Runde Ecke - Ausgabe #73
Die weiße Sonne
Liebe Fußballmatadore,
für die unter uns die Kinder haben, kommt nun wahrscheinlich ein wenig die Erinnerung an eine Fernsehreihe wie die „Supa Strikas“ auf. In der Serie gibt es eine Episode, die den Namen „Fußballmatador“ trägt und die Geschichte eines Fußballstürmers auf der Suche nach seiner Form erzählt. Grundsätzlich ist der sog. Matador aber der wichtigste Protagonist eines Stierkampfes (lateinisch mactator „Mörder“, „Schlächter“), der den Stier mit der Muleta (dem roten Tuch) reizt und ihm am Ende des Kampfes mit dem Degen (Espada) den Todesstoß versetzt.
Zeit seiner Karriere wurde auch Alfredo di Stefano entweder als Fußballmatador oder weißer Pfeil („La Saeta Rubia") bezeichnet. Der Argentinier, dessen Vorfahren aus Italien stammten, bestritt gleich für drei Nationen Länderspiele: sechs für Argentinien, vier für Kolumbien und 31 für Spanien. Auf der iberischen Halbinsel feierte er auch seine größten Erfolge.
Alles begann an einem schwülen Septembertag, an welchem Di Stefano Tango tanzte. So leicht, so elegant, so gnadenlos bewegte er sich durch die Abwehrreihe des FC Barcelona, die seinem Spiel des Sich-permanenten-Entziehens hilflos zusehen musste. "Hier etwas Ernsthaftigkeit, dort ein wenig Spaß. Das ist mein Geheimnis. Wie in einem Tango: Der Weg ist lang und verschlungen", sagte er 2008 in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Und so kam es: Am Ende des ungleichen Tanzes hatte er beim 5:0 viermal getroffen. In seinem ersten Ligaspiel für Real Madrid.
Di Stefano wurde zum besten Spieler der Welt, gewann mit Real fünfmal in Folge den Europapokal der Landesmeister. Er brach haufenweise Rekorde und ist jahrelang "General" des „Weißen Balletts“ mit Francisco Gento und später auch Ferenc Puskas, mit dem zusammen er eines der besten Duos aller Zeiten bildete. Im Jahr 2017 wählten ihn Real-Fans in einer Umfrage zum Größten aller Zeiten.
Schlussendlich sind von dem 2014 verstorbenen Matador Weisheiten wie diese überliefert: "Fußball ohne Tore ist wie ein Tag ohne Sonne", sagte er in der SZ. Und man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Sonne seine gesamte Karriere lang schien. Ob im weißen Trikot mit dem Real-Wappen, im blau-weißem des kolumbianischen Vereins CD Los Millonarios oder am Anfang seiner Karriere im rot-weißen Trikot von River Plate aus Argentinien. Die Sonne und die Farbe Weiß bestimmten sein Leben.
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Den Gegner zu Boden zu ringen
Aufgabe des Matadors ist es, den Stier zu Boden zu bringen und zu töten. Hat er ihn besiegt, werden im Ohren und Schwanz abgeschnitten. Ein grausames Schauspiel, der Stierkampf. So grausam geht es im Fußball nicht immer zu, aber das zu Boden ringen ist oftmals ein beliebter Bestandteil eines Spiels. Nach dem Spiel der Wolfsburger in Gladbach meinte der Neu-Alt-Leitwolf Max Kruse „dann muss ich einfach direkt gleich fallen“, nach dem ihn ein Gladbacher „zu Boden ringen“ wollte und er sich noch etwas dagegen „gewehrt“ hatte. Hätte, hätte Fahrradkette. So entschied der Schiedsrichter in diesem Fall nicht auf Strafstoß. In Freiburg wurde auch gerungen. Nur hier waren sich inkl. Christian Streich, in dem Fall der sog. gegnerische Trainer, alle einig, dass die angedachte Ringereinlage in Form eines leichten Trittes von Hertha-Youngster Linus Gechter in Richtung Freiburgs Roland Sallai nicht ausreichend war für einen Elfmeter. Nur in diesem Fall entschied der Unparteiische sich für Strafstoß, was die Hertha in die Niederlage und auf Tabellenplatz 16 führte.
Auf Tabellenplatz 1 führte dagegen André sein Ringen mit dem elektronischen Tippspielschein. Spät am Freitagabend eingestiegen, bescherte dieser Aufwand ihm solide 15 Punkte und den Platz an der Sonne. Seine Tipps folgten nicht immer die Weisheit des Alfredo S., aber immerhin konnte er den Verlauf der Sonne genau einmal richtig bestimmen und 4 Punkte einsammeln. Dies gelang wiederum Michael sogar zweimal an diesem Spieltag, was ihn auch den Sonnenplatz im Tagestipptableau einbrachte. Er übersprang damit den besten Tippsonnenanbeter der letzten Wochen samt seines Domizil-Nachbarn aus Karlsruhe. Der Rest ist schnell erzählt. Jonas kam zurück von der dunklen Seite mit mageren 8 Punkten in der letzten Runde. Aus 8 wurden 17. Da wollte Siggi nicht nachstehen und machte aus 15 einfach mal 8 an diesem Spieltag. Man könnte meinen, Alfredo und Ferenc spielen wieder Doppelpass!
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Doppeltes Doppel
Kommendes Wochenende kommt es zu zwei Abstiegsduellen. Zwei Partien von entscheidender Bedeutung stehen an. Bielefeld empfängt am Freitag auf der Alm die Schwaben aus der Friedensstadt. Im Hinspiel war noch der FCA Favorit, heuer wohl eher die Arminia. Am nächsten Tag duellieren sich dann Stuttgart und Gladbach. Sollte Gladbach diesen Kampf verlieren, bleiben sie auf sog. Schlagdistanz zur „Überlebensringergilde“ der Liga. Sollte Stuttgart verlieren, dann muss sich, glaube ich, Pellegrino Matarazzo endgültig auf seiner Matratze** schlafen legen und sich nach einer ausgedehnten Ruhephase ein neues Traineramt suchen.
Ähnlich bedeutungsvoll geht es in zwei weiteren Spitzenpartien zu. Freiburg empfängt die wiedererstarkten Leipziger und Leverkusen ist in München zu Gast. Speziell dort kommt es zum Duell der beiden besten Torjäger der Liga. Mit einer recht imposanten Torquote wartet dabei Patrik Schick diese Saison auf. In 20 Spielen 20 Tore. Das hat schon fast etwas Matadorhaftes an sich – alle 78 Minuten ein Tor. In dieser Kategorie ist normalerweise nur Edinson „el Matador“ Cavani besser (neben Lewandowski oder Haaland). Nur nicht heuer – aktuell kommt der Uruguayer nur auf 2 Treffer in 11 Premier League Spielen, was ein Tor alle 303 Minuten bedeutet.
Euch ein befreites und torreiches Wochenende
Euer Edinson Cavani
*aus dem sizilianischen abgeleitet von Matarazzu
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