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Runde Ecke - Ausgabe #79

Die Wahrscheinlichkeit, nicht Meister zu werden, ist größer als die Wahrscheinlichkeit, dem Abstieg nicht zu entgehen

Liebe Fußballmagister,

die „Meister“-Schaft wurde über Ostern noch nicht entschieden, da Borussia Dortmund fulminant Wolfsburg aus dem Stadion schoss und den Rückstand bei gleichbleibender Punktzahl halten konnte. Nebenbei steht lateinisch magister frei übersetzt für Lehrer oder Meister. Von magister leiten sich sowohl das deutsche Wort Meister als auch das französische maître (altfranzösisch maistre) und hiervon englisch Master ab. Im Grunde genommen ist es heute aber ein akademischer Grad. Die übliche deutsche Abkürzung des Studienabschlusses lautet M.A. für Magister Artium/Magistra Artium. Die englische allg. Variante ist der Master.


Seinen Magister als akademischen Titel kann man durchaus mittlerweile auch mit Arbeiten über den Fußball „bauen“. Umgekehrt ebenso interessant ist, dass inzwischen so einige Profi-Kicker entsprechende Abschlüsse bis hin zum Master „einfahren“. Einer dieser Recken ist ein ganz besonderer Abwehrrecke. Wer hat nicht den sympathischen Kapitän der Italiener bei der letztjährigen EM in Erinnerung. Immer mit etwas Schalk im Nacken locker Interviews gebend führte er seine Mannschaft kurzerhand zur Europameisterschaft. Sein Name: Giorgio Chiellini.


Chiellini hat nicht nur einen Masterabschluss, sondern er hat auch schon längst seine eigene Biografie veröffentlicht. Im Übrigen noch bevor er Europameister wurde. In der offenbart er eine etwas andere Einstellung zum Fußball und speziell zu Foulsituationen. Das umstrittene Foul von Sergio Ramos an Mohamed Salah im Champions-League-Finale 2018 bezeichnet der Italiener beispielsweise als "Meisterwerk". Er schätzt es, auch trotz oder wegen der Verletzung, als besondere taktische Leistung des Verteidigers Ramos ein.


Auch eine andere Szene, die er am eigenen Leib erfahren hatte, ist für ihn kein Aufreger mehr wert. Es ist bis heute eine der kuriosesten Vorkommnisse der WM-Geschichte. Beim entscheidenden Gruppenphasen-Spiel zwischen Uruguay und Italien 2014 kommt es im Strafraum der Italiener zu einer Beißattacke von Stürmer Suarez an Verteidiger Chiellini. Statt aber, auch wegen des Ausscheidens seiner Mannschaft durch dieses Spiel, Groll zu hegen, bewundert der Verteidiger Luis Suarez sogar für seine Hingabe heute. "Böswilligkeit ist ein Teil des Fußballs, ich würde so etwas nicht als illegitim bezeichnen. Man muss klug sein, um an seinem Gegner vorbeizukommen", so der italienische Nationalspieler.


Giorgio Chiellini bewundert somit die Gerissenheit seiner Gegner auf dem Platz. Um einen Masterabschluss zu erhalten, muss man auch in gewisser Weise klug sein. Mit seinem Abschluss in Business Administration hat der Italiener dies 2017 bewiesen. Ob die Unterstützung und Anerkennung von Böswilligkeit und Gerissenheit im Fußball zu seinen klügsten Einsichten gehört, dies steht wiederum auf einem ganz anderen Blatt.

Master in Business Administration – Mal sehen, was Giorgio Chiellini nach seiner Karriere damit anfangen wird

Meisterlich

Wie bereits beschrieben, hat München noch nicht sein 10. Meisterstück in Folge abgelegt. Das dauert noch ein wenig, auch eben dank des aktuellen Verfolgers. Andere Mannschaften sind dagegen auf sehr guten Weg, wahrlich Meisterliches diese Saison zu leisten. Der Bullen aus Leipzig eilen unter Domenico Tedesco von Sieg zu Sieg, vor allem basierend auf einem sehr ausbalancierten Kader. Die Tiefe und die Klasse der Spieler erlaubt es ihnen, die aktuelle Dreifachbelastung gut zu bewältigen. Leverkusen bekam dies Daheim am späten Abend hautnah zu spüren. Am Ende tauschten beide Mannschaften sogar den Tabellenplatz. Sollte Leipzig nach dem Sieg gegen Union kommende Woche auch gegen die Rangers aus Glasgow bestehen, könnte es eine erfolgreiche Saison werden. Gerade auch dank einer ausgewogenen Personalpolitik, auf die die Bayern schon aufgrund ihrer aktuellen „Unwucht“ in den Planungen argwöhnisch blicken (und, anscheinend schon wieder darüber nachdenken, Spieler aus Leipzig zu holen).


Auch in unserer Tipprunde ist noch nichts entschieden. Dank einer gewissen tipperischen Inkonstanz. Nur Markus scheint gar nicht aufhören wollen zu gewinnen. Zwar musste er sich mit 13 Punkten dieses Mal den Tagessieg teilen, aber immerhin konnte er einen Platz gutmachen. Allgemein gab es ein reges „Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel“. JoschkaF, Siggi und auch Karlsruhe purzelten alle einen Platz nach unten. Was wiederum den bereits erwähnten Schnäpple, seinen zukünftigen Bettnachbarn Raphael und auch Michael begünstigte. Und begünstigen ist hier durchaus die findigere Beschreibung, um diese Veränderungen erklären zu können, als etwa eine meisterliche Tippleistung!

Nach einem schönem Pass durch den eingewechselten Christopher Nkunku besiegelte Dominik Szobozlai die Niederlage der Bayer-Elf

Klarheit

Nach dem bravourösen Sieg in Gladbach könnten die Kölner gegen Bielefeld so einiges klar machen. Zu einem Union (bei einer wiederholten Niederlage gegen starke Leipziger) überrunden und die Arminia neben Fürth als zweiten Absteiger fast schon bestätigen. Voraussetzung ist, dass Berlin und Stuttgart sich schiedlich-friedlich mit einem Unentschieden trennen und Augsburg in Bochum seine Auswärtsschwäche ablegt. Nach der Heimniederlage gegen den VfL in der Hinrunde könnte man auf „Revanche“ in der Zwirbelstadt aus sein. Dies sind aber alles nur exemplarische Übungen der modernen Mathematik, die am Ende so oder so gedeutet werden können. Mehr Klarheit haben wir aller Voraussicht nur nach dem Spiel der Bayern gegen Dortmund. Klarheit im Sinne der Vergabe der 59. Meisterschaft. Alle Aussagen der Verantwortlichen in München deuten darauf hin, dass man trotz anhaltender Personalquerelen schon gegen den Erzrivalen aus eigener Kraft für klare Verhältnisse sorgen will.

Einer, der einmal zu einem ausgeglichen gestalteten und erfolgreichen Kader der Bayern gehörte, ist Tobias Rau. Als Linksverteidiger schaffte er zwar nicht den großen Durchbruch, dagegen durchbrach er nach seiner kurzen Profikarriere die studentischen Schallmauern und erwarb einen Studienabschluss als Magister Artium. Heute arbeitet er als Lehrer und ist Mitglied im Aufsichtsrat seines Jugendvereins Eintracht Braunschweig.


Euch ein herausragendes Wochenende


Euer Tippmaster

Sport, Biologie und Pädagogik – eine klassische Fächerkombination, um Lehrer zu werden