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Runde Ecke - Ausgabe #95

Im Abseits

Liebe Fußballfreunde,

auf dem Platz kann es recht schnell gehen und schwupp steht der Stürmer im Abseits. Oftmals entscheiden Zentimeter, wenn nicht gar Millimeter, ob oder ob nicht. Neuerdings stellen sich aber Fußballgrößen auf eine ganz neue Art und Weise ins Abseits. Cristiano Ronaldo zum Beispiel. Wie bestimmt jeder gelesen oder gesehen hat, ging der große Ronaldo recht kleinlich vom „Platz“. Er schmollte, da er im Spiel nicht mehr gebraucht wurde und verzog sich während der noch laufenden Partie in die Kabine. Nun ist er erst einmal suspendiert und das mit 37 Jahren. Denn erlaubt ist das eigentlich nicht.


Damit ist er nicht der einzige große Star der internationalen Fußballszene, der anscheinend nicht den richtigen Zeitpunkt findet, um für immer Lebewohl zum grünen Rasen zu sagen. Gianluigi Buffon schaffte auch noch keinen perfekten Abgang. In seinem letzten Spiel in einem europäischen Wettbewerb, einem Endspiel in der Champions League, verursachte er einen Elfmeter und flog danach vom Platz, da er angeblich den Schiedsrichter beleidigt hatte. Das war 2018. Dies hielt ihn aber nicht davon ab weiterzumachen, denn er ist heute immer noch aktiv. Seit dieser Saison „spielt“ er zwar nur noch, und das mit 44 Jahren, den Ersatztorhüter in der Serie B. Aber da sein Vertrag bis 2024 läuft, könnte er sogar noch die „46“ schaffen.


Auch der immer noch bis mindestens Ende des Jahres verletzt fehlende Zlatan Ibrahimović versucht es mit 41 Jahren weiterhin in der Serie A. Zugegebenermaßen ein außergewöhnlicher Stürmer mit einem außergewöhnlichem Ego, der vergangene Saison noch das eine oder andere Kunststück fertigbrachte. Aber der AC Mailand hat mittlerweile 7 Stürmer neben „Ibrakadabra“ unter Vertrag. Braucht man da noch einen in der Kategorie Ü 40?


Nur Frank Ribéry hat sich jetzt am Ende seiner Laufbahn schlussendlich selbst „ausgewechselt“. Und dies nach langer Leidenszeit im stolzen Alter von 39 Jahren. Vergangene Woche verkündete er seinen Abgang von der großen Fußballbühne in Salernitana, italienische Fußballprovinz in der Mitte des Stiefels. Diese und auch die letzte Saison konnte er kaum bis gar nicht mehr mitwirken. Der Rücken, das Knie, der „Kopf“. Die Einsicht kam spät! Nun steht er für immer abseits des Platzes und könnte seinen Altersgenossen beratend zum Thema Laufbahnende zur Seite stehen.

Frank Ribéry wäre der perfekte Laufbahn-Coach für Spieler in der Kategorie Ü 35 - aus eigenen Fehlern lernen

Einer, der langsam auch ans Aufhören denken sollte, ist Daniel Caligiuri. Mittlerweile 34 Jahre alt, aber schon lang nicht mehr in der Verfassung der vergangenen Jahre. Zwar noch nicht in der Kategorie Ü 35 angekommen, aber in seinen Handlungen auf dem Spielfeld vorhersehbar, mittlerweile recht langsam und vor allem nicht mehr reaktionsschnell. Augsburg führte 3:0, verlor einen Spieler mit Gelb-Roter Karte, kassierte ein Gegentor und dann kam die 78 Minute. Trainer Enrico Maaßen wechselte Daniel Caligiuri ein, da sein linker Verteidiger verletzt runtermusste. Innerhalb von wenigen Minuten foulte besagter Einwechselspieler ungeschickt den als „Edeltechniker“ bekannten Willi Orban (was zum Tor durch Christopher Nkunku führte) und ließ in seinem Rücken den Spieler Hugo Nuova ungedeckt einlaufen. Intelligentes Verteidigen sieht anders aus.


Der längere Ausfall in der Abwehr von Makoto Hasebe, dem aktuellen Urgestein in der Bundesliga mit 38 Jahren, konnte Frankfurt dagegen wieder einmal spielerisch sehr gut ausgleichen. Mit gut herausgespielten Toren gewann man in Mönchengladbach dank einer starken ersten Hälfte und ist nun aussichtsreicher Tabellenvierter. Hätte Hasebe mitgewirkt, wäre dies sicherlich kein Qualitätsverlust gewesen. Wie Thiago Silva vom FC Chelsea macht er vieles mit Übersicht und gutem Stellungsspiel wett, was er ggf. an Wettkampfgeschwindigkeit eingebüßt hat. Immer noch eine Augenweide dem japanischen Altstar zuzusehen.

Entscheidender Moment in Augsburg - Iago Amaral Borduchi lässt sich zu einem Schubser gegen Xaver Schlager hinreißen

Als einen altgedienten Star im Tippklassement könnte man JoschkaF bezeichnen. Von Anfang an dabei, kaum Aussetzer durch sog. Nichttippen, solide Herangehensweise und lange auf Platz 3 der Tipptabelle in dieser Saison zu finden. Nur an den letzten Spieltagen läuft es nicht mehr so rund für ihn. Mittlerweile auf Platz 6 angekommen und in der Kategorie „Kein Treffer“ über alle bisherigen Spieltage weißt er mit 62,6 % das schlechtestes Ergebnis aller auf (bei 63 % seiner Tipps hat er keinen Treffer gelandet). Selbst Michael als Schlusslicht kommt da nur auf 61,5 % und auch FrankG, aktuell nur noch auf Platz 9 zu finden, weist mit 59,6 % einen besseren Wert auf. Warum er damit immer noch einige Punkte weniger als Jonas auf dem Konto hat, das muss er sich selbst fragen.


Schaut man wieder voraus, dann steht der 12. Spieltag an. Das könnte der Spieltag sein, an dem Union Berlin seine Tabellenführung verliert. Betonung liegt auf, könnte, denn die Unioner empfangen aktuell schwächelnden Gladbacher und Bayern dagegen momentan stark aufspielende Mainzer. In Frankfurt dagegen sollte ein wuchtiges Spiel entstehen. Zwei ambitionierte Teams von Platz 4 und 5, die ganz nach oben wollen. Dabei kann Mats Hummels, noch nicht so alt, aber auch nicht mehr so laufstark und vor der Saison schon ein wenig abgeschrieben in Abwesenheit von Makoto Hasebe (s. o.) dieses Mal ganz allein durch sein Stellungsspiel glänzen und den BVB zum Auswärtssieg lenken. Zu guter Letzt kommt es im Stuttgart zum landesübergreifenden Schwabenduell. In der Vorbereitung muss der VfB unter seinem neuen Interimstrainer erst einmal die Klatsche aus Dortmund verdauen. In gleicher oder ähnlicher Form wird man selbst gegen Augsburg nicht bestehen. Das letzte Aufeinandertreffen in Cannstatt endete ebenso torreich wie das Spiel im Dortmunder Signal-Iduna Park, aber zum Glück mit einem Tor Vorsprung für die Unterschwaben.

Euch ein abseitsfreies Wochenende

Euer altgedienter Tippkolumnist

Mats Hummels nach seinem Rennen gegen Alica Schmidt (400 Meter Spezialistin), dass er recht deutlich verloren hatte