Runde Ecke - Ausgabe #94
Eckstein
Liebe Fußballfreunde,
neben der Eckfahne und dem Eckball gibt es noch den Eckstein. Der Eckstein, lateinisch lapis angularis, ist oft der grob behauene Stein in der Ecke eines Mauerwerkes. Man könnte jetzt im übertragenen Sinne meinen, das ist dann der jeweilige Spieler am Ende der freiwillig gebildeten Freistoßmauer. In unserem Fall geht es aber um den Eckstein, den der 1. FC Nürnberg zu seinen Legenden zählt. Gemeint ist der Dieter aus Kehl an der französischen Grenze. Auch kurz „Eckes“ genannt.
Bei der bis dato eher bescheiden verlaufenen Saison und dem erneuten Trainerwechsel (Markus Weinzierl trainiert mittlerweile die Mannschaft) am Valznerweiher ist es an der Zeit, sich einmal mit erfolgreicheren Zeiten des „Glubbs“ zu beschäftigen. Die Nürnberger sind ein echter Traditionsverein. Mit neun Meisterschaften und damals drei Pokalsiegen (heute sind es insgesamt vier - man erinnere sich an 2006) war der Club sowohl bis 1987 über 64 Jahre lang deutscher Rekordmeister als auch bis 1969 über 34 Jahre lang deutscher Rekordpokalsieger, bevor ihn jeweils der FC Bayern München ablöste.
Genau um 1987 spielte eben besagter Eckes für die Franken. Es war einer der Aufstiegshelden von 1985 zusammen mit Hans Dorfner, Roland Grahammer und Stefan Reuter. Die Mannschaft nannte man auch gerne die „Club-Fohlen“. Erfolgreicher waren sie dann sogar in der Saison 1987/88, als sie als Tabellenfünfter die Qualifikation für den UEFA-Pokal schafften. Neben den Aufstiegshelden waren die später hinzugekommenen Spieler wie Manfred Schwabl, Jörn Andersen und schließlich Andreas Köpke wesentliche Garanten des Erfolgs. Damit waren die Jahre von 1985 bis 1988 eine der wenigen Phasen in der jüngeren Club-Geschichte, in der Trainer, Präsident und Mannschaft in einem ruhigen Umfeld arbeiten konnten.
Und Dieter Eckstein lieferte in dieser Zeit ab. In der Aufstiegssaison erzielte er 13 Treffer für den Verein, in der o.g. erfolgreichsten Saison gar 15 Treffer. Als linker Außenstürmer mit einer gewissen Grundgeschwindigkeit war auf ihn verlass. Auch wurde er 1987 Fußballnationalspieler und war im Kader für die Europameisterschaft 1988 im eigenen Land. Schlussendlich ist Dieter Eckstein auch wegen seiner 66 erzielten Club-Tore eine Legende im Frankenland. Wohlgemerkt und das als Badener. Einen wie ihn könnte der Club heute wieder brauchen!
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Ein formidable linker Außenbahnspieler ist auch Sadio Mané. Viele haben ihn ja schon als den größten Fehleinkauf dieser Saison abgeschrieben. Wie ein Fremdkörper wandelte der Senegalese durchs Bayern-Spiel. Auch die Trainer waren nach den ersten beiden zugegebenermaßen herausragenden Spielen etwas ratlos. Ob als Sturmspitze oder hängende Spitze, als falsche 9 oder auch dringend benötige Leitfigur. In allen Rollen wirkte der Fußballstar ein wenig überfordert und insbesondere nicht mehr handlungsschnell genug in seinen Aktionen. Aber einmal Flügelflitzer, immer Flügelflitzer! Seit seiner Versetzung auf den vertrauten linken Flügel lässt sich ein Aufwärtstrend vermelden. Nach der Länderspielpause trumpfte Afrikas Fußballer des Jahres wieder vermehrt auf. Dabei schaffte er vier Tore in fünf Partien: in der Bundesliga gegen Leverkusen und Freiburg letztes Wochenende, in der Champions League im Hin- und Rückspiel gegen Viktoria Pilsen. Wie die Nähe zu den Zuschauern auf der Außenbahn doch Flügel verleiht.
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Eine Flügellegende war unser Raphael nicht wirklich, so mein Kenntnisstand. Nun macht er sich aber auf eine Tipplegende zu werden. Seit über 8 Spieltagen führt er nun unsere Tabelle an. Vergangenes Wochenende konnte er wieder ausreichend punkten und liegt mit der Schnapszahl 111 auf Platz 1. Vorjahreschampion Lars kommt dagegen langsam wieder in Tritt. Nach ein paar missratenen Rateaktionen hat er zusammen mit Soccergirl vergangenen Spieltag die meisten Punkte „erraten“.
Nächstes Wochenende nach mehr oder weniger erfolgreichen Pokalpartien zu Mitte der Woche, sind es noch genau 5 Spieltage inkl. einer englischen Woche bis zur Winter-WM in Katar. Mit Blick auf das ungewöhnliche Ereignis bleiben den Mannschaften nicht mehr allzu viele Möglichkeiten, ihre Tabellensituation grundlegend zu ändern. Gerade die Kellerkinder aus dem Ruhrpott treffen am Sonntag auf Gegner wie Tabellenführer Union Berlin (Bochum) oder Tabellennachbar Hertha BSC (Schalke). Für Schalke und ihren voraussichtlich „neuen“ Trainer wäre es tabellarisch eine gute Gelegenheit, aber Hertha verkauft sich aktuell ein wenig unter Wert. Interessanter könnte es in Leverkusen werden. Der große Mittelfeldstratege Xavi Alonso steht nach 3 Spielen schon enorm unter Druck. Die Mannschaft zerfällt weiterhin anstandslos. Selbst Kämpfer wie Robert Andrich haben keine Erklärung mehr für die mangelnde Defensivleistung der Werkskicker. Zu Legenden auf ihren jeweiligen Flügeln werden damit aktuell Spieler wie Moussa Diaby oder auch Callum Hudson-Odoi eher weniger.
Euch ein legendäres Wochenende
Euer Eckenspezialist
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