Runde Ecke - Ausgabe #86
„Runde Ecke“
Liebe Tippgemeinschaft,
eine Grundidee bei der Namensgebung für dieses „Newsletters“ war die alte Weisheit von Sepp Herberger: „Das Runde muss ins Eckige“. Basierend auf zur Verfügung stehenden Bilder wurde daraus dann der Name „Runde Ecke“ - ganz einfach. Denn der Kreis an der Eckfahne „rundet“ irgendwie die Ecke ab. Nun gibt es aber noch eine weitere bekannte Runde Ecke, die sogar eine gewisse geschichtliche Relevanz hat. Ein Gebäude in Leipzig mit besagtem Namen „beherbergt“ heute ein Museum über die Geschichte, Struktur und Arbeitsweise des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in der DDR. Das Geschäftshaus, zwischen 1911 und 1913 erbaut, hat eine wechselvolle Vergangenheit. Hier residierten auch schon einmal kurzzeitig die US-Armee, ehe 1950 die Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) einzog. Dabei stand die "Runde Ecke" fast 40 Jahre lang wie eine Zwingburg mitten in der Stadt. Auffallend war, dass in dieser Zeit im Vorbeigehen jedes Gespräch verstummte. Daher war das Haus am Innenstadtring auch während der Montagsdemonstrationen Zielscheibe von Wut und Empörung der Demonstranten. Am Abend des 4. Dezember 1989 besetzten sogar einige von ihnen friedlich die Einrichtung, um die anhaltende heimliche Aktenvernichtung durch Stasi-Offiziere zu verhindern. Eine Runde Ecke mit einer düsteren Vergangenheit!
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Auch am vergangenen Spieltag musste das Runde wieder ins Eckige, um die berühmt berüchtigten tabellenrelevanten Punkte zu ergattern. Auffällig dabei war, dass dies einige Mannschaften ganz gut beherrschten, aber nicht mehr als ein torreiches Unentschieden dabei heraussprang. Gleich dreimal trennten sich die Mannschaften 2:2. Nimmt man die Spiele Hertha gegen die Eintracht und Mainz gegen Union hinzu, dann waren es sogar 5 Unentschieden bei 9 Partien, was 56 % entspricht. Hätte Bochum nicht noch den Hoffenheimer Siegtreffer kassiert, im Übrigen nach einer 2:0 Führung, wären es 6 (67 %) an der Zahl und dabei vier mit dem „Traumergebnis“ von 2:2. Weniger torreich dagegen als von 90 % der Tippkicker erhofft, ging das Spiel Bayern München gegen den VfL Wolfsburg zu Ende. Nur 4 Bälle zappelten im Tor, wovon 2 als Tore anerkannt wurden.
Dieses Unentschiedengedöns und die magere Torausbeute der Bayern war aber der Familie Kürner irgendwie völlig egal. Angeführt von ihrem „Altvorderen“ machte die Truppe zusammen einfach einmal 43 Tipppunkte klar. Für den Nachwuchs bedeutete dies trotz verspäteten Einstiegs, es gilt nur noch einen minimalen Punkterückstand aufzuholen. Für Jonas selber bedeutete es sogar die Tabellenführung. Nicht einmal Lars konnte dabei richtig mithalten. Trotz gutem Tippergebnis waren es am Ende doch 4 Punkte Rückstand. Immerhin können beide nun von ganz oben den Rest „grüßen“. Eben auch Michael, der sich anscheinend im Urlaub befindet. Trotz langjähriger Telekombetriebszugehörigkeit und Firmenhandy mit hauseigener Flatrate fand er höchstwahrscheinlich den Roaming-Button nicht rechtzeitig, um tippen zu können. Technik will gelernt sein, im wahren Leben oder auf dem Fußballplatz.
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Auch kommendes Wochenende muss der Ball wieder ins Tor, um etwas Zählbares mitnehmen zu können. Nach aktueller Tabellenlage müsste dies daher am einfachsten für Hoffenheim und München sein. Denn beide Teams reisen zu den Tabellenschlusslichtern, die jeweils noch ohne Punktgewinn sind. Interessant wird es auch in Stuttgart. Die Breisgauer sind zu Gast, was nach der Stuttgarter Zeitung aber kein echtes Derby ist. Ein Derby ist für die Roten nur ein Spiel gegen die Kickers aus Stuttgart oder eben den Karlsruher SC. Hier auch, weil sich die beiden Fangruppen traditionell seit 1951 nicht ausstehen können. Nicht ausstehen können sich auch die Fans von Union und Leipzig. Unterschiedliche Einstellungen und Sozialisierung spielen hier wahrscheinlich eine Rolle. Während sich eine Gruppe aus Berlin „die Schärfsten“ („wir sind keine Ossis, keine Wessis, wir sind Berliner und UNIONER. Eisern!“) nennt, kommen die RBL-Fans eher lateinisch daher und nennen sich „Colectivo Lipsia“. Wofür das Wort Kollektiv steht, ist nicht erkennbar. Ich hoffe einmal, dass es nichts mit dem althergebrachten Kollektivgedanke zu tun hat, der in der DDR ausgeprägt war und durch die Staatssicherheit aus der „Runden Ecke“ abgesichert wurde.
Euch ein freiheitliches Wochenende
Euer Fanialist
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