Schweigeminute
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Liebe Fußballfreunde,
„Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt“. Eine Phrase, die man eigentlich auf alles anwenden kann. Denn nichts anderes wird damit behauptet, als das etwas einen anderen Verlauf nimmt als erwartet; etwas entwickelt sich auf andere Weise als geplant. So auch im Tippbusiness. Wer diese Runde auf Siege der Stuttgarter, Frankfurter, Augsburger, Hoffenheimer oder gar Unioner gesetzt hatte, wurde enttäuscht. Über die Ergebnisse, vor allem für Stuttgart, Frankfurt und Augsburg, kann man nur den Mantel des Schweigens legen.
Kurz vor Weihnachten und unter dem Eindruck der Ereignisse von Magdeburg ist Fußball aber allerhöchstens zweitrangig. Daher wollen wir auch abschweifen vom „normalen Business“ und einmal das Leben eines Fußballers gesamtheitlich und aus einer anderen Perspektive betrachten - dem Leben und Sterben eines solchen. Denn auch in einem Fußballerleben kommt es oftmals anders als erwartet. Friedhelm „Timo“ Konietzka zum Beispiel, der erste Torschütze in der Bundesligageschichte, hat ein außergewöhnliches Leben und auch Sterben hinter sich.
Die Geschichte seines Tores nach 51 Sekunden am ersten Spieltag 1963 passt dazu. Keine Kamera hielt den Treffer fest, da damals das „aktuelle Sportstudio“ zwar Kameras im Stadion hatte, aber erst in der 2. Halbzeit „begann“ zu filmen. Ein Foto existiert auch nicht. Nur vom Flankengeber Lothar Emmerich, wie er zur Vorlage ansetzt. Er selber behauptete immer, es waren nur 30 Sekunden bis zu diesem Tor für die Ewigkeit. Denn für immer wird er damit in allen Statistiken rund um den deutschen Fußball auftauchen.
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Die „Ewigkeit" seines Lebens hingegen war am Ende durch ein schweres Krebsleiden eingeschränkt. Der Wahlschweizer, der seinen Spitznamen aufgrund seiner raspelkurzen Frisur, mit der er einem russischen General mit Namen Timoschenko ähnelte, verdankte, schied 2012 freiwillig aus dem Leben. Er nutzte die Möglichkeit zur Sterbehilfe, die in der Schweiz erlaubt ist. Kurz vor Einnahme des Giftcocktails verabschiedete er sich mit den Worten: „Macht alle das Beste aus eurem Leben! Meines war lang und doch zu kurz“. Ein Satz mit viel Wahrheit in solch einer Situation und damit auch ein wenig für die Ewigkeit!
Nachzulesen ist dies alles im Buch „Schweigeminute - Fußball Bundesliga - Verstorbene Stars in über 50 Jahren Bundesliga“:
https://www.arete-verlag.de/produkt/schweigeminute-fussball-bundesliga/
Schweigeminute! Für die Opfer von Magdeburg gab es zu Beginn jeder Partie an diesem Spieltag eine Schweigeminute. Daher wollen wir auch hier schließen mit einer sinnbildlichen Schweigeminute - denn die Schweigeminute ist ein Brauch, der sich im Umgang mit dem Tod von Menschen entwickelt hat und mittlerweile eines der „wichtigsten Rituale des Gedenkens an Tote und Katastrophen“ darstellt.
Lasst uns daher mindestens für eine Minute schweigen, für die Toten der Katastrophe von Magdeburg und auch gerne für die bereits verstorbenen ehemaligen Bundesligaspieler!