Traumtore

Liebe Fußballfans,
ein Traumtor ist ein besonders schön oder auch spektakulär erzieltes Tor. Dabei hat jeder Fußballfan wahrscheinlich das ein oder andere besonders bemerkenswertes Tor im Kopf, welches er als ein Traumtor ansieht. Vielleicht auch eines, dass er selbst einmal erzielt hat. Die Liste der Traumtore ist durch alle Ereignisse, Ligen und Jahre sehr lang, so lang, dass keine kurze Kolumne ausreicht, um sie alle aufzuführen.
Offizielle Webseiten preisen dabei immer noch Diego Armando Maradonas Tor bei der WM 1986 als das beste Tor aller Zeiten an. Voraus ging ein Sololauf über das halbe Feld. Dass er bei seinem ersten Tor die „Hand Gottes zur Hilfe“ nahm, ist eine andere Geschichte. Für mich persönlich bleiben aber die Tore gegen die Niederlande bei dem gleich gelagerten Großereignis 4 Jahre später in traumhafter Erinnerung, samt Nebengeschichten und -wirkungen. Wer erinnert sich nicht an den Übersteiger von Guido Buchwald bei seiner Torvorlage oder an den unglaublichen Pfostenkracher von Jürgen Klinsmann aus ca. 20 Metern. Andi Brehmes Schlenzer zum 2:1 nicht zu vergessen. Wer jetzt keine Bilder in den Kopf bekommt, war 1990 nicht dabei oder gerade irgendwie traumwandlerisch abwesend.

Zurück im Alltag und damit zum Wochenende. Dem allseits bekannten SV Werder Bremen, 2025 noch ohne große Erfolge, gelangen im Nordduell gegen Kiel gleich zwei Traumtore. Zu mindestens nach dem Dafürhalten der schreibenden Presse. Und tatsächlich, bei Betrachtung der bewegten Bilder, kann man feststellen, dass beide Tore gelungen sind. Das Tor zum 2:0 gefällt dabei noch fast besser, da es ein schöner Schlenzer fast Ala Brehme aus ungefähr der gleichen Entfernung war. Man nennt solche Kunstschüsse auch gerne unhaltbar.
Unter den tollsten Traumtoren aller Zeiten bleiben manche auch deshalb besonders im kollektiven Gedächtnis hängen, weil sie nicht nur außergewöhnlich erzielt, sondern auch außergewöhnlich zelebriert wurden. Paul "Gazza" Gascoigne, einer der talentiertesten Fußballer, den England je hatte, gelang im Gruppenspiel der Europameisterschaft 1996 gegen Schottland ein fantastischer Treffer, den so nur er zu schießen imstande war: Er nimmt den Ball 20 Meter vor dem Tor mit dem linken Fuß an, hebt ihn über den hüftsteifen schottischen Verteidiger Colin Hendry, nimmt ihn mit rechts volley aus der Luft - und es macht rums!
Im Anschluss als Reaktion auf die harsche Kritik an einem Saufgelage der englischen Elitekicker in der Vorbereitung auf dieses Turnier - unter anderem wurden den Spielern auf einem Zahnarztstuhl liegend diverse Spirituosen in den Rachen gekippt - sprintete Gascoigne nach seinem Traumtor an die Torauslinie, schmiss sich auf den Rücken, hob den Kopf erwartungsvoll nach oben, riss den Mund auf und ließ sich von den Kollegen Wasser in die Kehle spritzen.

Ob SirPatric Wasser oder Alkohol bevorzugt, ist nicht bekannt. Aber gegenüber dem Rest hatte er wie Werder auch den einen oder anderen Traumtipp parat. Rein rechnerisch nach dieser Runde eine nette Verbesserung. Jonas hingegen setzte sich von seinen zwei ärgsten Verfolgern dank zweier richtiger Visionen ab. So langsam, mit noch 7 ausstehenden Spieltagen kann er anfangen, vom Sieg 2024/25 träumen. Fast so schön wie das Erzielen eines Traumtores, wenn nicht sogar besser!