mit 518 Einsätzen in der Fußball-Bundesliga (23 mehr als Bernhard Dietz, der auf insgesamt 495 kommt) bis heute der Rekordspieler des VfL Bochum und die Nummer neun der ewigen Bundesliga-Rangliste. „Ata“ hat zudem von den Spielern, die nie in die A-Nationalmannschaft berufen wurden, die meisten Einsätze aufzuweisen. Mehr zum Spitznamen Ata findet ihr weiter unten.

Euch ein sauberes Wochenende, hoffentlich ohne zu viel Steineklopfen


Euer Michael „Ata“ Lameck

Eine Bochumer Malocherlegende: „Als ich mit meinen Kumpels in der Freizeit kickte, war die Asche noch schwarz, daher habe ich auch den Spitznamen „Ata“. Mit dem gleichnamigen Putzmittel mussten meine Eltern mich immer sauber schrubben.“