Unterkante Latte
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Liebe Fußballexperten,
Schuss, Unterkante Latte, kein Tor. So etwas ist bitter für den Schützen. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit noch höher, dass der Ball von der Unterkante zurück ins Feld springt, bei einer rechteckigen Querlatte. In den Nachkriegsjahren bis hinein in die 70er-Jahren war diese Art von Balken ein durchaus gewohntes Bild. Gleichzeitig auch für viele der entscheidende Faktor, wenn es um die sagenumwobene Beurteilung des vermeintlichen Tores anno 1966 in Wembley geht. Je nachdem, ob man die englischen oder deutschen Farben unterstützt, gehen die Meinungen heute noch auseinander. Aus deutscher Sicht war nur der rechteckige Querbalken schuld……wahrscheinlich, oder doch nicht….immerhin aber der Linienrichter.
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Rechteckige Querbalken aus Holz trifft man heute hingegen nur noch selten. In der Bundesliga ganz offiziell nicht mehr seit dem legendären Torbruch vom Bökelberg im Spiel Borussia Mönchengladbach gegen Werder Bremen. Beim Versuch eines Spielers, nachdem er ins Tor gerutscht war, sich am Netz hochzuziehen, brach der linke Torpfosten in Bodennähe ab und das gesamte Tor fiel in sich zusammen. Die Bundesliga beschloss daraufhin nur noch Aluminum-Tore in meist runder Form zu verwenden.
Aber ist dies denn ein Muss! Denn auch heutzutage ist eine runde Form nicht vorgeschrieben, in den DFB-Fussballregeln heißt es dazu: „Die Torpfosten und die Querlatte beider Tore müssen die gleiche Form aufweisen: quadratisch, rechteckig, rund, elliptisch oder eine entsprechende Mischform.“ Neu im Trend ist sogar mit dem Hinweis auf ihre Umweltfreundlichkeit, dass Fußballtore wieder vermehrt aus Holz hergestellt werden. Nur eben heute dann bevorzugt in Rund.
Dies bedeutet, dass die Begrifflichkeit „Unterkante Latte“ so nicht mehr angewendet werden kann. Es wäre eine falsche Darstellung in diesen runden Zeiten. Aber das kann den Spielern durchaus egal sein. Denn springt der Ball von der Latte wieder zurück ins Spielfeld, ist es immer noch kein Tor. Wer das Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn beiwohnte, konnte dieses Phänomen gleich zweimal beobachten. Trotz runder / elliptischer Latte konnte Kai Havertz den Ball nicht im Tor unterbringen, sondern zielte zu genau auf eben diese Umrandung. Hätte er ein wenig tiefer die Justierung angesetzt, das Spiel hätte durchaus 7:0 ausgehen können.
Auch am Wochenende gab es ähnliche Szenen. In der 2. Liga im Spiel Darmstadt gegen Braunschweig war u. a. ein sauberer Lattentreffer dabei. Real San Sebastian hätte eigentlich gegen Real Madrid gewinnen müssen, auch hier „stand“ die Latte im Weg. Die unglücklichen Leipziger hatten ähnliches im Repertoire. Ein paar Zentimeter weiter unten und schwupp wäre aus einem 0:0 ein 1:0 geworden. Ansonsten gab es überwiegend Pfostentreffer. Unter anderem traf Frankfurt zweimal eben diesen und konnte trotzdem knapp gewinnen. Ähnliches gilt für die Stuttgarter. Niemand im Ländle muss dem Pfostentreffer von Chris Führich nachtrauern, denn man hatte den neuen Schwabenpfeil Ermedin Demirovic am Start.
Den einen oder anderen Lattentreffer zu viel hatten dieses Wochenende Lars auf Lager. Seine Tipps kamen nicht durch und am Ende war die Ausbeute deutlich geringer als beim Rest der Tippgemeinschaft. F7K zum Beispiel meldete sich mit Verspätung zurück und traf überwiegend entweder unter die Latte oder neben den Pfosten. 18 Punkte Rückstand auf Platz 7-9 sind aufholbar. Vorausgesetzt er produziert nicht zu viele Treffer an die vermeintliche Kante der Tipplatte.