3 min read

Vollpfosten

Vollpfosten
Runde Ecke - Ausgabe #110

Liebe Fußballfans,

schaut man sich das Bild oben an, könnte man direkt fragen....welcher Vollpfosten hat diese Linie gezogen? Denn der Ausdruck Vollpfosten ist ein Schimpfwort für jemanden, der sich durch besonderen Dilettantismus auszeichnet. Man vermutet eine Bezugnahme auf die intellektuellen Fähigkeiten des Bezeichneten, die nicht größer seien als eben die eines "Torpfosten".

Im Fußball kommt es durchaus vor, dass dieses Schimpfwort immer wieder verwendet wird. Ob auf dem Rasen oder auch gerne auf den Rängen. Das ist nicht immer günstig und kann für Fußballspieler teuer werden. 2011 wurde Arjen Robben (damals FC Bayern München) zum Beispiel vom DFB-Sportgericht für die Verwendung des Wortes gegenüber dem Schiedsrichter für zwei Spiele gesperrt und musste 15.000 EUR Geldstrafe bezahlen.

Auch Mats Hummels und sein Bruder Jonas ordneten in ihrer Potcastserie 2019 das Auftreten der türkischen Nationalspieler ein wenig in dieser Kategorie ein. Dabei ging es um den erneut gezeigten Militärgruß der Spieler, mit der sie ihre Sympathie zur Politik von Präsident Recep Tayyip Erdoğan aufzeigten. All dies geschah nach dem Spiel gegen Frankreich in der EM-Qualifikation. Die Fußballer stellten sich vor den Fanblock und salutierten. Heute, nach der schweren Erdbebenkatastrophe in Anatolien und Syrien hat sich das Stimmungsbild in der Türkei stark gewandelt. Heute würden die Spieler sich vielleicht anders positionieren.

In der Türkei schwindet das Ansehen des Präsidenten nach der schweren Erdbebenkatastrophe enorm - hoffentlich auch bei den türkischen Nationalspielern

Am letzten Spieltag warteten einige Spieler mit teilweisen ungewöhnlichen Dilettantismus auf. Ob der Augsburger Außenverteidiger Robert Gumny mit der Einstellung des Fußballspielen nach einen leichten Zupfer am Strafraum oder sein Teamkollege und Innenverteidiger Felix Uduokhai, der in der Nähe des eigenen Strafraums ein gewagtes Dribbling ansetzen wollte. Folge, zwei geschenkte Tore an den Gegner. Nicht anderes geschah in München. Dort spielte der Bochumer Außenverteidiger Saidy Janko einen schlampigen Rückpass auf seinen Torwart, in den der gegnerische Stürmer, in diesem Fall Thomas Müller, dazwischen gehen und ins leere Tor einschieben konnte.

Auch in Freiburg gab es Kurioses zu bestaunen. Bei einigen Spielszenen von Stuttgarts Innenverteidiger Dan-Axel Zagadou kam zu dem bereits genannten Dilettantismus auch noch ein wenig Pech hinzu. Nach einer längeren verletzungsbedingten Pause (Bänderriss) brachte er seine Mannschaft um ein besseres Ergebnis, da er gleich zwei Elfmeter verursachte.

Grundsätzlich hatten alle beschriebenen Aktionen somit den direkten Torerfolg des Gegners zur Folge und keine der Mannschaften konnte am Ende etwas Zählbares mitnehmen. Betrachtet man diese Situationen nun unter der o. a. Beschreibung, dann kann man den Akteuren eine gewisses vollpfostisches Verhalten an diesem Spieltag ankreiden.

Thomas Müller kurz vor dem Einschuss zum 1:0 nach glänzender Vorabeit durch den Bochumer Mann mit der Maske

Gar nicht vollpfostisch sondern eher stark risikoaffine, wie schon die ganze Saison, ging vergangenes Wochenende Schnäppchen vor. Es hätten sogar mehr als die 15 Punkte sein können, wären Hertha nicht noch zwei Tore in der Nachspielzeit gelungen. Aber auf Hertha zu setzen, ist eben der entscheidende Faktor, um ganz oben mitzumischen. Raphael dagegen war mehr im Unentschiedenmodus unterwegs - er konnte sich wahrscheinlich nicht entscheiden und setzte dadurch seinen Sinkflug fort.

Weiter geht es nächsten Freitag, nach den ersten Viertelfinalspielen 2023 in der Champions League, in der Augsburger WWK-Arena. Dort können die beiden o.g. Dilettanten des FC Augsburg gegen arg gebeutelte Hoffenheimer Wiedergutmachung betreiben. In Gladbach trifft Yann Sommer hingegen auf seine alten Spielkameraden. War da nicht etwas? Richtig, die letzten beiden Besuche der Bayern im Borrussia-Park verliefen nicht nach der Vorstellung eines Dominators. Eher eine gewisse Unfähigkeit, an dieser Spielstätte zu bestehen hat sich bei den Münchenern breitgemacht. Alles wird davon abhängen, welche Robustheit sie nach dem Spiel unter der Woche an den Tag legen können und vor allem wie das Spiel gegen Paris St. Germain verlaufen ist. Im Übrigen neigen die Franzosen dazu, ihren Fußball und ihre Fußballer stark zu verballhornen - siehe unten!

Dies alles verbunden mit der Bitte: Zieht eine gerade Tipplinie!


Wer Lust auf noch mehr Vollpfosten hat, hier bitte: