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Runde Ecke - Ausgabe #75

Dreh den Swag auf!

Liebe Fußballposer,

Können ist längst nicht mehr alles, worauf es im Fußball ankommt. Swag muss man haben - eine besonders lässige, coole Ausstrahlung. Im deutschsprachigen Raum wurde der Anglizismus Ende 2010 durch den österreichischen Rapper Money Boy bekannt. Dieser hatte den Original-Song Turn My Swag On des amerikanischen Musikers Soulja Boy als Dreh den Swag auf gecovert und erreichte damit in 14 Monaten ca. 14 Millionen Klicks bei YouTube.


Auch der „Kicker“ ist regelmäßig im Netz und auf verschiedenen Kanälen „unterwegs“, u. a. mit einer netten Tradition. Seit 1956 veröffentlicht das Fußballmagazin alle sechs Monate die Rangliste des deutschen Fußballs. Weltklasse, internationale Klasse, im weiteren Kreis, im Blickfeld - die Redakteure bewerten die Leistung und Entwicklung der Spieler und ordnen sie in die Kategorien ein.


Bei der Beurteilung spielt eine Komponente aber (noch) keine Rolle – der Swag. Im Übrigen wurde „der Swag“ 2011 zum Jugendwort des Jahres gewählt und kommt vom englischen Verb to swagger (prahlen, stolzieren). Via Twitter und Instagram verbreiten viele Bundesligaspieler ihren Swag. Es ist Zeit für eine etwas andere Top 3 des deutschen Fußballs, die Swag 3 der Bundesliga:


1.     Kingsley Coman: Wer sich regelmäßig in einfarbigen Jogging-Kombos ablichten lässt, die Finger dabei zur obligatorischen Schere geformt, hat Swag. Wer dann früher sich noch traute den kleinen dünnen Padawan-Zopf junger Jedi-Ritter vom Star-Wars-Universum in die reale Welt zu überführen, hat die Macht. Wer dann noch eine MC-Hammer-Gedächtnisfrisur trägt, wird selbst zur Macht. Lasst uns uns vor Kingsley Coman verneigen. Möge der Swag stets mit ihm sein.


2.     Eric-Maxim Choupo-Moting: Wer im Vor- und Nachnamen einen Doppelnamen trägt, beginnt das Leben bereits auf einem Swag-Level, das viele niemals erreichen werden. Eric-Maxim Choupo-Moting ruht sich auf diesem Vorsprung aber nicht aus. Ob Camouflage-Jacke beim Selfie oder Mittelfinger-Pose mit Rapper-Pulli, der Bayern-Stürmer zieht alle Register. Widerstand ist da swaglos.


3.     Kevin Kampl: Wer von der Sohle bis in die Haarspitzen perfekt gestylt ist, der hat Swag. Und wenn Gel und Haarspray mal leer sind, hilft ein extrem lässiger Hut. Was vor Jahren aussah wie Dreharbeiten zu „Django Unchained“ war Kampls legendäres Outfit beim Halbzeit-Interview des Europa-League-Spiels Leverkusen gegen Villareal. In der Pause war im Stadion auf einmal gefühlte Champions League.

Schon in den 70er Jahren gab es Swagger - Günter Netzer hatte wahrscheinlich mehr Frauen und Ferraris als Tore und Titel. Hier mal im Swag-Outfit der etwas anderen Art

Postwendend

Genau so nennt man ein Tor nach einem Gegentor, quasi im direkten Gegenstoß. Das schaffte Nico Schlotterbeck vom SC Freiburg am Samstag. Nach einem haarsträubenden Abwehrfehler konnte er Dank eines wunderschönen Tores aus der Distanz postwendend wieder die Führung herstellen. Damit siegte das Team in Top-Team-Manier gegen Wolfsburg. Auch in Top-Form waren die Leipziger in der Fremde in Franken. Mit 6 Toren und einem klaren Sieg konnten sie postwendend ihre Niederlage in Bergamo, zu mindestens bis zum Rückspiel, vergessen machen. Frankfurt wiederum braucht diese Extremerfolgserlebnisse nicht. Nach einem 2:1 bei Betis in Sevilla folgte zuhause in Frankfurt ein Sieg mit dem baugleichen Ergebnis gegen den VFL.


Baugleich waren letztes Wochenende (vorübergehend) nur Raphaello, Michael und andwil unterwegs. Mit 10 Punkten besetzen sie breitbeinig das Tippmittelfeld. Aktuell vorneweg posen darf dieses Mal unser JoschkaF mit 17 Punkten. Die angestrebte Posingposition können ihm nur noch HeySchiriEcke, F7K und Lars rein theoretisch streitig machen. Und wenn man das dann so durchliest, dann stellt man fest, dass da ganz schön viel Lässigkeit und Coolness rüber kommt in unserer Tipprunde. Fast jeder „posed“ mit feschem Pseudonym im virtuellen Raum durch die Gegend. Nimmt man noch Schnäppchen, Siggi, Karlsruhe oder auch Chrissi, dann bleiben da nur 3 ältere Herren, die ihren Nenn- und wahrscheinlich Taufnamen offenlegen. Der heuer untergetauchte Martin und die eben bereits erwähnten Herren Michael und Lars. Wer jetzt da mehr den Swag aufdreht ist dann wohl die große Frage? Klarnamen im Netz können auch eine Art des virtuellen Stolzierens und Prahlens sein.

Nicht gerade einer, der den Swag aufdreht, dafür mehr Poser und Bodybuilder – der seltsame Jubel von Nico Schlotterbeck: Ärmel hoch und Bizeps raus

Verschwaggen

In der hessischen Landessprache bedeutet verschwaggen, eine Flüssigkeit in einem Gefäß durch ruckartige Bewegung zum Überfließen zu bringen. Das Fass zum Überlaufen brachte bei der Hertha die letzte Niederlage in Gladbach. Danach musste der türkischstämmige Schwabe mit dem stürmischen Vornamen leider schon nach knapp 4 Monaten wieder seinen Hut nehmen. Für den Nachfolger, einen gewissen Felix Magath (siehe auch Fußballpragmatiker), wird es aber sicherlich nicht einfacher, kommen doch die sehr erfolgreichen Hoffenheimer am kommenden Spieltag in die Hauptstadt. Verschwaggen darf es auch keine der beiden Mannschaften im Duell zwischen dem VfB Stuttgart und dem FC Augsburg. Beide Mannschaften treffen „quasi“ ungeschlagen aufeinander (zählt man nur die letzten beiden Spiele). Dies könnte ein sehr intensives und krampfhaftes Spiel werden. Mal sehen, wer danach prahlen und stolz vom Platz spazieren darf. Ich werde live dabei sein und berichten!


Nicht bei diesem Spiel dabei und auch nicht wirklich als einer, der den Swag aufdreht, ist Robert Lewandowski. Aber immerhin spielte er einmal in einer Stadt mit dem sinnbildlichen Namen „Posen“. Nur hat der Stadtname nicht wirklich etwas gemein mit der angedachten Bedeutung des Verbes posen (posieren). Auf Polnisch heißt dies aber so ähnlich: poza!


Euch ein possierliches Wochenende


Euer Robert Lewandowski

Von 2008 bis 2010 spielte Robert Lewandowski 58mal für Lech Posen und traf 34mal ins Tor – damals schon keine schlechte Quote