Runde Ecke - Ausgabe #82
La finale à Paris….
Liebe Fußballfinalisten,
man sagt, Paris ist immer eine Reise wert. Ob der Arc de Triomphe, die Kathedrale Notre-Dame, das Musée du Louvre oder natürlich der Eiffelturm. Geht es aber um Sport, dann drängt sich die Sportlichkeit von Paris im Stadtbild nicht unbedingt auf. Hier geht, wer auf sich hält, nicht wie etwa in London oder im Ruhrpott abends im Trikot eines Fußballklubs aus. Das mag auch daran liegen, dass es hier keinen Klub gibt, der das wert wäre. Doch mehr liegt es wohl am Diktat diskreter Eleganz, dass Paris dem globalen Trend der schlabbrig-bequemen Sportlichkeit einsamen Widerstand entgegenbringt, wie einst das gallische Dorf um Asterix den römischen Eroberern - auch wenn natürlich ein sonniger und sportlicher Mai zu modischen Auflockerungen führen könnte, nicht nur am "Paris Plage", dem populären Kunststrand an der Seine. Dennoch, Frankreichs Metropole darf sich nicht nur als Welthauptstadt der Mode fühlen - auch als Welthauptstadt des Sports, mal wieder.
Denn ein Campions League Finale der besonderen Art steht an. Einmal, da Paris aus bekannten Gründen nur der Ausweichspielort für St. Petersburg ist. Zum anderen, weil es eben auch die Wiederholung des Finales von 2018 und erst das dritte „Finaltreffen“ der beiden Teams in diesem Wettbewerb ist. 1981 gewannen die Reds, 2018 die Königlichen, auch dank Loris Karius. Geht man zurück ins Jahr 1981, dann stellt man fest, dass schon damals die Partie in der „Welthauptstadt des Sports“ stattfand. Ich bin mir ziemlich sicher, würde man hier eine Umfrage durchführen, kaum jemand würde sich noch an die jeweiligen Aufstellungen erinnern. Nur so viel, bei den Roten liefen Kenny Daglish und Graeme Sounes auf, bei Real ein gewisser Uli Stielike. Dabei waren der Deutsche und Laurin Cunnigham aus England die einzigen Nichtspanier im Team von Madrid. Im Team von Liverpool durften „gnädiger Weise“ 3 Schotten (u. a. Daglish und Sounes) mitmischen.
Nicht mitmischen durfte damals Carlo Ancelotti. Denn er spielte zu dieser Zeit für den AS Rom, mit dem er zwar vier Mal den italienischen Pokal gewann, aber international nicht für viel Furore sorgte. So auch 1981. Gegen den FC Turin konnte sich die Roma in zwei Finalspielen im Elfmeterschießen durchsetzen. Erst mit dem AC Mailand unter Trainerlegende Ariggo Sacchi und als Mitglied der „Gli Immortali - Die Unsterblichen“ trat er auch in den europäischen Wettbewerben als Sieger in Erscheinung. Apropos, 1981 bestand die Mannschaft des AS Rom nur aus Spielern mit italienischen Wurzeln. Bis auf einen gewissen Paulo Roberto Falcão, einem Mitglied des überragenden brasilianischen Mittelfeldes, auch „Dream Team“ genannt, um so herausragende Größen wie Zico, Sócrates und Toninho Cerezo.
All dies findet hier Erwähnung, da Carlo Ancelotti am 28. Mai 2022 zum fünften Mal in seiner Trainerkarriere im Finale der Champions League steht. Diese Marke hat noch niemand vor ihm erreicht. Der 62-Jährige nimmt damit die Spitzenposition ein vor Marcelo Lippi, Sir Alex Ferguson und Jürgen Klopp, die auf je vier Finalteilnahmen kommen. Sollte Ancelotti auch das gewinnen können, wäre es das vierte Mal, dass er den Henkelpott holt. Mit Real ist ihm das schon 2013/14 gelungen. Der AC Mailand hat ihm 2002/03 und 2006/07 die beiden anderen Triumphe beschert. Ein „Finalista“, wie es im Buche steht.
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Die letzte Runde vor dem Finale
Na, so richtig „Halbfinal“-Feeling war es nicht mehr in der Bundesliga. Die Bayern durften trotz eines Remis die Meisterschale in Empfang nehmen. Leverkusen machte in wenigen Minuten die Champions League klar und Leipzig befreite sich gegen einen schwachen Gegner von allen EL-Traumata. Die Bullen dürften kommende Saison höchstwahrscheinlich wieder CL-Luft schnuppern. Denn die hochgelobten Freiburger konnten in ihrem Paradebereich nach der Bekanntgabe erster personeller Entscheidungen für die kommende Saison, nicht mehr so den Laden dichthalten wie in der gesamten Spielzeit. 3 Tore nach 41 Minuten gegen Union Berlin waren schon ein negatives Ausrufezeichen. Nur der VfB Stuttgart, der ein wenig Aluminiumglück in München hatte und mit einem Unentschieden durchkam, sowie die Hertha aus Berlin, welche eine leicht unglückliche Niederlage gegen Mainz kassierte, wollten es nochmals spannend machen. Mehr dazu gleich!
Richtig spannend wird es nur noch um die Plätze 2-4 im Tippklassement. Zugegebenermaßen ist „Larsiboy“ nur noch theoretisch einholbar. Er müsste schon einen Tippblackout erwischen wie zum wiederholten Male „Joschiboy“. Kurz vor dem Finale mal 5 Spiele zu verpennen ist echtes Tipperpech und vermasselte ihm fast alle Möglichkeiten. Bessere Karten hält da unsere badische Tipplegende „Schnappiboy“ in seinen Händen. Sein Durchmarsch könnte noch auf dem Treppchen enden. Zu guter Letzt wollen wir hier aber noch unseren Tagessieger „Siggiboy“ würdigen. Mit zwei Toptreffern in Spielen direkter VfB-Kontrahenten brachte er den Sieg über die Ziellinie. Euch ein schönes „iboys“-Finale in Stuttgart mit herzlichen Grüßen an „Raphiboy“!
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Das Finale
In der Bundesliga gibt es nun wirklich ein kleines Finale. Die unter der Woche in der Presse hart kritisierten Berliner („wenn, dann ist der Abstieg verdient..“) sind in Dortmund beim Abschiedsspiel von Erling Braut Haaland zu Gast. Ob ihnen eine Wiederholung aus dem Hinspiel in der Fremde glücken wird, mag man stark bezweifeln. Damit sie aber wirklich in Gefahr kommen, muss Stuttgart erst einmal den guten FC aus Köln besiegen. Jetzt ist mir durchaus bewusst, dass in der Mercedes-Benz Stadium ganz besondere Unterstützung geboten wird. Die halbe KickTipp Runde „Boxende Päpste“ wird vor Ort sein. Aber eine gut aufgelegte Sturmreihe der Geißböcke um Antony Modeste und Mark Uth wird für die luftige Schwabenabwehr ein harter Brocken. Hoffen wir auf ein spannendes Fernduell. Erste positive Spielergebnisse für den einen oder anderen können in solchen Fällen ja Wunder bewirken. Ein echtes Wunder benötigen entweder Hertha oder Stuttgart auf jeden Fall danach. Für beide wäre es erst das zweite Relegationsaufeinandertreffen mit einem Zweitligisten. Dabei gingen beide jeweils gegen den Gegner aus der Etage tiefer baden.
Die Beletage des Fußballs bilden in puncto CL-Endspielteilnahmen als Spieler der unvergessliche Paolo Maldini und ein gewisser Christiano Ronaldo. Paolo Maldini stand dabei sogar mit Carlo Ancelotti während zweier dieser Finale um den Landesmeister-Cup auf dem Platz. Seit Ende der 80er-Jahre spielten beide bei den Rossoneri und brachten es auf 136 gemeinsame Partien. Maldini, damals am Anfang seiner Karriere, mit Anfang 20 schon eine feste Größe im Spiel. Ancelotti, auf der Zielgeraden seiner Karriere, mit Anfang 30 immer noch Mittelfeldmotor. Die zwei o. g. genannten Titel, die der AC Milan dem Trainer Ancelotti schenkte, waren auch mit ein Verdienst von Paolo Maldini. In beiden Spielen führte er die Mannschaft als Kapitän auf das Feld, 2007 notabene gegen den FC Liverpool.
Euch ein entspanntes Finalwochenende und viel Vorfreude auf das Finale in Paris
Euer Finalist du Paris
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