Streithähne
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Liebe Fußballfreunde,
im Fernsehtalk zur Einstimmung des Fußballgipfels zwischen Bayern München und Borussia Dortmund stritten Oliver Kahn und Lothar Matthäus sich um die Deutungshoheit zur Entlassung von Julian Nagelsmann. Nicht das erste Mal. Das Netz feierte die beiden für ihren offnen Konflikt. Der flotte Lothar bezichtigte sogar im Nachgang den Titan der Lüge. Damit sind die beiden aber nicht die Einzigen im weiten Fußballuniversum, die sich hin und wieder in die Haare bekommen. Es scheint sogar eine gewisse Münchner Tradition zu sein - ehemalige Bayern-Spieler zoffen sich einfach gerne.
Da gab es zum Beispiel den Uli Hoeneß und den Paul Breitner. Das sind zwei Rechthaber, Besserwisser, Klugscheißer, Großgrantler und Zwistschleudern, wie sie im Buche stehen. Nach ihrer aktiven Zeit gingen sie sich immer wieder „an die Wäsche“, sodass oftmals außer einer Short nicht mehr viel am Körper übrig blieb. Den ersten großen Streit hatten sie Anfang der 80er-Jahre. Paule wollte mit 31 Jahren anno 1983 seine Profikarriere beenden. Der Frühinvalide Uli, der mit 27 schon seinen Abschied geben musste, verstand die Welt nicht mehr. "Spielt, solange ihr könnt. Es ist die schönste Zeit eures Lebens“, das war sein Motto. Ab diesem Moment waren die beiden Busenfreunde nicht mehr auf demselben Schiff unterwegs und es flogen sprichwörtlich die Verbalfetzen.
Im Laufe der Jahre kam es daher zu vielen Kleinen weiteren Scharmützel, die nicht immer vorteilhaft für beide Seiten endeten. Sie trieben es sogar so weit, bis keiner mehr mit dem anderen reden wollte. Es entstand ein Vakuum aus absoluter Funkstille. Erst am Grab von Gerd Müller konnten sich die beiden wieder versöhnen, auch dank der Vermittlung von Karl-Heinz Rummenigge. Hoffen wir einmal, dass es bei Lothar und Oliver nicht so lange dauern wird, bis sie wieder miteinander können. Uli Hoeneß hatte natürlich auch hierzu seinen Senf wie immer parat: Matthäus "muss seine Aussagen beweisen“. Die alte Zwistschleuder!!!
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Keinen Streit gibt es um die Frage, was und wer das Gipfeltreffen in München entschieden hat. Der arme Schweizer Goalie der Borussen hat es leider mit seinem Luftloch vergeigt. Ohne diesen Moment, da waren sich sämtliche Rundfunk- und Fernsehexperten einig, wäre das Spitzenspiel anders verlaufen. Selbst Lothar M., der Erfinder der Wäre-Wäre-Fahrradkette und damit der erste sprach-akrobatische Verfälscher der legendären Hätte-Hätte-Fahrradkette, konnte nicht drumherum um diese Feststellung. Zwar hätte Borussia Dortmund noch genügend Zeit gehabt, den Fehler ihres Schlussmannes auszubügeln, aber irgendwie zog der Fauxpas der Mannschaft den Stecker. Schlussendlich ging man verdient als Verlierer vom Platz.
Dabei war Gregor Kobel nicht der einzige, der dieses Wochenende zum Kuriositätenkabinett Bundesliga beigetragen hat. Auch ein gewisser Maximilian Arnold trat als der Doppelte-Max im „Volks(wagen)“-Theater an der Berliner Brücke auf. Erst bugsierte er einen Eckball per Kopfball recht gezielt ins eigene Netz und brachte damit den Gegner aus Augsburg unverhofft in Führung. Dann verschoss er im Übereifer auch noch einen berechtigten Elfmeter. Zack-Bumm an die Latte. Dieses Mal zielte er wahrscheinlich zuuuu genau. Nichtsdestotrotz, seine Wolfsburger kamen durch ein Last-Last-Last-Minute-Tor (96. Spielminute) wenigstens noch zum verdientem Ausgleich.
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Ob es ein gefühltes Luftloch oder doch eher ein gefühlter verschossener Elfmeter war, das oder den Schnäppchen und Jonas diesen Spieltag erlebten, überlasse ich ihrer Fantasie. Es ist aber irgendwie ein alarmierendes Zeichen trotz vollständiger „Tipppräsenz“ (kein Spiel verschlafen), dass unsere Busenfreunde so sehr strauchelten und mit mageren 4 Punkten weit unter ihrem bisherigen Schnitt blieben. Für Schnäppchen bedeutete es sogar den Verlust von zwei Tippplätzen. Da ging es Raphael und auch SoccerGirl durchaus besser. Erstgenannter konnte sogar mit 10 Punkten hauchdünn die Tabellenführung übernehmen.
Wie geht es weiter? Am Ostersamstag versammelt sich viel Fußballprominenz in Dortmund und Freiburg. Der Zweite empfängt den Dritten und der Erste ist zu Gast beim Vierten in der Tabelle. Wenn Dortmund diese Chance wahrnimmt und Union Berlin besiegen kann, dann hätte man a) zwei Verfolger abgehängt und b) bliebe bis auf zwei Punkte an den Bayern dran. Vorausgesetzt, die Bayern gewinnen ihr Spiel in Freiburg. Sollte wiedererwartend aber Freiburg zu Hochform auflaufen und die Bayern im eigenen Stadion ärgern, dann wäre ein Sieg der Dortmunder doppelt so viel wert.
Der Abstiegskampf hingegen wird am Sonntag „entschieden“. Bochum empfängt den Tabellenletzten aus Stuttgart und Hoffenheim den Tabellenvorletzten aus Gelsenkirchen. Wen in diesen Partien die jeweiligen Gastmannschaften verlieren sollten, dann wäre der Abstand zu Platz 15 auf 8 bzw. 7 Punkte angestiegen. Noch nicht kriegsentscheidend, aber sicherlich ein Thema für die jeweiligen „hätte - wenn“ Diskussionen in der Nachbetrachtung des anstehenden Spieltages oder auch der gesamten Saison.
Daher gilt - wenn man doch nur hätte, dann hätte man auch nicht die Fahrradkette (am Hals)!!!